Hepatitis C: Omega-3-Fettsäuren

In meinem Artikel „Chronische Virushepatitis C – Was kann Omega-3?“, der 2016 in der Zeitschrift „Ernährung und Medizin“ erschien, geht es um die unterstützende Wirkung von Omega-3-Fettsäuren während der konventionellen Hepatitis-C-Therapie.

Bei einer Hepatitis handelt es sich um eine Leberentzündung. In jungem Alter ist Hepatitis A harmlos. Wird oft nicht mal bemerkt und heilt von alleine aus.

Gegen Hepatitis B ist eine Impfung möglich. In Deutschland leiden etwa 500.000 Menschen an einer chronischen Virushepatitis C, weltweit sind es rund 1,7 Mio.

Übertragungswege

Übertragen werden kann die Infektion über unhygienische Injektionen, sexuellen Kontakt oder das Blut. Genau wie Hepatitis B, kann aus Hepatitis C eine Leberzirrhose entstehen. Gegen Hepatitis C ist jedoch keine Impfung möglich.

Diagnostik

Wenn hohe Transaminasen (GOT, GPT, GGT) vorhanden sind, könnte dies möglicherweise auf Hepatitis hinweisen, so lang diese nicht anderweitig zu deuten sind. Sollten viele Hepatitis-C-Antikörper zu finden sein, ist eine Infektion wahrscheinlich. Wenn jedoch kein virales Erbmaterial (HCV-RNA) vorliegt, lässt sich eine chronische Hepatitis C ausschließen.

Konventionelle Therapie

Bei einer typischen Therapie werden einmal wöchentlich Peginterferon α injiziert sowie täglich Ribavirin in Tablettenform.

Je nach Genotyp und Verlauf liegt die Behandlungsdauer bei 24-72 Wochen. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % kann das Virus eliminiert werden. Genotyp 2 und 3 haben eine deutlich höhere Erfolgswahrscheinlichkeit als Genotyp 1. Sollten ein halbes Jahr nach Therapieende keine Viren mehr zu finden sein, kann man von einer Heilung sprechen.

Nebenwirkungen

Nebenwirkungen sind von Person zu Person verschieden. Viele Patienten fühlen sich ähnlich wie bei einem grippalen Infekt.

Hierbei können auch Fieber, Schüttelfrost oder Schlappheit auftreten. Weitere Nebenwirkungen können beispielsweise Haarausfall und Fehlfunktionen der Schilddrüse sein. Außerdem kann die Therapie unter Umständen auch Ängste und Depressionen verstärken. Eventuell muss sogar erwogen werden, eine solche Interferontherapie nicht durchzuführen. Auf jeden Fall sollte sie gut bedacht und von einem erfahrenen Arzt überwacht werden.

Ernährungstherapie und Lebererkrankungen

Eine Heilung kann hiermit zwar nicht erzielt werden, dennoch gibt es einige Lebensmittel, die der Leber besonders guttun.

Unter anderem zählen dazu bittere Lebensmittel wie Endivien, Chicorée sowie Radicchio und Gewürze wie Curry und Ingwer. Außerdem scheint eine vegetarische Ernährung vorteilhaft zu sein, da so weniger tierische Aminosäuren aufgenommen werden, die die Leber belasten. Omega-3-Fettsäuren wirken entzündungshemmend, diese können vor allem durch fetten Fisch aufgenommen werden. Da meist nicht genügend Fisch konsumiert werden kann, sollten Omega-3-Fettsäuren durch Präparate aufgenommen werden, um die erforderliche Menge zu erreichen. Zusätzlich kann auch eine orthomolekulare Therapie mit Vitamin D, Zink und Selen helfen, die das Immunsystem unterstützt.

Omega-3-Fettsäuren senken die Entzündungsneigung

Durch eine hohe Omega-3-Fettsäure-Zufuhr kann die Entzündungsneigung bei entzündlichen Lebererkrankungen (u.a. auch die chronische Hepatitis B und C) langfristig gesenkt werden. Besonders das Omega-6-/-3-Verhältnis sollte gering sein.

Insbesondere innerhalb des letzten Jahrhunderts entwickelte sich ein Ungleichgewicht dieser beiden Fettsäuren in der Bevölkerung. Vor allem durch den hohen Konsum an industriell gefertigten Lebensmitteln. Heutzutage werden bis zu 10-50-mal mehr Omega-6- als Omega-3-Fettsäuren konsumiert. In der Steinzeit lag das Verhältnis bei etwa 1:1. Somit verwundert es nicht, dass Entzündungskrankheiten immer mehr zunehmen.

Zu den Omega-6-Fettsäuren zählen die Linolsäure und Arachidonsäure.

Zu den Omega-3-Fettsäuren zählen die Alpha-Linolensäure (ALA), Docosahexaensäure (DHA) und Eicosapentaensäure (EPA).

Um antiinflammatorische Effekte erzielen zu können, sind mindestens 2 g Omega-3-Fettsäuren am Tag notwendig. Dies entspricht in etwa 100 g Hering, 300 g Lachs/Makrele, 12 konventionellen Fischölkapseln (500 mg Fischöl) oder 1 EL Fischöl.

Pflanzliche Öle

Leinöl hat einen hohen Gehalt der pflanzlichen Omega-3-Fettsäure ALA. Der Nachteil von ALA ist allerdings, dass diese Fettsäure zunächst in EPA und DHA umgewandelt werden muss, damit eine entzündungshemmende Wirkung entstehen kann. Es werden nur weniger als 10 % der ALA in EPA umgewandelt.

In Studien, die die Wirkung von Omega-3-Fettsäuren zusätzlich zur konventionellen Therapie untersuchten, zeigte sich ein deutlich positiver Einfluss der Omega-3-Fettsäuren gemeinsam mit Interferon und Ribavirin.

Hepatitis-C-Patienten, die Ribavirin einnahmen und eine Anämie entwickelten, konnten einen Hämoglobin-Anstieg von 10,8 auf 11,5 g/dl innerhalb von zwei Monaten erzielen, wenn sie neben Ribavirin zusätzlich 1.800 mg EPA täglich einnahmen. Die Ribavirin-induzierte Anämie war hier wesentlich geringer als die der Kontrollgruppe.

Patienten, die sowohl mit Ribavirin als auch Interferon behandelt wurden, wurden in drei Gruppen eingeteilt.

  1. Gruppe: Gabe von 600 mg/d Vitamin C
  2. Gruppe: Gabe von 300 mg/d Vitamin E
  3. Gruppe: Gabe von 600 mg/d Vitamin C + 300 mg/d Vitamin E + 1.800 mg EPA täglich

Die zelluläre Integrität der Hepatozyten war nach 24 Wochen in der EPA-Gruppe verbessert (ALT war geringer). Zudem zeigte sich eine verminderte oxidative Belastung (signifikant geringerer 8-Hydroxy-2‘-Desoxyguanosin-Spiegel) in der EPA-Gruppe.

Triglyzeride im Zaun halten

Eine weitere Studie teilte Patienten mit Hepatitis C in zwei Gruppen ein.

  1. Gruppe: Gabe von Interferon
  2. Gruppe: Gabe von Interferon + 3 g Omega-3-Fettsäuren täglich

6 Monate später ergab sich eine identische Reduktion der HCV-Viruslast in beiden Gruppen. Der ALT-Spiegel war in der Omega-3-Gruppe signifikant niedriger als in der anderen Gruppe. Dort kam es jedoch zu einem Triglyzeride-Anstieg (in einer antiviralen Therapie die Regel). In der Omega-3-Gruppe konnten die Triglyzeride sogar gesenkt werden.

Somit verbessern Omega-3-Fettsäuren nicht nur die Leberzellintegrität, sondern können auch eine Hyperlipidämie, die durch Interferon induziert wird, verhindern.

EPA kann Anämie-Risiko senken

In einer Studie bekamen die Hepatitis-C-Patienten neben der antiviralen Therapie zusätzlich EPA oder nicht.

In der Gruppe ohne EPA musste die Ribavirin-Dosis bei 29 % der Patienten reduziert werden, da eine deutliche Anämie entwickelt wurde. In der EPA-Gruppe musste die Dosis bei nur 17 % der Patienten reduziert werden. Außerdem wurden die T-Helferzellen vermindert, bei der EPA-Gruppe jedoch nicht. Je größer das Verhältnis von EPA zu Arachidonsäure war, desto mehr Leukozyten waren vorhanden. Die Autoren der Studie schließen aus diesen Ergebnissen, dass die Omega-3-Fettsäure EPA in der chronischen Hepatitis-C-Behandlung hilfreich sein kann.

Was tun bei einer Interferon-induzierten-Depression?

Studienteilnehmer unter Interferon-Therapie erhielten zusätzlich EPA, DHA oder ein Placebo. 30 % der Placebo-Gruppe entwickelte eine Depression, 28 % der DHA-Gruppe, aber nur 10 % der EPA-Gruppe.

Besonders EPA hat demnach eine starke Wirkung auf die Prävention Interferon-induzierter Depressionen. Folglich scheint die Inflammation einen starken Einfluss auf die Depressionsgenese zu haben.

Sowohl EPA als auch DHA verzögern das Eintreten einer Depression im Vergleich zu Placebo-Gruppe um mehr als das Doppelte.

Somit bieten Omega-3-Fettsäuren einen wirksamen Schutz vor Depressionen für Hepatitis-C-Patienten unter Interferon-Therapie.

Fazit

Maritime Omega-3-Fettsäuren sind bei chronischer Hepatitis C wegen ihrer antiinflammatorischen und Leberzellkarzinom-präventiven Effekte günstig.

Kombiniert mit einer antiviralen konventionellen Therapie können sie Nebenwirkungen wie z.B. Anämie und Depressionen verhindern und können zu einem schnelleren Lebertransaminasen-Absinken als Ausdruck verbesserter Leberzellintegrität führen.

EPA und DHA sollten folglich Bestandteil einer ganzheitlichen Hepatitis-C-Therapie sein.

Quelle: Ernährung und Medizin