Was ist eigentlich eine Demenz?

Das Wort «Demenz» entstammt der lateinischen Sprache und bedeutet wörtlich de-mens = abnehmender Verstand. Hierzu muss allerdings angemerkt werden, dass es «die» Demenz eigentlich gar nicht gibt. Vielmehr gibt es eine Vielzahl von Erkrankungen, die zu Demenz führen können.

Die häufigste Demenzform mit etwas mehr als 50 % der Betroffenen ist die so genannte Alzheimer-Demenz. Der deutsche Neuropathologe Alois Alzheimer (1864 – 1915) entdeckte im Gehirn von Auguste D. nach deren Tod mikroskopisch kleine «klumpen- und fadenförmige Gebilde», die wir heute als Amyloide kennen. Dabei handelt es sich um bestimmte Eiweissablagerungen, die wir als typisch für den «Alzheimer» kennen. Auguste D. hatte einen geistigen Abbau aufgewiesen, der weit vor dem altersentsprechend normalen Verlauf lag.

Die zweithäufigste Demenzform ist mit etwa 20 % gefäßbedingt (so genannte «Verkalkung»). Dabei kommt es zu arteriosklerotisch bedingten Gefäßverengungen. Häufig entstehen auch ischämische Läsionen, also durch «Mini-Infarkte» im Gehirn ausgelöste kleine Zonen mit Untergang von Nervengewebe. Immerhin ca. 15 % der Betroffenen weisen Mischformen beider Grunderkrankungen auf. Die übrigen Anteile gehen zu Lasten seltenerer Ursachen wie etwa der Creutzfeld-Jakob-Krankheit (hat Ähnlichkeiten zum böse genannten «Rinderwahnsinn»), Korsakow-Syndrom (meist durch Vitamin B1-Mangel bei chronischem Alkoholismus ausgelöst) oder Demenz aufgrund von Morbus Parkinson («Schüttellähmung» bei Dopaminmangel in bestimmten Hirnregionen). Fälschlicherweise kann auch einmal eine Demenz angenommen werden, die durch eine andere Grunderkrankung (z. b. Depression, schwere Schilddrüsenunterfunktion oder massiven Nährstoff-Mangel) vorgetäuscht werden kann.

Welche Faktoren können eine Demenz verursachen?

Neben seltenen Grunderkrankungen und genetischen Defekten, auf die hier nicht näher eingegangen werden soll, gibt es nicht die eine Ursache für Demenz, vielmehr ist ein ganzes Bündel von Risikofaktoren mitverantwortlich. Jeder einzelne Risikofaktor erhöht dabei die Wahrscheinlichkeit für die Erkrankung. Körperlich geringe Aktivität fördert Demenz – körperliche und geistige Beweglichkeit haben also viel miteinander zu tun. Auch soziale Isolation im Alter fördert Demenz enorm. Eine Depression kann eine Demenz nach sich ziehen oder verstärken. Als einer der stärksten Risikofaktoren sowohl für die arteriosklerotische- als auch die Alzheimerdemenz hat sich das Rauchen erwiesen. Ein geringer Konsum von Obst und Gemüse steigert das Risiko ebenso wie ein hoher oder gar kein Alkoholkonsum – viel Obst und Gemüse bei moderatem Alkoholkonsum (z. b. ein Drink am Tag = ein Glas Wein, eine Flasche Bier) scheinen hier hilfreich zu sein.
Pathophysiologisch werden folgende Theorien derzeit diskutiert:

  • Membranveränderungen: Veränderungen der Lipidzusammensetzungen der Zellmembranen von Neuronen. Therapie: Omega-3-Fettsäuren
  • Oxidativer Stress schädigt die hoch ungesättigten Fettsäuren der Membran. Therapie: Antioxidantien
  • Homocystein führt zu rascherer Arteriosklerose und schädigt die Neurone. Therapie: B-Vitamine.
  • «Insulinresistenz des Gehirns» schädigt den Nervenstoffwechsel. Therapie: Wenig rasch verfügbare Kohlenhydrate, also Zucker weitgehend meiden und gute Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren

Prophylaxe: Kann man denn einer Demenz vorbeugen?

Während den therapeutischen Effekten bei bereits eingetretener Demenz doch enge Grenzen gesetzt sind, schaut es bei der Prävention dieser die Lebensqualität der betroffenen Patienten (und nicht zuletzt deren Angehörigen) stark beeinträchtigenden Erkrankung doch viel erfreulicher aus.

Werden die oben aufgeführten Risikofaktoren vermieden, ist die Chance sehr hoch, Demenz zu vermeiden oder um viele Jahre hinauszuzögern. Dies bedeutet:

  • Beenden Sie unbedingt das Rauchen – und zwar jetzt und nicht erst, wenn Sie erste Symptome bemerken.
  • Bewegen Sie sich regelmäßig – und zwar mindestens dreimal wöchentlich eine Stunde, besser noch mehr.
  • Bauen Sie in Ihr Bewegungsprogramm auch komplexe Bewegungen ein, die mental anspruchsvoller sind – Nordic Walking ist unter diesem Aspekt vorteilhafter als reines Spazierengehen.
  • Wenn Sie in einer Beziehung leben, dann reden sie viel – auch über anspruchsvollere Themen als nur den Alltag, z. b. Politik, Wissenschaft, Kultur.
  • Wenn Sie allein sind, sorgen sie für möglichst viele Sozialkontakte – mit Freunden, Verwandten, gehen Sie in Vereine oder öffentliche Veranstaltungen.
  • Senken Sie ihren Blutdruck, wenn er erhöht sein sollte – wenn möglich mit natürlichen Maßnahmen, wenn das nicht ausreicht, auch medikamentös.
  • Senken Sie ihr Cholesterin, wenn es erhöht sein sollte – wenn möglich mit natürlichen Maßnahmen, wenn das nicht ausreicht, auch medikamentös.
  • Ernähren Sie sich mit dem, was ihre Gehirnzellen mögen – viel fetten Fisch, wenig Fleisch, viel Gemüse und Obst, wenig Zucker.
  • Wenn Sie sich mit Nahrungsergänzungen schützen wollen, dann mit den richtigen Substanzen in der richtigen Dosis – Omega-3-Fettsäuren mindestens 2 g am Tag (entspricht 6 g natürlichem Fischöl), B-Vitamine in einer guten Kombination (sollte Vitamin B12, B6 und Folsäure enthalten), Vitamin D mindestens 2000 IE pro Tag.
  • Optimal lassen sich Omega-3-Fettsäuren, B-Vitamine und Vitamin D steuern, wenn Sie diese Werte von einem darin erfahrenen Arzt messen und optimieren lassen (bei den B-Vitaminen reicht ggf. das Homocystein als Marker für einen Mangel an einem oder mehrerer B-Vitamine aus).
  • Bei hohem Risiko (z. b. Häufung in der Familie, positivem ApoE4 oder ungünstigem Profil der anderen Risikofaktoren) oder beginnenden Symptomen nehmen sie ein gutes Ginkgo-Präparat ein.

Studien zu Nährstoffen

Es soll jetzt nicht zu wissenschaftlich werden, aber zwei interessante Studien (von vielen inzwischen publizierten) zur Bedeutung von Nährstoffen sollen hier kurz vorgestellt werden:

In einer Meta-Analyse (Zusammenfassung mehrerer Studien zur selben Fragestellung) wurde der Einfluss des Vitamin D-Spiegels auf das Risiko, eine Demenz zu entwickeln, gemessen. Dabei wurden die Untersuchten in zwei Gruppen eingeteilt – solche mit einem Spiegel < 50 nmol / l und die anderen. 50 nmol / l ist der Grenzwert vieler Labore, ein Spiegel von über 100 nmol / l scheint aber optimal zu sein. Das Risiko derjenigen, die sich im Vitamin D-Mangel befanden, einen Alzheimer zu entwickeln, war gegenüber den besser Versorgten um 21 % erhöht. Das Risiko für Demenz allgemein lag sogar um 63 % höher (Shen L, Ji HF: Vitamin D deficiency is associated with increased risk of Alzheimer’s disease and dementia: evidence from meta-analysis. Nutr J. 2015 Aug 1;14:76. doi: 10.1186 / s12937-015-0063-7.)

Die nächste Studie untersuchte 168 menschen ≥ 70 Jahren, bei denen bereits eine milde kognitive Störung eingetreten war. Sie wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Die Teilnehmer der einen Gruppe erhielten 0,8 mg Folsäure, 20 mg Vitamin B6 und 0,5 mg Vitamin B12, die anderen erhielten ein Placebo. Zu Beginn und nach zwei Jahren wurde ein MRT durchgeführt. Außerdem wurde der Omega-3-Spiegel im Blut gemessen. Es zeigte sich, dass in der Vitamin-Gruppe die Gehirnatrophie um 40 % geringer ausfiel. Der Abbau wurde also nicht aufgehalten, aber immerhin fast halbiert. Und jetzt kommt das wirklich Erstaunliche:

Die B-Vitamine verzögerten den Hirnabbau nur dann, wenn die Probanden einen guten Omega-3-Wert im Blut aufwiesen!

Dies ist ein schönes Beispiel für die synergistische Wirkung unterschiedlicher Therapieansätze (Jernerén F, Elshorbagy AK, Oulhaj A, Smith SM, Refsum H, Smith AD: Brain atrophy in cognitively impaired elderly: the importance of long-chain Ω-3 fatty acids and B vitamin status in a randomized controlled trial. Am J Clin Nutr. 2015 Jul;102(1):21521. doi: 10.3945 / ajcn.114.103283. Epub 2015 Apr 15). Üblicherweise wird in der Medizin – in der konventionellen wie in der komplementärmedizinischen – nur eine Monotherapie untersucht. Das gleichzeitige Erfassen von zwei Faktoren wie in dieser Studie ist sehr selten, weil viel aufwändiger. Drei oder mehr Faktoren werden aus methodologischen Gründen praktisch nie berücksichtigt – obwohl es ja therapeutische Realität ist, dass wir bei komplexen Krankheiten mehrere Substanzen und auch noch Lebensstiländerungen gleichzeitig empfehlen.

Omega­-3­-Fettsäuren, der stärkste Schutz vor Demenz

In unserer durchschnittlichen Nahrung haben wir etwa 10 bis 15 mal so viel Omega-6-Fettsäuren wie Omega-3-Fettsäuren. In unseren Gehirnzellen liegt das Verhältnis jedoch bei etwa 1:1. Die Natur reichert also Omega-3-Fettsäuren im Nervengewebe an. Möglicherweise ist unsere Omega-3-arme Kost ein wesentlicher Grund für die Zunahme an neurologischen Erkrankungen wie Depression, ADHS, Multiple Sklerose und eben auch Demenz. Es gibt inzwischen mehrere Studien, die bei guter Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren in der Nahrung bzw. hohen Omegs-3-Spiegeln im Blut eine signifikante Verringerung des Risikos für eine Demenz fanden.

Das Risiko ist dabei um ²⁄3 bis 3⁄4 niedriger, wenn eine gute Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren besteht! Wenn wir also etwas gegen die in den nächsten Jahrzehnten drohende Demenz-Epidemie mit kaum abzusehenden sozio-ökonomischen Folgen in der Gesellschaft und individuellen Katastrophen im Einzelfall tun wollen, dann sollten wir uns jetzt gut mit Omega-3-Fettsäuren versorgen. Die präventive Wirkung vor Beginn der Erkrankung scheint dabei größer als die therapeutische Wirkung bei deren Eintreten zu sein – Vorbeugung ist also auch bei Omega-3-Fettsäuren und Demenz besser als Heilung. Entscheidend sind aber die Qualität der Omega-3-Quelle und die Dosis. Wenn Fischölkapseln ranzig schmecken beim Zerbeißen, kann das enthaltene Fischöl minderer Qualität sein. Ist Demenz allerdings erst einmal eingetreten, so sind die Möglichkeiten – sowohl mit den konventionellen Medikamenten als auch mit Omega-3-Fettsäuren – leider eher dürftig. Milde kognitive Beeinträchtigungen können zwar noch positiv beeinflusst werden, bei einer fortgeschrittenen Alzheimer- oder gefäßbedingten Demenz ist das Fortschreiten allenfalls zu verlangsamen, aber kaum aufzuhalten, geschweige denn umzukehren.

Wie kann man eine Demenz erkennen?

Das auffälligste Symptom ist sicher die zunehmende Gedächtnisstörung, vor allem im Kurzzeitgedächtnis. Doch keine Sorge: Nicht jeder, dem im Alter mal ein Name oder ein Geburtstag nicht einfallen will, muss gleich dement sein. Prüfen Sie, ob die folgenden Punkte bei Ihnen zutreffen:

  • Rechnen fällt mir immer schwerer.
  • Ich kann nicht mehr so flüssig schreiben.
  • Ich habe manchmal Probleme, die richtigen Worte zu finden.
  • Ich habe immer öfter Gedächtnislücken.
  • Insbesondere komplizierte Aufgaben fallen mir schwer.
  • Ich kann nicht mehr zwei Dinge gleichzeitig erledigen.
  • Gewohnte Tätigkeiten wie Krawattenbinden gehen mir nicht so leicht von der Hand.
  • Manchmal verwechsele ich eigentlich mir gut bekannte Personen.
  • Ich tue mich schwer mit Entschlüssen, auch banalen.
  • Ich weiß manchmal nicht mehr, welchen Wochentag oder welche Stunde wir gerade haben.
  • Je mehr Punkte, desto wahrscheinlicher ist eine beginnende Demenz.

Weitere Symptome sind Apathie (76 %), Verirren (64 %), Essen von Unessbarem (64 %), Gereiztheit (63 %), Aggression (63 %), Depression (54 %), Schlafstörungen (54 %), Angst (50 %), Wahnvorstellungen (50 %), enthemmtes Verhalten (30 %), Halluzinationen (28 %) und Euphorie (17 %). Diese Prozentzahlen beziehen sich allerdings auf die manifeste Alzheimerdemenz.

Bei Verdacht auf eine Demenz können beim Neurologen bestimmte Tests durchgeführt werden, welche die Diagnose erhärten (z. b. Mini-Mental-Status oder der einfache, aber aussagekräftige Uhrentest, bei dem eine Uhr mit einer bestimmten Uhrzeit gezeichnet werden muss, was mit zunehmender Demenz immer schlechter gelingt). Tritt Demenz familiär gehäuft bereits vor dem 60. Lebensjahr auf, können auch bestimmte genetische Dispositionen im Blut gemessen werden (z. b. ApoE4). Bei Vorliegen dieser Genvariante ist das Risiko für Demenz deutlich erhöht. Die Durchführung eines solchen Gentests will aber gemeinsam mit einem Arzt gut überlegt sein, da man sich über die Folgen im Klaren sein sollte. Er bedeutet keineswegs, dass Demenz sicher eintreten muss. Er bedeutet andererseits, dass der Betroffene dann viele der unten aufgeführten Schutzmaßnahmen ergreifen sollte, um das vorhandene erhöhte Risiko zu minimieren. Wenn er dazu nicht bereit ist oder große Angst vor einem positiven Testergebnis hat, kann er sich auch gegen die Durchführung entscheiden – es gibt auch ein Recht auf Nicht-Wissen!

Auch technische Untersuchungen wie Computertomographie (CT), Kernspintomographie (MRT) oder Positronenemissionsspektrometrie (PET) können bei bestimmten Fragestellungen vom Spezialisten in die Wege geleitet werden, worauf hier aus Platzgründen nicht näher eingegangen werden soll.

Bei arteriosklerotischer Demenz sollten auf jeden Fall die kardiovaskulären Risikofaktoren wie hohes LDL-, niedriges HDL-Cholesterin, Blutzucker und Blutdruck gemessen und optimiert werden. Auch das Homocystein stellt einen Risikofaktor für das Auftreten und das Ausmaß von Demenz dar. Folgende Laborwerte sind zusätzlich interessant:

  • Fettsäureprofil (Ω6 / Ω3-Quotient) als Prognosemarker für Entzündung
  • Lipidperoxidation, hsCRP, lp(a), Fibrinogen als weitere Risikofaktoren für Arteriosklerose
  • Ggf. Melatonin (bei Schafstörungen) im Nachtspeichel und DHEA als «Mutter der Hormone» im Morgenspeichel.

Therapie: Was kann man bei eingetretener Demenz überhaupt noch tun?

Die schlechte Nachricht vorweg: Ist das Kind erst einmal in den Brunnen gefallen, liegt also eine weit fortgeschrittene Demenz vor, sind die Aussichten auf Heilung äußerst dürftig. Ein Erhalt der geistigen Fähigkeiten und die Aufrechterhaltung einer befriedigenden Teilnahme an einem möglichst normalen Leben sind dann die Ziele. Die tickende Uhr der fortschreitenden Demenz kann etwas gebremst, aber in der Regel nicht zurückgedreht werden.

Es gibt jedoch einige Pharmazeutika, die aber noch recht teuer sind. Helfen die denn gar nicht? Laut großer Studien weisen diese Medikamente (so genannte Cholinesterasehemmer, die bestimmte Botenstoffe im Gehirn beeinflussen, sowie Memantin) bezüglich des geistigen Abbaus gewisse Effekte auf. Der Verlauf kann damit um einige Monate hinausgezögert werden – nicht mehr und nicht weniger. In einer Studie mit dem antidementivum Donezepil fand man keine Verzögerung der Altersheimeinweisungen im Vergleich mit einer Scheinmedikation, jedoch stiegen unter dieser Therapie die Pflegekosten um 18 % und die Krankenhauskosten um 24 % an. Merke: Sie sanken nicht, sie stiegen völlig unerwartet! Als wesentliche Ursache hierfür erwies sich die Nebenwirkung Übelkeit, die zur Aspiration von Erbrochenem mit den oben erwähnten Folgen führte.

Gibt es denn natürliche Alternativen zu den «chemischen Hämmern»? Aus der Pflanzenheilkunde ist der Ginkgo hier sicher am interessantesten. Die Studienlage ist zwar uneinheitlich, ein gewisser Nutzen scheint sich aber herauszukristallisieren. Das deutsche Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen kam 2008 nach einer Analyse von sieben Studien zu dem Schluss dass Ginkgo die Aktivitäten des täglichen Lebens bei Demenzkranken verbessern kann. (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Abschlussbericht zu ginkgohaltigen Präparaten bei Alzheimer-Demenz. 2008. zit. nach https:// de.wikipedia.org/wiki/Demenz): Für «kognitive Fähigkeiten» und «allgemeine psychopathologische Symptome» sowie «Lebensqualität der Angehörigen» gab es immerhin Hinweise auf einen Nutzen. Wenn der Nutzen aller bisher eingesetzten Medikamente eher bescheiden ist, dann sollte man auch deren Nebenwirkungen und Kosten mit ins Kalkül ziehen. Eine vergleichende Untersuchung aus dem Jahre 2005 fand hier drei- bis sechsmal höhere Kosten der Cholinesterasehemmer im Vergleich zu Ginkgo, während Nebenwirkungen sogar zwanzigmal häufiger unter den chemischen Präparaten auftraten (Schulz, V.: Arzneitherapie der Demenz: Ginkgo-Extrakt oder Cholinesterase-Hemmer. Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren, 2005, 90-98).

Der Ginkgo (Ginkgo biloba) ist ein biologisches Fossil. Er ist der letzte vertreter der Ginkgoales, einer ansonsten vor millionen Jahren ausgestorbenen Gruppe von Samenpflanzen. Der Ginkgo ist sehr resistent gegenüber schädlichen Umwelteinflüssen. Als Symbol für Widerstandskraft und Überlebenswillen gilt der Ginkgobaum, der 1945 in Hiroshima direkt unter der Atombombenexplosion stand, bis zur Unkenntlichkeit verbrannte, aber im nächsten Frühjahr neue Triebe entwickelte. Auch deshalb erklärte das deutsche Kuratorium «Baum des Jahres» den Ginkgo als Mahnmal für Umweltschutz und Frieden und zum Baum des Jahrhunderts.

Spezialextrakte aus Ginkgo werden aus den Blättern gewonnen und enthalten Ginkgolide und Terpenlactone. Sie haben folgende Wirkungen:

  • Neuroprotektion (Nervenschutz)
  • Verbesserung der Gedächtnisleistung
  • Positive rheologische Effekte (Verbesserung der Durchblutung)
  • Anti-oxidative Wirkung

Was können die Angehörigen tun?

Vorrangig ist es, Verständnis für die Situation des Dementen aufzubringen. Er hat schließlich die spezifisch menschliche Wahrnehmung, seine Orientierung und sein Kurzzeitgedächtnis zunehmend verloren. Der Zugriff auf früheres Wissen schwindet immer mehr. Dies führt zu Unsicherheit, Stimmungsschwankungen, Depression. Nicht wenige Demente werden auch von Halluzinationen heimgesucht, sie leben also teilweise nicht mehr in einer Welt, die wir eine reale nennen. Besonders prekär ist es für Demente, wenn sie noch wahrnehmen, dass ihre Reaktionen nicht mehr adäquat sind und von der Umwelt als peinlich empfunden werden. Dies führt zu weiterer Verunsicherung bis hin zu Resignation, mitunter aber auch Aggression. Demente verlieren zwar progredient ihre Rationalität, aber keineswegs ihre Emotionalität.

Ganz wichtig sind daher Geduld und Verständnis seitens der Angehörigen und Betreuer – was sicher nicht in jeder Situation einfach ist. Demente sind bedingt oder gar nicht mehr lernfähig. Wiederholungen, gar in größerer Lautstärke, der Anweisungen bewirken nichts, wenn diese nach wenigen Sekunden wieder vergessen sind. Es besteht eine höhere Chance, dass der Demente versteht, wenn einfache Anweisungen gegeben werden und nicht etwa mehrere zusammen oder komplexe. «Geh bitte ins Wohnzimmer» hat eine größere Chance auf Umsetzung als: «Geh bitte ins Wohnzimmer und setze dich auf das Sofa», oder gar: «Gehe bitte ins Wohnzimmer, wenn es 20 h ist». Kurze Sätze ohne Nebensätze und möglichst ohne Fremdwörter sowie einfache und klare Fragen bei Verzicht auf «Warum-Fragen» sollten die Kommunikation bestimmen. Sprichwörter, Redewendungen und eine bildhafte Sprache werden oft noch gut verstanden. Streit sollte tunlichst vermieden werden, selbst wenn der Demente eindeutig im Unrecht ist, da der Betroffene ihn als bedrohlich empfindet, aber nichts mehr daraus lernen kann. Die nonverbale Kommunikation kann oft noch lange vom Dementen gedeutet werden, daher sind Gestik, Mimik und Körpersprache besonders wichtig.

Ein Fallbeispiel

Ein Gymnasiallehrer (60 Jahre) erhielt eines Tages von seinen Schülern einen Brief, worin die Schüler ihm ihre Sympathie bekundeten. Gleichzeitig beklagten sie sich, dass er neulich dreimal hintereinander die gleiche Lektion erteilt habe. Der Lehrer war sehr erschrocken und sprach seine Kollegen darauf an, die ihm bestätigten, dass sie schon lange den Verdacht hegten, er könnte an Demenz leiden. Der Arzt bestätigte darauf die Diagnose und der Lehrer wurde frühpensioniert. Ein ganzheitlich arbeitender Kollege fand im Blut des Betroffenen ein erschreckend großes Defizit der Vitamine B12 und D sowie der Omega-3-Fettsäuren. Nach einer großzügigen Zufuhr der fehlenden Stoffe klarte der Verstand des Lehrers wieder auf. Er selbst und seine Umgebung waren der Meinung, dass seine geistige Leistungsfähigkeit wieder voll hergestellt sei. Daraufhin beantragte er die Wiederaufnahme in den Schuldienst. Da hatte er aber nicht mit dem deutschen Amtsschimmel gerechnet. Da eine schwere Demenz unheilbar sei und diese bei ihm zweifelsfrei diagnostiziert worden war, könne er nicht zurückkehren. So war er gezwungen, gegen den Freistaat Bayern zu klagen. Dank eines eindeutigen Gutachtens einer Neuro-Psychologin, die zahlreiche Untersuchungen und Tests durchführte, lenkte die Behörde ein und er konnte in die Schule zurückkehren – sogar als stellvertretender Direktor.

Anmerkung: Im Falle des Lehrers weisen die Gedächtnisstörungen auf eine gestörte Leistung des Hippocampus hin. Vermutlich kam es aufgrund eines massiven Vitalstoffmangels zu einer kompletten Hemmung der Nervenzellneubildung, die für die Gedächtnisfähigkeit von entscheidender Bedeutung ist. Sobald der Vitalstoffmangel behoben war, konnten sich neue Nervenzellen bilden und die Alltags- kompetenz kehrte zurück. Das ist heute kein Einzelfall mehr (Literatur: «Alzheimer ist heilbar»), was zur Frage führt: Wie viele vermeintlich «Demente» leben möglicherweise in Altersheimen, denen man mit entsprechenden Nährstoffen vielleicht zu einem normalen geistigen Leben zurückverhelfen kann?

Fazit:

Ein so sensationelles Ergebnis wie im beschriebenen Fall ist sicher die Ausnahme, da hier keine «normale» Demenz vom Arteriosklerotischen oder Alzheimertyp vorliegt, sondern gravierende Mangelzustände, die Ursache der geistigen Störungen waren. Aber wer weiß denn, wie viele Menschen solche Mängel aufweisen? Und selbst bei Alzheimer oder bei Arteriosklerose hat sich eine optimale Nährstoffversorgung mit den beschriebenen Substanzen Omega-3-Fettsäuren, B-Vitamine und Vitamin D, bei bereits eingetretener Erkrankung, als dieselbe verzögernd und präventiv sogar als massiv schützend erwiesen. Demenz ist also nicht (immer) heilbar, aber in hohem Maße verhinderbar. Ärzte hätten es in der Hand, ihren Patienten diesbezüglich zu helfen, wenn sie entsprechende Untersuchungen durchführen würden. Patienten können sie einfordern oder solche Ärzte aufsuchen, die darin versiert sind. Sie können sich zur Not aber auch gut mit diesen Nährstoffen in Form qualitativ hochwertiger und hochdosierter Präparate versorgen. Man sollte aber nicht so lange damit warten, bis die ersten deutlichen Symptome eingetreten sind, denn auch hier gilt: Time is brain!

LITERATUR

  • V. Schmiedel: Natürlich Fisch! – Was Sie über Omega-3-Fettsäuren wirklich wissen müssen, TRIAS-Verlag, Stuttgart, 2015
  • V. Schmiedel: Quickstart Nährstofftherapie, Haug-Verlag, Stuttgart, 2. Auflage, 2014