Multiple Sklerose: Omega-3

In meinem Artikel „Kann man mit Fischen gegen Multiple Sklerose anschwimmen?“, der 2014 in der Zeitschrift für Erfahrungsheilkunde erschien, geht es um die Auswirkungen von Omega-3-Fettsäuren auf chronische Erkrankungen, insbesondere Multiple Sklerose.

Omega-3-Fettsäuren

Fettsäuren bestehen aus Kohlenwasserstoffketten. Weisen diese eine Doppelbindung auf, handelt es sich um einfach, bei mehreren Doppelbindungen um mehrfach ungesättigte Fettsäuren, wobei die Stelle dieser Bindung definiert, ob es sich um eine Omega-3-, -6-, oder -9-Fettsäure handelt.

Dabei dienen sie zur Aufnahme von Mineralien und Vitaminen, Speicherung von Energie, Regulierung der Körperwärme, Verlängerung des Sättigungsgefühls und als Baustein der Zellmembran.

Aus Omega-3-Fettsäuren werden antiinflammatorische Leukotriene (LTB5) und „Gute Prostaglandine“ (PEG3) gebildet. Letztere senken die Thrombozytenaggregation, Entzündungen, Schmerzen und Zellteilung und stimulieren die Gefäßerweiterung sowie Hirnfunktion. Dagegen sorgen Omega-6-Fettsäuren für die Bildung von proinflammatorischen Leukotrienen (LTB4) und „schlechter Prostaglandine“ (PGE2) mit gegenteiligen Wirkungen zu PEG3.

Für die Umwandlung sind Enzyme zuständig (Cyclooxygenase und Lipoxygenase), dessen Kapazitäten beschränkt sind. Wenn viele Omega-3-Fettsäuren vorhanden sind, führt dies über eine kompetitive Hemmung zu weniger umgesetzten Omega-6-Fettsäuren.

Kortison inhibiert die Umwandlung der Omega-6-Fettsäuren, während Salicylsäure aus Naturheilmitteln, wie Weidenrinde, und chemischen Medikamenten, wie ASS, das umwandelnde Enzym hemmt, daher haben beide entzündungshemmende Eigenschaften.

Studien zur Schubminderung durch Fischkonsum bei Multipler Sklerose

In einer Studie von Jelinek et al. wurde bei MS Patienten eine klare Korrelation zwischen Lebensqualität, Wohlbefinden und Fischkonsum nachgewiesen. Aus diesem Grund halte ich Fischkonsum auch nach dem Ausbruch von MS für förderlich.

In einer weiteren Studie, wurden MS-Patienten zwei fettarmen Diätformen mit wenigen tierischen Fetten, zugeteilt. Dabei erhielt die Fischölgruppe zusätzlich maritime Omega-3-Fettsäuren und die andere Gruppe Olivenöl. Bei beiden Gruppen konnten ähnliche Schubminderungen festgestellt werden, wobei die Patienten der Fischölgruppe bezüglich ihrer Lebensqualität deutlich besser abschnitten. Damit sehe ich es als bewiesen an, dass MS-Schübe mit diätischen Maßnahmen beeinflusst werden können.

Zuletzt überprüfte Prof George Jelinek eine an ihm erprobte Lebensstiländerung, die ihm 14 Jahre Schubfreiheit ermöglicht hatte. Durch Elimination von schädlichen Nahrungsbestandteilen und Einnahme von Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren, konnte bei den Versuchspersonen eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität und Gesundheit festgestellt werden. Hier ist der Therapieerfolg sehr hoch einzuschätzen, da über einen fünfjährigen Zeitraum nicht die normalen fortschreitenden Verschlechterungen stattfanden, sondern es sogar zu Verbesserungen kam.

Ein Fall aus der Praxis

Eine meiner Patientinnen litt seit einigen Jahren an Multipler Sklerose mit einem Schub pro Jahr und keinen Paresen. Sie fühlte sich an 6 von 7 Tagen stark erschöpft und es fiel ihr schwer, ihrer beruflichen Tätigkeit nachzugehen. Bei einer Analyse ergaben sich Mängel bei Vitamin D, Selen, Carnitin und ein schlechter Omega-6/3-Quotient. Daraufhin wurde dies mit entsprechenden Substituten behandelt, was innerhalb von drei Wochen zur Verbesserung ihrer Beschwerden führte, die allerdings auch den Klinikumständen zugeschrieben werden könnten.

Nach einem Jahr gab die Patientin an, seit der Therapie keinen Schub gehabt zu haben und sich nur noch an einem von sieben Tagen erschöpft zu fühlen. Innerhalb der nächsten acht Jahre, erlitt sie keinen erneuten Schub. Jedoch fühlte sie sich seit einigen Monaten wieder erschöpft, hatte kurz zuvor Parästhesien erlitten und zwei neue zerebrale Läsionen. Es stellte sich heraus, dass die Patientin ihre Substitute vor 3 Jahren abgesetzt hatte und nun die gleichen Mängel aufwies wie bei der Erstbehandlung. Meiner Meinung nach hätte dies bei fortgeführter Einnahme der Substitute verhindert werden können. Aufgrund der aufgefüllten Nährstoffspeicher dauerte es ein paar Jahre, bis sich die Symptome wieder zeigten. Nach erneutem Ansetzen der Therapie mit Substituten ist eine erneute Besserung der Symptome zu erwarten.

Die optimale Dosis von Omega-3-Fettsäuren

Als Grund für das häufige Scheitern einer Therapie mit Omega-3-Fettsäuren bei Autoimmunerkrankungen sehe ich die häufige Unterdosierung.

Bei Autoimmunkrankheiten ist dabei ein Arachidonsäure (AA)- / Eicosapentaensäure (EPA)-Quotient von unter 2,5 anzustreben. Zu diesem Zweck halte ich eine weitestgehend vegetarische Ernährung ergänzt um 2 g oder 4 g EPA / DHA, die sich zum Beispiel in einem oder zwei Esslöffel des NORSAN Fischöls befinden. Um diese Menge zu sich zu nehmen, bedarf es alternativ 12 oder 24 Fischölkapseln, was von Patienten normalerweise nicht toleriert wird. Daher halte ich den Einsatz des NORSAN Fischöls für eine gute Möglichkeit, denn dieses Öl hat keinen Fischgeruch oder -geschmack und kann so Öle in der Nahrung problemlos ersetzen.

In einer unveröffentlichten Studie fand Calder heraus, dass erst ab einer Dosis von 2,7 g EPA eine 30-prozentige Reduktion der Synthese des proinflammatorischen PGE2 stattfindet und diese Reduktion mit einer geringeren Dosis sogar niedriger als die Reduktion bei Gabe eines Placebos war. Bei einer Dosis von 4,05 g EPA konnte sogar eine Reduktion von fast 5 % erreicht werden. Dies unterstützt meine Auffassung, dass eine hohe Dosis von mindestens 2 g EPA notwendig ist.

Quelle: EHK 2014