Lieber Herr Schmiedel,

 

ich möchte Sie um Ihren fachlichen Rat bitten.

Ich habe eine 18 jährige Patienten, die eine Histaminintoleranz hat seit ca. 8 Jahren (Laktose-, Gluten- und Fruktoseintoleranz ausgeschlossen). Zwischenzeitlich ging es ihr gut, konnte auch wieder seit 2 Jahren histaminhaltige Lebensmittel problemlos vertragen. Seit Februar lebt sie wegen Verdauungsproblemen wieder histaminfrei.

Trotzdem hat sie immer wieder Bauchkrämpfe, Durchfall und Übelkeit, wenn Sie vor ihrem Handballtraining etwas isst, egal was. Deshalb isst sie 3 h vor dem Training nichts mehr. Ansonsten geht es ihr einigermaßen, Stuhlgang ist gel. dünner. Wegen dieser Beschwerden kam sie vor ca. 10 Tagen zu mir.

Ich habe die Laborwerte letzte Woche kontrolliert: bis niedriges Zink,  und  TSH von 3,35 , daraufhin veranlasst AK-Diagnostik: A-TPO und TAK erhöht à D: Hashimoto-Thyreoiditis

Außerdem beigefügter Stuhlbefund: was mich erstaunt: die niedrige Pankreaselastase! Und das erhöhte Calprotectin. Würden Sie eine Spiegelung veranlassen? Haben Sie eine Erklärung für die niedrige Pankreaselastase bei der jungen Patientin?

Ich würde mich über eine baldige Rückantwort freuen, da ich die Pat. zum 2.Termin am 26.10. sehe.

Sie haben so viel Erfahrung und haben bestimmt eine Erklärung.

Ganz herzlichen Dank für Ihre kompetente Rückmeldung schon im Voraus

Antwort:

Erstmal würde ich prinzipiell für richtig halten, 3h vor einem anstrengenden Training nichts (oder nur ganz wenig) zu essen.

Zum Zweiten hat sie aber mit der Fettverdauungsstörung und der niedrigen Pankreaselastase deutlich Hinweise auf eine Bauchspeicheldrüsenschwäche. Vielleicht hat sie einen Infekt, der sich auch mal auf das Pankreas geschlagen hat oder sie hat eine Autoimmunpankreatitis. Ich würde ihr auf jeden Fall mal ein Enzympräparat geben, 25.000-50.000 IE bei einer leichten und 50.000-75.000 IE bei einer größeren Mahlzeit.

Dann sollte nach einigen Wochen noch mal Fett quantitativ, Pankreasleastase, Calprotectiv und Gallensäuren bestimmt werden. Die Gallensäuren können auch mal die Schleimhaut entzündlich reizen. Wenn das Fett viel besser ist und das Calprotectin weiter deutlich erhöht ist, könnte auch ein Autoimmunprozess des Darmes mit dahinter stecken. Der Wert ist noch nicht so hoch, dass man von einem deutlichen Crohn oder einer Colitis ausgehen muss. Wenn die Beschwerden und die Werte trotz Unterstützung durch Enzyme mehr werden, müsste auch an eine Koloskopie gedacht werden.

Wenn es sich wirklich um Autoimmunprozesse handelt, würde ich auch noch die Fettsäuren, Vitamin D und Selen untersuchen und hier für eine Optimierung sorgen.

Viel Erfolg und liebe Grüße,

Volker Schmiedel