Was ist Hashimoto?
Was wie ein japanisches Motorrad klingt, ist also in Wirklichkeit eine Krankheit. Genau genommen war Hakaru Hashimoto ein japanischer Arzt, der im Jahre 1912 erstmals diese später nach ihm benannte Krankheit beschrieb. Es handelt sich dabei um eine Autoimmunkrankheit der Schilddrüse, die langfristig zu einer Schädigung, ja sogar einer Zerstörung der Schilddrüse führen kann. Das hört sich zunächst gefährlich an. Wenn man mir aber sagen würde, ich bekäme irgendeine Autoimmunkrankheit, also eine Störung, bei der das eigene Immunsystem bestimmte Körperstrukturen angreift, ich könne mir aber aussuchen, welche ich erwerben würde, dann würde ich ohne zu zögern sofort den Hashimoto wählen.
Hashimoto – die häufigste Autoimmunkrankheit und eine der häufigsten
Ursachen für Erschöpfung – wird oft viel zu spät erkannt, weil nicht danach gesucht wird
Schilddrüsenunterfunktion
Beim Rheuma gehen die Gelenke kaputt, bei der MS die Nervenzellen, bei der Colitis der Darm. Durch alle diese Autoimmunkrankheiten werden körpereigene Strukturen zerstört, was mit starken Beschwerden und nicht selten einer massiven Beeinträchtigung der Lebensqualität einhergehen kann. Beim Hashimoto geht hingegen „nur“ die Schilddrüsenfunktion verloren, d.h. die Patienten bekommen langfristig eine Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion). Die ist aber leicht zu behandeln. Schulmedizinisch gibt man dann einfach die naturidentischen Schilddrüsenhormone in der Menge, die wir für eine optimale Funktion benötigen. Man kann die Therapie an der Abwesenheit von Symptomen der Hypothyreose sowie dem Schilddrüsenwert TSH steuern. Der Normwert liegt meist bei etwa 0,4 bis 4 mU/l. Dieser „Normwert“ umfasst aber 95 % der „normalen Bevölkerung“, das muss aber nicht der Optimalwert sein. Beim Cholesterinwert steht interessanterweise nicht der Normwert (der wäre etwa bei 200-300 mg/dl = 5,3-7,9 mmol/l), sondern hier haben die Labore den Optimalwert vermerkt, den Kardiologen zur Vermeidung einer Arteriosklerose für richtig ansehen. Fettsenker sind halt teurer als Schilddrüsenhormone.
Behandlung der Symptome
Nach meiner Erfahrung weisen Patienten aber oft bereits Symptome bei einem TSH knapp über 2,5 auf, die meisten fühlen sich zwischen 1 und 2 subjektiv am besten. Wenn sich jemand mit einem TSH von 2,8 sehr wohl fühlt, muss er nicht behandelt werden. Liegt aber eine latente Hypothyreose mit beginnenden Symptomen der Unterfunktion vor, so würde ich schon niedrig dosiert mit dem Schilddrüsenhormon beginnen. Wenn der Patient dann eine deutliche Verbesserung der Leistungsfähigkeit oder anderer Symptome bemerkt, warum soll ich ihm dann eine Optimierung seiner Körperfunktionen bei Einhaltung physiologischer Schilddrüsenwerte vorenthalten? In den Leitlinien der Schilddrüsengesellschaften wird eine Therapie erst ab einem TSH von 7 für notwendig erachtet. Die meisten Patienten fühlen sich aber deutlich wohler, wenn sie bei 1-2 liegen.
Symptome der Hypothyreose:
- Müdigkeit
• Motivationslosigkeit
• Antriebslosigkeit
• Depressive Verstimmung
• Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
• Muskelschwäche
• Muskelverhärtung
• Niedrige Körpertemperatur
• Erhöhte Kälteempfindlichkeit
• Ödeme (Schwellungen durch Wassereinlagerungen, besonders an Lidern, Gesicht, Extremitäten)
• Kloß im Hals
• Strangulationsgefühl (auch nur phasenweise)
• Häufiges Räuspern und Hüsteln
• Heisere oder belegte Stimme (Stimmbandödem)
• Trockene und rissige Haut und damit verbundener Juckreiz
• Trockene Schleimhäute
• Brüchige Haare und Nägel
• Haarausfall
• Schnelle und starke Gewichtszunahme bzw. Unfähigkeit Gewicht abzunehmen
• Übelkeit
• Verstopfung
• Wachstumsstörungen
• Herzvergrößerung
• Verlangsamter Herzschlag
• Verringerte Libido
• Veränderter Zyklus (bei Frauen)
• Gelenkschmerzen
• Fettstoffwechselstörung
Adamsapfels ist quasi der Schrittmacher für den
gesamten Stoffwechsel – in der Unterfunktion läuft alles träge ab
Hat nicht jeder eine Hypothyreose? Ein oder zwei Symptome der Liste liegen doch bestimmt bei jedem vor. Es müssen zwar nicht alle Symptome vorliegen, ein paar davon sollten es aber schon sein, besonders von den ersten: Zunehmende Energielosigkeit, verbunden mit Antriebslosigkeit, trockener Haut, Neigung zu Frieren und Neigung zu Gewichtszunahme, obwohl nicht mehr gegessen wird – da ist die Diagnose schon fast sicher. Die Therapie besteht dann in der Gabe des Schilddrüsenhormons nach den Laborwerten.
Hashimoto-Antikörper
Man sollte aber unbedingt auch nach dem Hashimoto fahnden. Warum reicht es denn nicht, einfach nur die fehlenden Hormone zu ersetzen? Ist es mehr als nur akademisches Interesse, die Ursache der Unterfunktion zu kennen? Der Hashimoto stellt heute die häufigste Ursache für eine Unterfunktion dar – vor wenigen Jahren war es der besonders in Deutschland vorkommende Jodmangel (seit der Jodierung von Salz deutlich weniger). 10 % aller Menschen weisen heute bereits Hashimoto-Antikörper im Blut auf (die Werte MAK und/oder TAK sind dann erhöht). Etwa die Hälfte von diesen weisen bereits Symptome einer latenten Unterfunktion auf. Ich messe bei allen meinen Patienten mit einer Hypothyreose diese Antikörper und werde sehr häufig fündig.
Therapie
Aber welche therapeutische Konsequenz hat denn die Kenntnis des Hashimoto? Wir wissen heute, dass Selen die Antikörper zwar nicht normalisieren, aber doch absenken kann, die Entzündung wird also zumindest abgebremst. Ich messe also auch den Selenwert im Blut und optimiere diesen an die obere Normgrenze. Jod, welches ansonsten ja von den Ernährungsgesellschaften in der Nahrung reichlich propagiert wird, sollte gerade bei Hashimoto eher gemieden werden, weil dieses den Entzündungsprozess möglicherweise fördert. Zum reichlichen Genuss von Meeresprodukten, die ja viele positive gesundheitliche Effekte aufweisen, würde man gerade dem Hashimoto-Patienten nicht anraten.
Prävention
Der wichtigste Punkt ist aber die Prophylaxe anderer, möglicherweise drohender Erkrankungen. Wir wissen heute, dass jemand mit der Autoimmunkrankheit Hashimoto eine viel höhere Wahrscheinlichkeit aufweist, auch noch eine andere zu bekommen. Um also Rheuma, MS, Asthma oder ähnliche Erkrankungen vermeiden zu helfen, ist es sinnvoll, sich präventiv mit Nährstoffen optimal zu versorgen, die davor schützen können. Ich rate also all diesen Personen zu einer optimalen Versorgung mit Vitamin D und Omega-3 – beides schützt vor Autoimmunprozessen. Omega-3 sollte bei Hashimoto aber nicht in Form von Seefisch, sondern als flüssiges Öl oder in Kapselform in einer Menge von etwa 2 g EPA/DHA verzehrt werden = 1 EL Fischöl oder 15 herkömmliche Fischölkapseln. Vitamin D sollte in einer solchen Menge zugeführt werden, dass ein Blutspiegel von 40-60 ng/ml oder 100-150 mmol/l gewährleistet ist. Die meisten Erwachsenen benötigen hierfür 2000-5000 IE. Selen sollte in einer Menge zwischen 50 und 200 µg genommen werden – am besten auch nach Blutspiegel. Das wichtigste selenhaltige Lebensmittel, der Seefisch, sollte von Hashimoto-Patienten ja eher selten verzehrt werden. Die Nahrung sollte außerdem reich an wertvollen sekundären Pflanzeninhaltsstoffen wie Curcumin (Gelbwurz, Curry), Gingerol (Ingwer), Katechin (Grüntee), Anthocyanen (blauroten Lebensmitteln wie roter Weintraube, Rote Beete, Heidelbeeren), Lycopin (Tomaten), Flavonoide (dunkle Schokolade, Zwiebeln, Äpfel) und vielen weiteren, „bunten Lebensmitteln“ sein. Damit kann sich jeder reichlich ernähren, wenn ich jedoch eine Autoimmunkrankheit habe, dann muss ich mich aber wirklich großzügig damit ernähren.
So sieht das in der Therapie der Schilddrüsenunterfunktion verwendete L-Thyroxin aus
Kasuistik
Frau M. (46 Jahre) hatte wegen Antriebslosigkeit und depressiver Verstimmung 6 Wochen in einer psychosomatischen Klinik verbracht, ohne dass sich ihr Zustand dort entscheidend gebessert hätte. Sie war Gymnasiallehrerin und alleinerziehende Mutter eines 16 Jahre alten Jungens. Größere Probleme mit der Pubertät des Sohnes wurden verneint. Klimakterische wurden ebenso wenig wie prämenstruelle Beschwerden angegeben. Weil sie mein Burnout-Buch gelesen hatte, wünschte sie sich eine zusätzliche Diagnostik, um möglichen organischen Ursachen für ihre Erschöpfungssymptomatik auf den Grund zu gehen.
Antidepressiva
Die psychotherapeutischen Gespräche und der Kontakt zu Mitpatienten in ähnlicher Situation in der Klinik hatten ihr zwar gutgetan. Die Verordnung von Citalopram, einem Antidepressivum mit eher anregender Wirkung, hatte ihrer Meinung nach die Symptomatik aber nicht zum Positiven verändert.
Labor
Ich fragte sie nach bereits erfolgten Laboruntersuchungen, insbesondere nach Blutbild (hier ist der sauerstofftransportierende rote Blutfarbstoff besonders wichtig) und nach dem Schilddrüsenwert TSH. Beides sei untersucht worden, aber nach Auskunft des Arztes völlig in Ordnung gewesen. Ich veranlasste die Untersuchung von Vitamin D, Q10 und Ferritin und bat sie, den Laborzettel das nächste Mal mitzubringen.
Therapie
Q10 und der Eisenspeicherwert Ferritin waren in der Tat bei ihr in einem guten Bereich. Vitamin D lag bei 72 mmol/l, was kein gravierender Mangel, aber eben auch kein optimaler Wert war. Das Blutbild war tatsächlich völlig unauffällig. Das TSH lag aber bei 3,2, was zwar im Normbereich des Labors, aber keineswegs optimal war. Ich gab ihr mit Thyroxin 25 die niedrigste Dosis der Schilddrüsentablette und veranlasste noch eine Untersuchung der Schilddrüsen-Antikörper und untersuchte die Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren sowie Selen im Blut. Zur Optimierung des Vitamin D-Spiegels bekam sie 2000 IE Vitamin verordnet.
Nach 6 Wochen
Nach 6 Wochen war das TSH auf 2,3 gesunken. Sie gab hierunter bereits ein wenig mehr Energie an. Ich erhöhte die Dosis auf 37,5 (also 1 ½ Tabletten). Der Schilddrüsenantikörper MAK war auf mehr als das Dreifache erhöht. Damit lag also eine Hashimoto-Thyreoiditis (Schilddrüsenentzündung) mit einer latenten, aber bereits symptomatischen Schilddrüsenunterfunktion vor. Das Selen lag im unteren Normbereich. Da ich bei Hashimoto aber einen Wert im oberen Normbereich anstrebe, gab ich ihr 100 µg Selen. Der für Entzündungen wichtige Omega-6/3-Quotient lag bei 11,4 – optimal bei Entzündungen sind 2,5 oder weniger, weswegen ich ihr die Einnahme eines Esslöffels Fischöl empfahl.
Nach 3 Monaten
Drei Monate später lagen Vitamin D mit 110 mmol/l und TSH mit 1,4 im optimalen Bereich. Die Patientin war wieder voller Tatendrang und Energie. Das Psychopharmakon hatte sie vor einigen Wochen nach Rücksprache mit ihrem Psychologen abgesetzt. Von Depression war keine Rede mehr. Sie fragte mich allerdings vorwurfsvoll, warum ihre Ärzte die Schilddrüsenunterfunktion nicht erkannt und nicht nach dem Hashimoto gefahndet, sondern sie in die psychosomatische Ecke gestellt hätten.
Nach einem Jahr
Ein Jahr später ging es ihr subjektiv weiterhin blendend. Der Antikörper MAK hat sich immerhin nur noch auf das Doppelte der Norm reduziert. Deswegen und um sie vor weiteren Autoimmunkrankheiten zu schützen, nimmt sie neben dem Thyroxin auch Selen, Vitamin D und das Fischöl weiter ein.
Studie des Monats
Wie hilfreich ist Leinöl für das Herz?
In dieser Studie wurden 7202 Teilnehmer der PREvención con DIeta MEDiterránea (PREDIMED) Studie 5,9 Jahre lang nachverfolgt. Es wurde geprüft, welche Auswirkungen es auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat, wenn Teilnehmer sich an die Regeln der International Society for the Study of Fatty Acids and Lipids recommendation for dietary ALA halten. Diese besagen, dass man 0,7 % der Nahrungsenergie in Form der Omega-3-Fettsäure Alpha-Linolensäure zuführen soll. Dies entspricht knapp etwa 1 TL Leinöl oder 2 EL Rapsöl oder 10 g Chiasamen täglich. Außerdem wurde geprüft, welche Effekte das Einhalten der Ernährungsempfehlung von mehr als 500 mg maritimen Omega-3-Fettsäuren hat. Dies entspricht etwa 25 g Hering, 70 g Lachs, 80 g Makrele oder 700 g Kabeljau täglich. Und dies waren die Mindestempfehlungen – es kann sein, dass viele Teilnehmer noch deutlich mehr verzehrt haben.
Ergebnisse
Die Ergebnisse waren eindeutig: In der pflanzlichen Omega-3-Gruppe lag das Risiko für eine tödliche Herz-Kreislauf-Erkrankung bei 0,95. Das Risiko war also nur unwesentlich gesunken. In der Fischöl-Gruppe lag das Risiko hingegen bei 0,61. Es wurde also um nahezu 40 % gesenkt! Noch erstaunlicher waren die Unterschiede bei den tödlichen Schlaganfällen. In der pflanzlichen Omega-3-Gruppe gab es sogar 29 % mehr Todesfälle, in der Fischölgruppe hingegen 22 % weniger.
Ich höre immer wieder, dass pflanzliche Omega-3-Fettsäuren doch genauso gut seien wie die aus dem Meer. Die Daten aus großen Studien sprechen diesen Behauptungen Hohn. Ich halte Lein- und Rapsöl immer noch für gesünder als Sonnenblumen- oder Sojaöl. Wenn ich meine Gefäße aber wirklich vor Herzinfarkten und Schlaganfällen zuverlässig schützen will, dann komme ich an den maritimen Omega-3-Fettsäuren einfach nicht vorbei.
Fazit
Diese Daten sind besonders überzeugend, weil sie aus einer sehr großen Untersuchung über einen langen Zeitraum stammen und weil sie im Journal der Amerikanischen Herzgesellschaft, einem der weltweit führenden kardiologischen Magazine, veröffentlicht wurden.
aufgeschnappt und kommentiert – aufgeschnappt und kommentiert
Schilddrüsenunterfunktion – ein Stiefkind der modernen Medizin
Dr. med. Quintus Querulantius merkt hierzu an: Nach meiner Erfahrung scheint die simple Schilddrüsenunterfunktion für viele Ärzte zu einfach zu sein. Wenn der TSH nicht über 7 ist, muss man gar nichts tun. Und wenn er drüber liegt, dann gibt es halt L-Throxin. Das kann doch jeder. Was für mich überhaupt nicht klar ist, warum es eigentlich keine Dosisfindungsstudien zur optimalen Einstellung einer Hypothyreose gibt – jedenfalls habe ich noch keine gefunden. Und es wäre doch so einfach: 100 Patienten mit einer Hypothyreose teilt man zufallsmäßig in 3 Gruppen auf. Die eine erhält so viel, dass der TSH gerade mal unter 7 sinkt, die zweite Gruppe so viel, dass wir knapp unter 4 kommen und bei der dritten Gruppe wird ein Wert von 1-2 angestrebt. Die Probanden füllen vorher Fragebögen zu Symptomen der Schilddrüsenunterfunktion sowie zur Lebensqualität aus. Nach Erreichen der Zielwerte werden die Fragebögen erneut ausgefüllt und geschaut, ob es Unterschiede zwischen den Gruppen gibt und die von mir postulierte optimale Einstellung von 1-2 den anderen überlegen ist. Dann wüsste man wirklich, was der für Menschen beste Wert ist.
Man muss aber gar keine Studien machen, sondern es reicht in der Regel auch, den Patienten achtsam zu befragen. Nach meiner Erfahrung – und viele meiner praktisch tätigen Kollegen bestätigen dies – fühlen sich Menschen mit einem TSH von 1,5 deutlich wohler als mit einem von 3,0. Sie haben mehr Energie, bewältigen ihre Arbeit deutlich besser, haben auch mehr Antrieb zu schönen Freizeitaktivitäten, treiben mehr Sport und haben deutlich weniger Gewichtsprobleme.
Ich wünsche niemandem etwas Böses. Aber manchmal würde ich mir schon wünschen, dass Endokrinologen, Internisten oder Hausärzte, die sich an die Doktrin „TSH unter 4 ist doch gut, erst ab 7 muss man therapieren“ halten, mal eine Woche lang mit einem TSH von 3,5 herumlaufen müssten. Ich bin sicher, dass sie ihr Verordnungsverhalten dann ändern würden.
Ich handele nach vielen positiven und negativen sowie auch eigenen Erfahrungen als Arzt und Patient nach der Devise: „Der Patient hat immer Recht.“ Wenn er Symptome hat, dann hat er sie. Selbst wenn sie nur psychosomatisch sein sollten, leidet er darunter und wir sollten ihn behandeln. Und wenn mir Patienten mit einem Hashimoto und einem TSH von über 2,5 berichten, dass sie sich physisch und psychisch nicht wohl fühlen, dann gebe ich entgegen der medizinischen Leitlinien (oder heißt es doch etwa „Leidlinien“?) Thyroxin und werde meist mit sehr positiven Rückmeldungen belohnt. Was mich nur wundert, dass die „Experten“ sich eher an theoretische Konstrukte als an persönliches Erfahrungswissen halten.
Ganz besonders schlimm finde ich, wenn Patienten psychosomatisiert werden anstatt nach organischen Störungen zu suchen und diese adäquat zu behandeln. Nicht dass es diese psychosomatische Ursache von Beschwerden nicht auch gäbe. Im Gegenteil, das kommt sogar häufig als alleinige Ursache oder als Verstärker von körperlichen Symptomen wie etwa Schmerzen oder Verdauungsstörungen vor. Aber gerade bei Darmerkrankungen sind viele Menschen unterdiagnostiziert (Koloskopie unauffällig, dann muss es doch psychisch sein). Und Schilddrüsenunterfunktionen werden eben viel zu selten und zu spät erkannt, es wird kaum nach den Ursachen gefahndet und die Therapie ist häufig „suboptimal“, um es einmal euphemistisch zu formulieren.
Ich wünsche mir achtsame Ärzte, die mehr auf Beschwerden ihrer Patienten achten und diese ernst nehmen, sowie Patienten, die aktiv mitdenken und mithandeln und entschieden für ihr Recht auf eine optimale Behandlung eintreten.
aufgeschnappt und kommentiert – aufgeschnappt und kommentiert
Vor 10 Jahren hat mein Hausarzt bei einer Blutuntersuchung den TSH Wert mitbestimmern lassen und nachdem er geringfügig erhöht war, schickte er mich zum Nuklearmediziner. Befund: Im Ultraschall völlig unauffällige Schilddrüse, Stoffwechsellage normal, keinerlei Beschwerden, jedoch deutlich erhöhter Anti-TPO-Wert (5000). Das reichte dem Arzt für die Diagnose Hashimoto. In folgenden Untersuchungen blieben die damaligen Untersuchungsergebnisse bis heute vollkommen unverändert, außer dass Anti-TPO manchmal mehr und manchmal weniger erhöht war. Das heißt, dass man Hashimoto haben kann, ohne dass die Schildddrüse 10 Jahre nach Diagnosestellung Schaden genommen hat. Die Definition von Hashimoto sagt aber aus, dass diese Autoimmunerkrankung zur Zerstörung der Schilddrüse führt. Aber doch offenbar nicht zwangsläufig. Vielleicht herrscht auf diesem Gebiet nocht eine Menge Forschungsbedarf.
Sehr geehrter Herr Hess (?),
ich stimme Ihnen zu, dass es bei Hashimoto noch einen grossen Forschungsbedarf gibt. In Ihrem Fall gibt es aber einen Interpretationsbedarf. Das vorhandene Wissen reicht völlig aus, um eine Situation wie die Ihre zu erklären. Zunächste einmal haben Sie den TSH-Wert leider nicht mitgeteilt. Der wäre aber wichtig, da die meisten Labore falsche Normwerte angeben. Bei den meisten Laboren steht auf dem Laborzettel immer noch 0,4-4, ideal wäre aber 1-2. Wenn also jemand einen Wert von 4,2 aufweist, dann ist es laut Labor nur eine ganz leichte Unterfunktion, in Wikrlihckeit ist 4,2 aber schon weit von den idealen <2 entfernt. Selbst wenn der Wert aber bei noch relativ guten 2,1 läge, wäre das noch nicht ungewöhnlich.
Ein Anti-TPO von 5000 ist zwar recht hoch und man würde damit langfristig schon eine Verschlechterung der Schilddrüsenfunktion erwarten. Diese tritt aber erst dann ein, wenn bereits 90 % der Schilddrüse zerstört sind – vorher kann sie den Ausfall immer noch kompensieren. Dies bedeutet aber, dass man selbst bei noch normaler Schilddrüsenfunktion die Hände nicht in den Schoss legen darf. Schauen Sie bitte in meinen Newsletter
https://www.dr-schmiedel.de/hashimoto/
Dort finden Sie wichtige Informationen, die Ihnen die meisten Ärzte vorenthalten (weil sie sie selbst nicht kennen). In der Hoffnung, Ihnen damit weitergeholfen zu haben, verbleibe ich mit freundlichen Grüssen
Dr. Volker Schmiedel
Hallo Herr Dr. Schmiedel,
mit Interesse habe ich Ihren Artikel zu Hashimoto gelesen, da ich bereits seit über 20 Jahren daran erkrankt bin und gerade in den letzten 2 Jahren unter starken Schwankungen des TSH-Wertes leide.
Seit den letzten 2 Jahren lese ich auch immer mehr Beiträge, daß Gluten sich ungünstig auf Autoimmunerkrankungen auswirkt. Sollte ich also auf eine glutenfreie Ernährung achten?
Beste Grüße
Sehr geehrte Frau K.,
es gibt eine Theorie, die besagt, dass Gluten chemisch bestimmten Strukturen der Schilddrüse ähnelt. Wessen Immunsystem Gluten angreift, dessen Immunsystem greife auch die Schilddrüse an. Es gibt bisher keine wissenschaftlichen Studien hierzu, aber es wird in der wissenschaftlichen Gemeinde tatsächlich diskutiert, ob eine glutenfreie Ernährung Hashiomoto-Patienten nütze – und zwar unabhängig vom Vorliegen einer Zöliakie.
Ich kenne Patienten, die damit gute Erfahrungen gesammelt haben und wo es sogar zu einem Abfall der Schliddrüsen-Antikörper gekommen ist. Lassen Sie doch TSH, fT3, fT4 sowie MAK und TAK messen, ernähren Sie sich 3 Monate lang glutenfrei und messen Sie dann nochmals.
Nebenbei: Der Nutzen von Vitamin D und Selen wird nicht mehr bestritten. Damit sollte man optimale Spiegel aufweisen. Zu Omega-3 gibt es zwar keine Studien. Wegen des bewiesenen Nutzens bei anderen Autoimmunkrankheiten optimiere ich auch Omega-3, wofür die meisten Menschen Dosen von einem Esslöffel Fischöl benötigen.
MfG
Dr. Volker Schmiedel
Hallo Herr Dr. Schmiedel,
Vor 4 Jahren wurde Hashimoto bei mir diagnostiziert. Die Unterfunktion ist ausgeglichen. TSH 0,8, Ft3 und Ft4 im mittleren Normbereich. TPO Antikörper immer so um die 2000. Selen 200 hat auch nicht geholfen. Trotzdem habe ich noch Beschwerden, wie seit fast 3 Jahren ein Druckgefühl auf der Brust (Engegefühl) und Gefühl nicht richtig durchatmen zu können. Herz ist nach mehrmaligen Untersuchungen ausgeschlossen. Am Abend bessert sich dieses Gefühl. Eine Besserung konnte ich mit gluten freier und Milchprodukte freier Ernährung erzielen. Aber weg ist es leider nicht.
1 Esslöffel hochwertiges Fischöl nehme ich am Tag. Vitamin D 5000 i.E. am Tag. Spiegel liegt bei über 50 ng/ml. Rosenwurzextrackt nehme ich ebenfalls ein 500mg. Feritin und B 12 sind gut. Dosis Euthyrox 200 microgramm.
Eine Psychotherapie hat auch nicht geholfen. Ebensowenig wie eine homöopatische Behandlung. Was meinen sie?
Grüße und Danke
Franz
Sehr geehrter Herr Grünziger,
von den Substanzen und der Ernährung scheinen Sie ideal eingestellt zu sein. Haben Sie mal eine Fettsäureanalyse durchgeführt? Der AA/EPA-Quotient sollte unter 2,5 liegen. Nehmen Sie jodiertes Speisesalz? Essen Sie noch Meeresprodukte? Das Jod steht im Verdacht, die Hashimoto-Entzündung zu fördern.
Vermeiden Sie einmal neben dem Gluten auch Jod für 3 Monate und optimieren Sie den AA/EPA-Quotienten, falls er noch nicht optimal sein sollte. Dann messen Sie noch einmal die Hashimoto-Antikörper.
Viel Erfolg! Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Volker Schmiedel
Kann man das Algenöl von Norsan bei Hashimoto nehmen oder enthält dieses Jod und ist somit kontraindiziert?
Sehr geehrte Frau Jarosova,
sowohl das Fisch- als auch das Algenöl von Norsan sind völlig jodfrei.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Volker Schmiedel
Ich (w 38) habe vor über 15 Jahren als Nebenbefund einen TPO AK Wert von über 1000 gehabt bei sonst normalen Schilddrüsenwerten und einem TSH von 2,5! Ein Schilddrüsen Ultraschall ergab eine normale Schilddrüse!
Es ist nie in der Richtung weiter geforscht oder behandelt worden!
Bei einem Gesundheits Check up vor zwei Jahren lag mein TPO AK Wert bei 68 (Normwert 5)
Aktuell bin ich Rheumapatientin und habe viele gesundheitliche Probleme! Dazu gehören Erschöpfung und Abgeschlagenheit, extremer Haarausfall, Gewichtsprobleme und Schwierigkeiten Gewicht zu reduzieren, frieren, nächtliches Schwitzen, Konzentrationsprobleme, ständige Kopfschmerzen, Antriebslosigkeit, Missempfindungen in den Füßen, extrem raue Haut, Verdauungsprobleme, Herzrhythmusstörungen in Form von Extrasystolen…. etc.
Der aktuelle TSH Wert von letzter Woche liegt nun bei 4,9 (Referenzwert 0,4-4,0)
Meine Ärztin sagte, dass dies nicht behandlungsbedürftig ist und ich davon nicht diese ganzen Symptome haben kann! Sie gab mir eine Überweisung zum Kardiologen und fragt ob ich viel Stress habe!
Wenn ich mir ihren Text durch lese denke ich dass ich eventuell einen Hashimoto mit Unterfunktion habe! Sehe ich das richtig? Sollte ich mir eine zweite Meinung einholen?
Sehr geehrte Frau Steffi (?, leider kein Name angegeben),
wenn ich an der Uni als Professor lehren würde, dann würde ich Ihren Fall als Lehrbeispiel referieren – wie man es eben nicht macht. Was hätte man vor 15 Jahren machen können (ich meine sogar, machen müssen)? Sie hatten einen Hashimoto, also eine Autoimmunkrankheit, die die Schilddrüse angreift und zu einer Zerstörung von Zellen und einer Verminderung der Funktion führt. Ihr TSH von 2,5 vor 15 Jahren deutete diesen Beginn der Unterfunktion schon an. Fühlt man sich dann noch wohl, müssen noch keine Hormone gegeben werden. Wenn Sie aber schon Symptome der Unterfunktion hatten, dann hätten ich Ihnen schon ein niedrig dosiertes Hormonpräparat verordnet, damit sie Ihre normale körperliche und geistige Leistungsfähigkeit behalten oder zurückerlangen.
Vor allen Dingen hätte ich aber noch etwas anderes getan: Sie neigen zu Autoimmunkrankheiten. Wer aber eine hat, bekommt auch gern eine zweite. Ich hätte also nach den Ursachen Ihrer Entzündungsneigung gefahndet und Nährstoffe wie Selen, Zink, Vitamin D und Omega-3 untersucht. Ich bin ziemlich sicher, dass Sie da einige Mangelzustände aufgewiesen hätten. Diese Nährstoffe hätte ich dann optimiert – einerseits um den Prozess der Schilddrüsenzerstörung aufzuhalten oder zumindest abzubremsen, andererseits verordne ich all meinen Hashimotopatienten gut dosiert Vitamin D und Omega-3 (das ist praktisch nie optimal) und Zink und/oder Selen, wenn es im Mangel ist, was oft, aber nicht immer das Fall ist. Ich sage meinen Hashimotopatienten immer: “Ich möchte, dass Sie in 10 Jahren kein Rheuma, Asthma oder Neurodermitis bekommen!” Erkennen Sie, was passiert ist? Ich kann es nicht beschwören, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie kann Rheuma bekommen hätten, wenn Sie vor 15 Jahren optimal behandelt worden wären.
Neben Ihrer Rheumakrankheit ist aber noch etwas anderes passiert: Da nichts gegen Ihre Entzündung in Ihrer Schilddrüse getan wurde, ist die Schilddrüsenzerstörung ungestört weiter fortgeschritten. Das Abfall des TPO-Antikörper ist eigentlich gut. In Ihrem Fall heißt es aber, dass die Schilddrüsenentzündung einfach ausgebrannt ist – es sind einfach gar nicht mehr so viele Zellen da, die noch zerstört werden können. Die Folge ist aber eine massive Unterfunktion. Mit einem TSH von 4,9 und Ihren Symptomen weisen Sie nahezu aller Symptome einer typischen Schilddrüsenunterfunktion auf. Es sieht fast so aus, als hätten Sie die Symptome aus dem Lehrbuch abgeschrieben. Ihre Symptomatik als nicht behandlungswürdig zu bezeichnen, halte ich schlichtweg für unterlassene Hilfeleistung! Jeder mit einem TSH von über 4 muss so viel Schilddrüsenhormon bekommen, dass er ein TSH von 1-2 aufweist, dann fühlt er sich fast immer subjektiv viel, viel besser.
Sie brauchen sich keine zweite Meinung einzuholen, sondern Sie brauchen dringend einen Arzt, der Sie und Ihre Beschwerden endlich ernst nimmt, der endlich die richtige Diagnostik betreibt und vor allem, der Sie endlich einmal überhaupt behandelt.
So, jetzt muss ich mich bei Ihnen erst einmal entschuldigen. Ich plustere mich hier als Besserwisser auf, der es im Nachhinein viel besser gemacht hätte, der behauptet, dass Ihre Ärzte Sie sträflich im Stich gelassen haben, der meint, er hätte Ihre Beschwerden rechtzeitig beseitigen und Ihr Rheuma hätte verhindern können. Na prima – das hilft Ihnen jetzt aber richtig weiter. Hätte, hätte, Fahrradkette. Ich mag die Konjunktive hätte/wäre/könnte eigentlich gar nicht und rate meinen Patienten dringend davon ab, weil sie einfach nicht weiterhelfen. Ich formuliere meine Kritik so harsch, nicht um Ihnen weh zu tun, sondern weil ich mir wünsche, dass möglichst viele Menschen Ihre Geschichte lesen und bei möglichst vielen Patienten die Fehler, die bei Ihnen begangen wurden, vermieden werden. Ich bitte um Ihr Verständnis!
So, jetzt kommt aber das Bonbon. Das Kind ist zwar schon weit in den Brunnen gefallen, aber noch nicht ganz. Wir wollen nicht in die Vergangenheit schauen (auch wenn wir das jetzt einmal zum besseren Verständnis haben tun müssen), sondern in die Zukunft. All das, was ich oben beschrieben habe, kann man auch jetzt noch tun. Ich untersuche bei all meinen Patienten die oben angesprochenen Nährstoffe und optimiere sie. Wenn jemand nicht das Geld hat für die Messungen (die Kasse bezahlt zwar Biologika gegen Rheuma für 20.000 Euro im Jahr, aber keine 25 Euro für eine Vitamin D-Untersuchung), dann sollte jeder mit einer Autoimmunkrankheit 4000 IE Vitamin D (z.B. Vitamin D-Hevert 4000 Tabl.) und 2 g EPA/DHA (z.B. 1 EL Norsan total Fischöl) nehmen. Besser ist es, das Vitamin D zu messen und auf einen Wert von ca. 150 nmol/l einzustellen sowie eine Fettsäureanalyse durchzuführen (z.B. bei https://www.norsan.de/fettsaeure-analyse/) und einen AA/EPA-Quotienten von 2,5 anzustreben. Optimal ist es, einen Arzt zu finden, der sich damit auskennt und Autoimmunkrankheiten mit Nährstoffen optimal behandelt. Die meisten Autoimmunkrankheiten wie Rheuma oder Asthma kann man damit schon deutlich verbessern oder sogar heilen. Ja, ich gebrauche das Wort Heilung, auch wenn die Schulmedizin sagt, diese Krankheiten seien doch unheilbar. Ich habe bei Rheumatikern, die unter Cortison starke Schmerzen und hohe Entzündungswerte aufwiesen, erreicht, dass sie ihre Medikamente langsam komplett absetzen konnten – und das schmerzfrei und ohne Entzündungswerte im Blut. Ich bin so arrogant, das dann auch Heilung zu nennen.
Wenn man mit den Nährstoffen allein nicht zurecht kommt, dann gibt es aber noch ganz viele andere Optionen. Einige davon habe ich in einem meiner Newsletter aufgeführt: https://www.dr-schmiedel.de/diagnostik-und-therapie-von-autoimmunkrankheiten-und-allergien/
Leider werden alle diese Verfahren nicht an der Uni oder in rheumatologischen Fortbildungen gelehrt. Die Schulmedizin kennt nur die symptomatische Therapie dieser Erkrankungen, was dazu führt, dass die Patienten lebenslang diese Medikamente einnehmen müssen. Kein Wunder, dass praktisch alle diese Fortbildungen von der Pharmaindustrie finanziert werden. Ich bin noch nie zu einer solchen Fortbildung als Referent eingeladen worden. Ich würde denen ja auch in die Suppe spucken und ihnen ihre Patienten wegnehmen, weil diese bei richtiger Behandlung weniger oder gar keine Medikamente benötigen werden.
Ich rate allen Autoimmunpatienten einen Arzt zu suchen, der sich mit diesen komplementären Verfahren wirklich gut auskennt. Wenn man gar keinen findet, dann kann man mich auch in der Schweiz aufsuchen http://www.paramed.ch. Leider bezahlt die (gesetzliche) Kasse nichts davon.
Vielen Dank für Ihre Frage, an der ich so Vieles über Autoimmunkrankheiten aufzeigen konnte! Autoimmunkrankheiten sind heilbar.
Mit freundlichen Grüßen und den besten Wünschen für Ihre Gesundheit,
Dr. Volker Schmiedel
Sehr geehrter Herr Dr. Schmiedel,
vielen Dank erstmal für Ihre Ausführungen zu Hashimoto.
Bei meiner Frau wurde im Mai diesen Jahres eine Eisenmangelanämie diagnostiziert(Hb 8,0 g/dl). Zusätzlich eine starke, chronische geringgradig aktive Hp-Gastritis(Hp 3+). Beides wurde stationär mit Antibiotika und Eisengabe behandelt. Anschließend musste sie aufgrund einer Helicobacter Pylori-Infektion noch eine dreifach Antibiotikatheraphie machen.
Ihr Eisenwert wurde im Juli nochmals gemessen, er lag da bei 14.1(Hb) g/dl und Ferritin bei 41.
Nach einem Hausarztwechsel hat der neue Arzt auf Wunsch meiner Frau Anfang Oktober diesen Jahres ein erneutes Blutbild anfertigen lassen und dies sind die Ergebnisse:
Hb 13.5 g/dl
Immunglobulin E im Serum 15.6 KU/I
TSH (basal) im Serum + 4.95
Thyreoidale Peroxidase Ak i. S. + 7856
Ihre Ärztin meinte, sie hat wohl Hashimoto. Da sie aber nichts von Hormongabe hält, und glaubt das Schwermetalle die Ursache sein könnten(keine Ahnung woher sie das weiß) hat sie Ihr Korianderextrakt verordnet.
Meine Frau wird nun noch einen Ultraschall der Schilddrüse anfertigen lassen.
Seit längerem (ca. 1 Jahr) klagt meine Frau schon über ein Raynaud Syndrom, seit ca. 6 Monaten hat sie verstärkten Haarausfall, sie ist oft sehr müde, niedergeschlagen und nicht gut gelaunt.
Nach Ihren Ausführungen würde ich gerne mit meiner Frau bei Ihnen vorbeikommen, wir leben allerdings in Hamburg und daher frage ich mich ob Sie einen Schilddrüsenspezialisten empfehlen können der neben einer Hormontherapie auch mit der Einstellung der Nährstoffe vertraut ist?
Ansonsten habe ich verstanden das die Werte Vitamin D und Selen gemessen werden sollten, eine Fettsäureanalyse durchgeführt und alle Antikörper der Schilddrüse untersucht werden sollten, ist das korrekt?
Mit freundlichen Grüßen und vielen Dank im voraus für Ihre Antwort
Christian Schrader
Sehr geehrter Herr Schrader,
aus der Ferne kann ich leider keine individuellen, sondern nur allgemeine Empfehlungen geben. Wenn man in einer Schilddrüsenunterfunktion ist (hoher TSH-Wert) und auch Symptome einer Unterfunktion vorliegen, dann ist es für mich ein ärztlicher Kunstfehler, keine Hormone zu geben. Oder würde die Ärztin einem Typ-I-Diabetiker, der kein Insulin mehr produziert, auch die Insulinspritze verweigern? Wenn die Schilddrüse zu einem großen Teil durch das eigene Immunsystem zerstört wurde, muss man die Hormone doch ersetzen oder? Die Ultraschalluntersuchung bei Hashimoto ist hingegen völlig unsinnig: Meist findet man eine etwas kleinere Schilddrüse, weil sie eben teilweise zerstört wurde. Sie ist jedoch völlig überflüssig (wenn ich nicht noch eine andere Fragestellung habe, z.B. nach Knoten), da sie überhaupt keine Konsequenzen hat. Der Hashimoto muss ohnehin behandelt werden – schulmedizinisch mit Hormonen bis zu einer guten Stoffwechseleinstellung und naturheilkundlich, damit nicht noch andere Autoimmunerkrankungen dazu kommen. Was man dafür noch alles machen kann, lesen Sie auf meiner Seite zu Autoimmunkrankheiten. Eine optimale Einstellung mit Omega-3-Fettsäuren, Selen, Zink und Vitamin D ist für mich unerlässlich. Schwermetallbelastungen können eine Ursache sein, müssen aber erst einmal nachgewiesen werden. Ich benutze dafür den DMPS-Test, mit dem sich durch Provokation der Depots im Körper Schwermetalle zuverlässig nachweisen lassen. Koriander setze ich auch ein. Es darf aber erst dann eingesetzt werden, wenn der Körper mit den zur Ausscheidung notwendigen Mineralien gut ausgestattet ist, sonst kann die Mobilisierung sogar schaden! Schwermetallbelastungen finde ich aber gar nicht mehr so oft wie es angenommen wird. Aber ganz besonders hier gilt: Vor die Therapie haben die Götter die Diagnostik gestellt. Sie sehen, man kann also sehr viel tun. Ich kenne leider keinen Arzt in Hamburg, der hier das gleiche Konzept wie ich fährt. Hamburg ist 1,5h per Flug von Zürich entfernt. Von Zürich ist man in 3/4h mit der S-Bahn in Baar. Wenn Sie sich bei der http://www.paramed.ch für mich anmelden wollen, dann warten Sie nicht zulange. Die Wartezeiten betragen derzeit mehrere Wochen.
Alles Gute für Sie und Ihre Frau,
Dr. Volker Schmiedel
Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort.
Meinem Hausarzt haben wir gebeten, die Werte für Zink, Selen, Vitamin D und Eisen zu bestimmen. Neben einer Thyroxin Gäbe hat er den Bluttest auch durchgeführt. Auch haben wir bei Norsan die Fettsäure Analyse beauftragt.
Nun ist es so das bei dem Bluttest ein Ferritin-Wert von 6 ng/ml herausgekommen ist, also anscheinend wieder Anämie. Der Arzt fragte ob im Krankenhaus seinerzeit Magen- und Damrspiegelung durchgeführt wurden, was ja(ohne Befun)gemacht wurde. Daher frage ich mich was die Ursache für den niedrigen Ferritin-Wert sein kann?
Ich mache mir Sorgen das bei meiner Frau noch was nicht gefunden wurde. Die Schilddrüsenunterfunktion kann man dafür ja nicht verantwortlich machen, oder?
Viele Grüße aus Hamburg
Christian Schrader
Sehr geehrter Herr Dr. Schmiedel,
zunächst einmal vielen Dank, dass Sie Ihre Erkenntnisse öffentlich zugänglich machen und so detailliert auf Fragen eingehen. Ich bin über die Eingabe meiner Symptome im Netz auf Hashimoto gestoßen und dann auf Ihrer Seite gelandet.
Meine Anfrage ist vielleicht etwas unkonkret, da ich einer der Patienten bin, die nach einem mehrjährigen Ärztemarathon in der Psychosomatik-Schublade landen, was meine Situation aber in keinster Weise verbessert hat. Nachdem ich Ihre Texte gelesen habe, habe ich in einem recht aktuellen Bluttest nachgesehen, dort wurde ein TSH von 2.74 gemessen (fT3 2.95, fT4 1.05). Wenn ich Sie richtig verstanden habe, könnte das Senken des TSH durchaus etwas bewirken, falls meine Symptomatik etwas mit der Schilddrüse zu tun hat.
Ich bin 43 Jahre alt, männlich. Meine Symptomatik trat erstmalig vor etwa vier Jahren auf, mit leichtem Zittern im linken Zeigefinger und gelegentlicher Benommenheit. Kraftlos und erschöpft fühlte ich mich allerdings schon wesentlich länger, was ich aber auf meine Lebensumstände (drei kleine kinder, viel Stress, Perfektionist) zurückführte. Dazu kamen dann im Lauf der Zeit Kribbeln und Taubheit an verschiedenen Regionen auf der Haut, das Zittern weitete sich aus, und auch die Benommenheit, Schwindel etc. nahm zu. Ich habe dann mehrere Schädel-MRTs gemacht (wegen Verdacht auf MS/Parkinson), Langzeit-EKG-, -Blutdruck-, -Blutzuckermessungen, diverse Blutbilder, EEG, Liquor, Katelochaminwerte, und einen Haufen an Nahrungsergänzungsmitteln durchprobiert. MS, Alzheimer, Parkinson, Borreliose, ALS etc. wird von den Ärzten nach aktuellem Stand ausgeschlossen. Dann der Weg über Antidepressiva, Psychiatrische Klinik, Therapien – alles ohne Erfolg. Mein Zustand verschlechtert sich weiterhin relativ konstant, und die Symptomatik lässt sich von nichts beeindrucken. Inzwischen fällt mir auch schon das deutliche Sprechen schwer, was bei meiner Arbeit als Lehrer natürlich mittelfristig auf eine Berufsunfähigkeit herausläuft.
Sollte ich Ihrer Meinung nach einen Versuch starten, ob sich etwas durch die Senkung des TSH machen lässt, oder passt das von der Symptomatik her überhaupt nicht?
Besten Dank im Voraus!
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen de Vries
Sehr geehrter de Vries,
ein TSH von 2,74 ist grenzwertig zu einer Schilddrüsenunterfunktion. Wenn man wissen möchte, ob man einen Hashimoto hat, muss man die Antikörper MAK und TAK bestimmen.
Omega-3 halte ich grundätzlich bei allem, was mit den Nerven zu tun hat, essentiell wichtig. Es müssen aber Quantität und Qualität stimmen. Da habe ich ja viel in meinem Artikeln und in meinem Omega-Buch geschrieben, Entscheidend ist aber der richtige Spiegel. Wenn man es genau wissen will, rate ich dringend zu einer Fettsäureanalyse. Es sollte dann ein AA/EPA von etwa 2,5 und ein Omega-3-Index von über 8 % angestrebt werden.
MfG
Dr. Volker Schmiedel
Da die Symptome von Hashimoto genau wie Sie schreiben auf die meisten erschöpften Menschen zutrifft, frage ich mich gerade, ob nicht standardmäßig danach getestet werden sollte. Da die Schilddrüse dafür zuständig ist, dass der Hormonhaushalt im Körper stimmt, stelle ich mir die Folgeerscheinungen deutlich schlimmer vor als Hashimoto an sich. Wie Sie schreiben, ist die Prävention dieser Folgeerkrankungen auch der Fokus bei der Therapie von Hashimoto. https://www.schilddruesenordination-steyr.at/kontakt/linz
Sehr geehrte Frau Diemer,
Sie haben völlig recht. Bei jeder Erschöpfung sollten die Schilddrüsenwerte bestimmt werden. Wenn ein Hinweis auf eine Unterfunktion besteht (bei mir schon ab einem TSH von über 2,0), sollten die Schilddrüsen-Antikörper untersucht werden, ob ein Hashimoto besteht und dann Maßnahmen getroffen werden, wie in meinem Newsletter beschrieben.Es sollten aber nicht routinemäßig bei jedem die Schilddrüsen-Antikörper gemessen werden – bei einer mindestens latenten Schilddrüsenunterfunktion aber schon. Ich sehe immer wieder, dass erst nach Jahren der (massiven!) Unterfunktion oder auch gar nicht danach geschaut wird.
MfG
Dr. Volker Schmiedel