Sehr geehrter Herr Schmiedel,

zunächst bedanke ich mich für Ihren Beitrag zum Veganismus, welcher sich fachlich sicher auf belegtem Grund befindet.
Eine Auseinandersetzung mit diesem Thema ist in jeder Hinsicht erstrebenswert, insbesondere auch eine differenzierte.

Ich wollte Sie dennoch fragen, ob es für eine grundsätzlich sachliche Debatte über Veganismus und entsprechende Risiken nötig sein kann, auf solch polemische und negativ konnotierte Art und Weise dieses Thema darzustellen?

Viele Ihrer Leser haben sicher nicht Ihren medizinischen Kenntnisstand, sodass es mir so erscheint, dass Ihre geradezu spöttische und suggestive Darstellung für diese den Veganismus als reine Gefahr darstellt.
Einseitigkeit und subjektive Abneigung gehören meines Erachtens nach nicht in einen Fachbeitrag eines Mediziners, unabhängig davon, dass Kritik an Veganismus stets möglich sein muss.

Die Notwendigkeit eines emotional so aufgeladenen Beitrags sehen Sie jedoch allen Anscheins nach.
Dennoch hoffe ich, dass künftig mehr Ihres zweifellosen Fachwissens und weniger Subjektivität Ihre Beiträge kennzeichnet.

Antwort:

Vielen Dank für Ihre konstruktive, aber dennoch persönlich zurückhaltende Kritik! Da habe ich aus der veganen Ecke schon ganz anderes zu hören bekommen. Ja, der Beitrag ist bewusst polarisierend und provokativ. Von veganer Seite kommen aber durchaus auch sehr provokative Äußerungen in Richtung der “Fleischfresser”. Wer austeilt, muss auch ein wenig einstecken können. An Ihrem Stil meine ich zu erkennen, dass Sie vermutlich nicht zu den aggressiven Veganern gehören. Und ich wollte Menschen wie Sie ganz bestimmt nicht persönlich treffen. Meine Kritik richtet sich vielmehr an die aggressiven Hardcore-Veganer, die meinen, sie hätten die Weisheit mit ihren veganen Löffeln gegessen. Ich selbst bin zu mehr als 95 % Veganer, esse nur noch selten Milchprodukte oder Eier, manchmal aber Fische und gar kein Fleisch. Trotzdem ich noch Fische esse, muss ich aber Omega-3 und Vitamin D nehmen, um optimale Werte zu haben, die anderen Werte sind bei mir gut.

Noch einmal: Ich halte vegane Ernährung für die gesündeste der Welt – wenn Omega-3, Vitamin D, B12, Zink, Selen und Eisen gemessen und bei Bedarf substituiert werden. Geschieht dies jedoch nicht, halte ich sie langfristig für eine gefährliche Mangelernährung. Wenn ich nur einen einzigen Veganer mit meiner Polemik dazu gebracht habe, doch einmal diese Werte zu messen und zu optimieren und damit vor einer sonst drohenden Krankheit zu bewahren, dann hat sich der Beitrag bezahlt gemacht. Die alten Griechen haben gesagt, man kann die Fackel der Wahrheit nicht durch die Menge tragen, ohne jemanden den Bart zu verbrennen. Ich hoffe, ich habe “Ihren Bart” nur ein wenig angesengt und er ist noch zu retten.

MfG

Dr. Volker Schmiedel