Sehr geehrter Herr Dr. Schmiedel,

 

Ihr Artikel / Info über Omega 3 Fettsäuren interessiert mich sehr.
ich habe übrigens vor ein paar Jahren Ihr Buch über Fettstoffwechsel-Störungen/Cholesterin gelesen. Ich habe mit den dort genannten Tips (Artischocke/Haferkleie) sehr gut meinen zu hohen Cholestetinspiegel senken können, leider vertrage ich Artischocke nicht mehr so gut.
Mein Triglycerid Spiegel ist sehr hoch , obwohl ich nicht trinke , kein Zucker esse , schlank bin und viel Sport treibe,. Ich will diesen mit Omega 3 senken . Auf Ihrer Web-Site sprachen Sie von Fischöl / EL. Könnten Sie mir da eines empfehlen?
Zur Zeit nehme ich Fischölkapseln, die aber sehr niedrig dosiert sind. Wäre es evtl. nicht sinnvoller ein gut kontrolliertes/ Arzneimittel von pharmazeutischer Qualität zu nehmen, wie z.B. Omacor Kapseln?
Bei den üblichen Nahrungsergänzungsmitteln sehe ich die Gefahr, dass deren Qualität weit weniger gut kontrolliert ist als bei Arzneimitteln. Oftmals ist nicht klar wo und wie diese hergestellt wurden, welche Rohstoffe verwendet wurden etc. Auch die Angaben über die Wirkstoff-Stärke/Menge sind m.E. fraglich. Besonders kritisch sehe ich das bei fettlöslichen Vitaminen D und E.

Aber nun nochmal zu meiner Person; ich bin gerade 52 Jahre alt geworden und weiss seit Beginn meines Studiums also mit Anfang 20, dass ich zu hoheBlutfettwerte/Cholesterin habe. Ich war immer sehr schlank und bin es auch jetzt noch. Es gab bei uns immer sehr wenig Fleisch und viel Rohkost.
Trotzdem messe ich jetzt morgens einen relativ hohenNüchtern- Blutzucker ,bei 110 auch mal 115. Ich mache mir Sorgen wegen Pre-Diabetes bzw. metabolisches Syndrom. Seit meinem 50. Lebensjahr lasse ich 1 mal im Jahr meine Gefässe ( Herz, hirnversorgende und Beine) auf Arteriosklerose checken. Bisher ok ( der Arzt hat mir mein Alter nicht geglaubt ” Sind Sie Sportler?”) aber seit 1 Jahr leichte Arteriosklerose im Bein.
Ich nehme an, dass ich zu den sog. ” dünnen Dicken gehöre d.h. wenig Muskelmasse im Verhältnis zum Körperfettanteil besitze. Auch mit Krafttraining nicht effektiv steigerbar, weil ich wahrscheinlich einfach zu alt bin um noch signifikant Muskelmasse aufzubauen.

Antwort:

Hohe Triglyceride kommen von Übergewicht, fettreicher Ernährung, Zucker (sowohl im Blut als auch in der Nahrung), Alkohol und/oder den Genen.

Wenn man nicht übergewichtig ist und sich nicht fettreich ernährt, dann muss man auf den Zucker achten. In der Nahrung sollte man ihn ohnehin weitestgehend zu meiden (auch nicht zu viel Zucker aus Früchten, mehr als eine Portion am Tage sollte es gar nicht sein). Wenn die Zuckerwerte (vermutlich der Nüchternblutzucker) etwas erhöht sind, dann sollte man die Werte eine Stunde nach der Nahrungsaufnahme messen, die viel wichtiger sind als der Nüchternblutzucker. Oft sind diese Werte dann ganz normal, dann besteht keine Gefahr. Wenn sie erhöht sind, sollte noch der Langzeitblutzucker HbA1c gemessen werden, im Zweifel sollte auch ein oraler Glukosetoleranztest beim Arzt durchgeführt werden. Weitere Infomationen über die Diagnostik und Therapie von Diabetes finden Sie in meinem Buch “Typ II Diabetes – Heilung ist doch möglich”. Beim Namen Bachus muss man natürlich auch an den Alkohol denken. Das tägliche Gläschen Rotwein, welches doch so gesund sein soll, kann bei Neigung zu erhöhten Triglyceriden diese nochmals erhöhen. Experiment: 10 Tage gar keinen Alkohol trinken und nochmals die Triglyceride messen. Sind sie dann deutlich besser, so spielt Alkohol eine Rolle. Die Gene kann man natürlich (leider oder Gott sei Dank) noch nicht ändern. Gibt es in der Verwandtschaft auch schlanke, sportliche und sich gesund ernährende Menschen, die sehr hohe Triglyceride haben, dann ist die Genetik wahrscheinlich der Hauptbösewicht.

Schulmedizinisch helfen die Statine bei den Triglyceriden nicht so gut wie beim Cholesterin. Hier werden als erstes Mittel der Wahl immer noch die Fibrate empfohlen. Sogar in der kardiologischen Leitlinien sind aber auch die Omega-3-Fettsäuren erwähnt. Allerdings brauchen wir dafür hohe Dosen. 2 g EPA/DHA, besser sogar 4 g führen zu einer massiven Senkung. Dafür bedarf es 4 Kapseln Omacor, 30 herkömmlichen Fischölkapseln oder 2 EL eines qualitativ guten Fischöls. Ich selbst nehme und empfehle meinen Patienten das Norsan total. Die Schadstoffanalysen habe ich eingesehen, aber jeder Nutzer kann sie auch von der Firma bekommen: Schwermetalle oder fettlösliche Toxine befinden sich unterhalb der Nachweisgrenze. Der Totox-Wert, der über Oxidation bzw.Ranzigkeit Auskunft gibt, liegt weit unterhalb der vom Gesetzgeber geforderten Werte. Wir brauchen diesen Wert aber gar nicht. Wenn wir auf eine Kapseln beißen und das austretende Fischöl schmeckt sehr tranig, dann ist es verdorben. Nach meiner Schätzung sind etwa 80 % aller Fischölpräparate auf dem Markt verdorben. Das Omacor hat gegenüber dem Norsan zwei entscheidende Nachteile: Es enthält keine natürlichen Fischöle, sondern künstliche Fettsäureester. Dadurch enthalten die Kapseln ca. 80-90 % Fettsäuren, aber es sind künstliche Fette. Außerdem ist ein Gramm Omega-3 etwa dreimal so teuer wie bei Norsan. Nähere Einzelheiten zu den Fettsäuren finden Sie in meinem Buch “Omega-3 – Öl des Lebens”.

Wer sehr hohe Triglyceride hat, sollte drei Monate lang einen, besser zwei EL Fischöl zum oder ins Essen nehmen. Dann sollte noch einmal gemessen werden, um zu schauen, um wie viele Prozent der Wert gesenkt wurde.

MfG und viel Erfolg,

Dr. Volker Schmiedel