Sehr geehrter Herr Dr. med. Schmiedel,

 

in der Zeitschrift Bio von Oktober / November 2017 haben Sie ein Interview zu Vitamin D3 gegeben, das ich mit großem Interesse gelesen habe. Ich fand den Artikel sehr fundiert und plausibel.

Dabei wurden Sie auch dazu befragt, ob Vitamin D3 zusammen mit Vitamin K2 aufgenommen werden sollte, damit Calcium in die Knochen eingelagert werden kann, statt sich bei alleiniger Vitamin D3 Aufnahme in den Arterien abzulagern.
Darauf haben Sie sehr deutlich geantwortet, ich zitiere: „diese Behauptung ist völliger Unsinn“. Das hat mich doch sehr überrascht. Laut Ihren Ausführen gibt es keine „aussagekräftigen Studien“ dazu.

Ich habe vor kurzem das Buch „Vitamin K2“ von Kate Rhéaume-Bleue gelesen in dem ausführlich über die notwendige Kombination von Vitamin D3 und Vitamin K2 geschrieben wird.
Das Buch ist mir meist zu euphorisch gehalten, aber die Ausführungen scheinen mir plausibel und es wird auf eine große Anzahl diverser Studien zu Vitamin K2, Vitamin D und auch ein paar für die Kombination von Vitamin K2 und D3 verwiesen.

Ebenso auf der Webseite http://www.vitamind.net/vitamin-k/ werden die Zusammenhänge zwischen Vitamin D3 und Vitamin K2 mit Angabe von Studien beschrieben.

Ich bin kein Experte auf dem Gebiet und Mangels Zeit und Englisch Kenntnissen bin ich auch nicht in der Lage die zahlreichen Studien zu lesen und zu beurteilen.
Ich kann mich nur darauf verlassen, dass die Autoren ehrliche Aussagen treffen und relevante Studien für Ihre Aussagen heranziehen.

Wenn man Ihnen aber Glauben schenken will, sind alle Studien, auf die in dem Buch und auf der Webseite verwiesen wird, allesamt nicht aussagekräftig?
Warum sind aus Ihrer Sicht diese Studien nicht brauchbar? Oder waren Sie Ihnen bislang noch nicht bekannt?

Ich würde ich sehr freuen, wenn Sie mir hier zu antworten könnten.

Vielen Dank und mit freundlichen Grüßen

Antwort:

Ja, ganz genau. Keine diese Studien beweist irgendeine der Behauptungen zu Vitamin K2. Beispiel: Zitat in der Veröffentlichung: “Ohne Vitamin K2 bleiben diese Proteine inaktiv und das Calcium lagert sich als nutzlose und schädliche Schlacke im Körper ab: Verkalkungen bilden sich und schädigen Gefäße, Organe und Gewebe. Die Folge sind Nierensteine, Arteriosklerose und zahlreiche schwerwiegende Krankheiten bis hin zum Herzinfarkt. (4)” Als Beweis wird die Studie im Zitat (4) angeführt. Diese habe ich mir angeschaut. Dort wird dargestellt, dass es aufgrund biochemischer Wirkungen von Vitamin K2 plausibel ist, dass es vor Arteriosklerose oder Nierensteinen schützen könnte. Könnte und plausibel sind aber keine Beweise.

Das etwas ein Schutzfaktor als bewiesen werden kann, weiß man, wenn man einer Gruppe Vitamin K2 gibt und der anderen nicht – am besten noch zufällig verteilt und doppelblind, damit Placebo-Effekte ausgeschlossen werden können. Hierzu gibt es aber weltweit keine einzige Studie. Schauen Sie sich doch die angegebenen Zitate in der Veröffentlichung alle einmal ein. Ich habe leider keine Zeit dafür und die Platzierung und die Beschreibung der Zitate deutet auch nicht darauf an, dass irgendeine solche, beweiskräftige klinische Studie dabei ist. Wenn sie doch eine finden sollten, dann werde ich mir diese gern einmal anschauen. Bis dahin behaupte ich weiter:

Die Aussagen, dass Vitamin D ohne K2 nicht auswirkt und dass Vitamin D ohne K2 zu Arteriosklerose oder Nierensteinen führt, sind völlig aus der Luft geholt, es gibt nicht den Hauch eines Beweises dafür und es handelt sich um dreiste Marketing-Lügen! Gern lasse ich mich vom Gegenteil überzeugen, wenn mir irgendeine beweis- und aussagekräftige Studie gezeigt wird. Dass Vitamin D vor Infekten schützt, dass Omega-3 Symptome von ADHS bessert, ist nicht nur in Studien, sondern sogar in Meta-Analysen (Zusammenhang verschiedener gleichartiger Studien) eindeutig bewiesen. Zu Vitamin K2 gibt es hierzu nur heiße Luft!

MfG

Dr. Volker Schmiedel