Sehr geehrter Herr Dr. Schmiedel!

Ich habe mich zwar informiert, möchte Sie aber trotzdem um Ihren Rat bitten. Meine derzeitige Therapie:
2x tägl. 2,5mg Eliquis nach kleinem Insult bei intermittierendem Vorhofflimmern, Sedachoron 200mg, Exforge, Dilatrend. Vh-Flimmern nicht wieder aufgetreten. RR gut eingestellt.
Darf ich zusätzlich Omega3-Präparate einnehmen?
Mit bestem Dank und freundlichen Grüßen

 

Antwort

Im Gegensatz zu Kumarinen gibt es keine Studien zu Omega-3 und den neuen Gerinnungshemmern vom Typ NOAK, z.B. Eliquis. Ich würde also vorsichtig mit Omega-3 einsteigen und zunächst maximal einen TL Fischöl nehmen. Treten Blutungen oder vermehrt blaue Flecke auf, würde ich die Dosis reduzieren. Passiert gar nichts, kann man die Dosis auch bis zu einem EL steigern.

Wünschenswert wäre es, den Omega-3-Index (Fettsäureanalyse) bei Herzerkrankungen auf mehr als 8 % zu steigern, weil es hier die wenigsten Rhythmusstörungen gab. Beim geringsten Hinweis auf vermehrte Blutungsneigung wäre aber die Dosis zu reduzieren. 1 EL Fischöl entspricht 100 g Hering. Es ist meines Wissens bisher nich bekannt, dass Menschen mit hohem Fischkonsum unter NOAKs an vermehrten Blutungen neigen. Im Beipackzettel wird auch nicht vor dem Genuss von Fischen gewarnt. Aber im Sinne eines hippokratischen “primum nihil nocere” (in erster Linie nicht schaden) ist die Vorsicht die Mutter der Porzellankiste und im Zweifel geben wir lieber etwas weniger Omega-3.

Ich hoffe, dass Sie das Sedacoron rasch absetzen können. Es wirkt zwar sehr rhythmusstabilisierend, kann aber wirklich viele und unangenehme Nebenwirkungen haben. Wenn über längere Zeit sicher kein Vorhofflimmern mehr vorlag (mind. 1/2 Jahr) sollte auch an das Absetzen des NOAK Eliquis gedacht werden. Es hilft nur, wenn Vorhofflimmern besteht (keine Gerinnselbildung), nutzt aber nichts bzw. schadet nur, wenn kein Vorhofflimmern besteht. Kardiologen behalten es nach meiner Erfahrung “sicherheitshalber” (für mich ist das nur eine juristische Sicherheit für den Arzt, für den Patienten aber nur eine Scheinsicherheit) viel zu lange bei (zur Klarstellung: bei Vorhofflimmern ist es absolut notwendig!).

Viel Erfolg und ein ruhiges Herz,

Dr. Volker Schmiedel