Sehr geehrter Herr Kollege Schmiedel,

Vielen Dank für Ihre Newsletter, die ich ja seit vielen Jahren mit Freude lese.
Jetzt wende ich mich an Sie mit zwei Fragen:
Zwei meiner Patienten haben diese ominöse “Leberreinigung” bei Heilpraktikern vorgenommen und sind wegen einer Pankreatitis auf der Intensivstation gelandet.
Gibt es Erfahrungswerte, ob diese schon öfter passiert ist. Ich selber halte dieses Verfahren für Nonsense.(schon immer!).
Meine zweite Frage ist, ob es wirklich Hinweise darauf gibt, ob die Hydro-Colon-Therapie tatsächlich in einigen Fällen von Nutzen ist oder ebenfalls nur wieder eine Methode zur Gewinnsteigerung ist.
In Erwartung Ihrer Antwort verbleibe ich mit freundlichen Grüßen

Antwort

Durch die “Leberreinigung” mit Olivenöl und Grapefruitsaft sollten Gallensteine gelöst werden. Tatsächlich werden durch diese Therapie Seifensteine im Darm erzeugt, die die Patienten dann für Gallensteine halten. In diesen Fällen war die “Leberreinigung” aber tatsächlich mal erfolgreich: Bereits vorhandene Steine wurden vermutlich mobilisiert, was sie sonst vielleicht das ganze Leben lang nicht getan hätten. Sie sind dann allerdings im Gallengang knapp oberhalb der Papilla vateri steckengeblieben, wodurch es zu einem Rückstau von Gallen- und Pankreassaft in das Pankreas gekommen ist – mit den bekannten fatalen Folgen. Also gerade Gallensteine sind eine Gegenanzeige für diese Therapie!

Mit der Colon-Hydro-Therapie sehe ich es etwas anders. Bei Verstopfung kann sie als “Darmtraining” tatsächlich hilfreich sein. Auch bei anderen Krankheiten kann durch eine intensive Dickdarmreinigung und allgemeine umstimmende Effekte durchaus etwas bewirkt werden. Eine Serie von 5-10 Behandlungen sollte zur Beurteilung eines möglichen Erfolges allerdings erstmal ausreichen. Bei Erfolg kann man es später noch einmal wiederholen. “Dauertherapien” von 50 und mehr Behandlungen – zumal wenn nichts passiert – halte ich für wenig dienlich.

Mit herzlichen kollegialen Grüßen

Dr. Volker Schmiedel