Sehr geehrter Dr. Schmiedel,

 

Ich gerade gerade die Website des Jacobs Institut über Omega 3 bei Langzeitanwendung gelesen.

Ich fasse für mich relevante Passagen kurz zusammen:

Hier wird und anderem bei langjähriger O3I Einnahme in hohen Dosen (>1g) die Ernährungsempfehlung abgegeben „Weniger ist manchmal mehr“.

Bereits 2009 warnte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vor einer zu hohen Aufnahme von DHA und EPA, besonders durch angereicherte Lebensmittel und Supplemente.
• Erhöhung des LDL-Cholesterinspiegels ab 0,7 g DHA/EPA pro Tag
• Beeinträchtigung der angeborenen und erworbenen Immunabwehr bei älteren Menschen
• Mögliche Erhöhung der kardiovaskulären Mortalität bei Menschen mit kardiovaskulären Erkrankungen bei Langzeitanwendung
• Hinweise auf erhöhte Blutungsneigungen ab 1,5 g DHA/EPA pro Tag.

Desweiteren wird darauf hingewiesen das durch Rauchen und Überernährung die meisten freien Radikale freigesetzt werden, die Omega-3-Fettsäuren im Körper schädigen können.

Ich nehme seit 2 Jahren O3I davon seit ca. 12 Monaten Norsan Vegan und fühle mich durch etwas verunsichert. Ich habe den eindruck das es in Bezug auf Auswirkungen in Langzeitstudien relativ wenig gesicherte Informationen gibt.
Wie sicher sind die hier mehrfach propagierten 2g EPA/DHA täglich?

Könnten Sie hierzu eine “klärende” Stellungnahme abgeben.

MfG

Antwort:

Die geschilderten Bedenken sind alle theoretische Befürchtungen von akademischen Sesselpupsern. Tut mir Leid, dass ich mich so drastisch ausdrücke, aber das sind meist Mediziner (nicht Ärzte, die Menschen behandeln), die in ihren Elfenbeintürmen wissenschaftliche Studien und Physiologielehrbücher wälzen, aber keine ieigenen praktische Erfahrungen in der Anwendung haben, geschweige denn bei Patienten die Spiegel messen, behandeln und dann kontrollieren.
Ja, Omega-3 wirkt thrombozytenaggregationshemmend, theoretisch sind da Blutungen möglich. Unter Aspirin und Omega-3 habe ich aber noch nie eine Blutung oder auch nur blaue Flecken gesehen – und ich frage meine Patienten danach.
Ja, die Entzündungsneigung wird gehemmt, theoretisch ist da eine eingeschränkte Immunabwehr möglich. Nicht aber, wenn ich mit meinem AA/EPA-Quotienten in einem physiologischen Bereich von etwa 2,5 bleibe, an den wir vermutlich seit jahrhundertausenden in der Evolutionsgeschichte adaptiert sein.
Was ich richtig gefährlich finde: Vor den angeblichen Gefahren einer potentiellen “Überdosierung” mit Omega-3 wird gewarnt. Wo aber sind die Warnungen vor dem tatsächlich mehrheitlich zu beobachtenden Mangel. Aus Studien wissen wir, dass eine schlechte Omega-3-Versorgung zu einer Verdoppelung von Herztoden und Krebskrankheiten (und bei vielen anderen Krankheiten auch) führt. Wir müssen immer Risiko und Nutzen miteinander abwägen. Die Risiken der Nicht-Behandlung mit Omega-3 werte ich höher als die (theoretischen) Risiken einer vermeintlichen Überdosierung. Ich selbst gehe immer auf Nummer Sicher und messe bei meinen Patienten die Fettsäuren. Dann kann ich diese genau im krankheitsvermeidenden Bereich einstellen. Und das rate ich auch jedem anderen. Der AA/EPA-Quotient sollte bei 2,5 und der Omega-3-Index etwas über 8 liegen. In diesem Bereich sind nie Nebenwirkungen beobachtet worden. Und wer das behauptet, der möge sie mir bitte zeigen.
Nebenbei: Die leichte Erhöhung des LDL-Spiegels wird erwähnt. Warum aber nicht auch die Erhöhung die “guten” HDL-Spiegels, die deutliche Senkung der Triglyceride, die leichte Blutdrucksenkung, die massive Verbesserung des Parasympathikus mit der Folge einer signifikanten Verbesserung der Herzratenvariablität – alles Schutzfaktoren für Herz und Gefäße? Warum suchen die Kritiker, die die Bevölkerung angeblich vor Gefahren schützen wollen, immer nur die Haare in der Fisch-Suppe? Das ist doch schon recht merkwürdig.
MfG – und nicht ins Bockshorn jagen lassen,
Dr. Volker Schmiedel