Sehr geehrter Herr Dr. Schmiedel,

 

als ehemalige Patienten in der Habichtswaldklinik und langjährige Leser Ihrer Newsletter wende ich mich heute mit der großen Bitte um einen Rat an Sie. Unser 25-jähriger Sohn macht uns große Sorgen und wir sind uns nicht sicher, ob er die richtige, umfassende Behandlung erhält.
Anfang Januar ist er nach einer manischen Nacht in eine Psychatrische Klinik eingeliefert worden. Dort wird das Hauptaugenmerk und die Behandlung auf die Medikamentöse Behandlung mit Neuroleptika gelegt. Anfangs mit viel zu hohen Dosen Haldol und Diazipan ohne Berücksichtigung der Ernährungsform unseres Sohnes, die Medikamente haben ihn regelrecht umgehauen. Unser Sohn war vom ca. 16.-19.Lebensjahr Veganer, danach und seitdem ist er Vegetarier, raucht und trinkt nicht, legt sehr viel Wert auf eine gesunde Ernährung und fährt ganzjährig ausschließlich Rad an seinem Studienort Freiburg. Auf unser Drängen wurden ihm kurzfristig Vitamin B12 1000er Ampullen gespritzt und ein Holo TC Test gemacht. Inzwischen wurden die Medikamente auf 2 mg Resperdal am Tag gesenkt, aber bei Blutuntersuchungen wird mehr Wert auf den Gehalt der Neuroleptika im Blut gelegt als auf wichtige Spurenelemente o.ä.
Der Chefarzt meinte, unser Sohn sei mit Vollgas durchs Leben gefahren, sprich er hat uns nie Sorgen gemacht, ist immer gerade seinen Weg durch Schule, Soziales Jahr und soziales Engagement, Studium mit Auslandsjahr, gesunde Lebensweise und Ernährungsform etc. gegangen, und nun sei aus der Kurve geflogen. Er müsse wieder auf Spur gebracht werden, damit er weiterfahren kann. Die Diagnose war lange unklar, jetzt vermutet man eine Akute Polymorphobe Psychose.
Nach 7 Wochen Klinikaufenthalt wird unser Sohn diese Woche wahrscheinlich entlassen und soll Psychologisch und Psychotherapeutisch ambulant versorgt werden. Wie gesagt, in der Klinik liegt der Schwerpunkt auf den Medikamenten. Unseres Erachtens werden viel zu wenig Therapiegespräche geführt und Therapien wie Sport etc. angeboten. Und der Mensch als Ganzes findet keine Berücksichtigung, auch Mängel in der Ernährung werden nicht weiter untersucht.
Daher bitten wir Sie um Ihren Rat – wie würden Sie bei Ihrem Sohn verfahren? Was könnte man übersehen haben? Was sollte man noch untersuchen?
Ihrer Antwort sehen wir mit großem Interesse entgegen

Antwort:

Vegane Ernährung ist leider nicht gesund, sondern eine krankmachende Mangelernährung, wenn nicht auf bestimmte Nährstoffe geachtet wird. Hat Ihr Sohn denn kein B12 genommen? Das machen immerhin die meisten Veganer. Aber auch Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D, Zink, Selen und Eisen gehören unbedingt untersucht. Ich würde diese Nährstoffe jetzt alle untersuchen und optimieren. Ich weiss nicht, ob es in freiburg Ärzte gibt, die sich damit – besonders mit Omega-3-Fettsäuren – gut auskennen. Im Zweifel kann er natürlich auch zu mir in die Schweiz kommen – Freiburg ist ja von Baar nicht so weit entfernt.
Die Vienna-Studie ergab, dass es allein bei guter Omega-3-Zufuhr mehr als 80 % weniger psychotische Schübe gibt – leider kennen nur die wenigsten Psychiater diese Studie. Ich betreue gerade selbst einen Patienten, der seit 20 Jahren Zwangsgedanken, Depressionen und Ängste hat. Er hatte auch zahlreiche Mangelzustände, besonders Omega-3-, Zink und Vitamin D. Zwei Wochen nach Beginn der Substitution verschwanden die Zwangsgedanken, die er trotz Einnahme seiner Medikamente immer noch hatte. Nach vier Wochen konnte er beginnen, seine Medikamten zu reduzieren.

MfG

Dr. Volker Schmiedel