Sehr geehrter Herr Dr. Schmiedel !
Ich weiß nicht ob sie sicher an mich erinnern können, es ist nun einige Jahr her das ich bei ihnen in der Habichtswaldklinik war. Sie haben damals bei mir einen Darmtest gemacht und eine mäßige Bauchspeicheldrüsenschwäche knapp über 200 diagnostiziert. Ich habe dann Nortase eingenommen und auch Kreon probiert,
der Stuhl blieb aber immer sehr wechselhaft bei mir. Ich habe damals noch Psychopharmaka Zyprexa genommen,
die ich jetzt schon seit nunmehr 3 Jahren vollständig abgesetzt habe. Meine Diversen Beschwerden haben sich seit
damals deutlich verbessert, nur mein Darm blieb immer wechselhaft. Reizdarmbeschwerden und auch Migräne. Nun hatte ich ziemlich viel Stress nach
einem Umzug und bekam einen Akuten Mandelabzess der sofort operiert wurde, ich bekam dann gleich ca.
4 Tage intravenös Antibiotika im Krankenhaus und noch die üblichen Nährstoffinfusionen mit Kalzium, Calium ect.
zu Hause dann noch 3 Tage Oral Antibiotika. Natürlich konnte ich auch nur Schonkost für 3Wochen essen d.h. nichts Scharfes keine Gewürze, Akohol ect.
Noch während der Einnahme der Antibiotika wurde mein Stuhl absolut perfekt. Ich hatte keinerlei Beschwerden
mehr obwohl ich sehr Fett mit viel Eiern, Butter, Milch, Käse und Hülsenfrüchte gegessen habe. Dieser Zustand hielt 3 Monate an, dann
hatte ich leider wieder einigen Stress zu bewältigen und mein Stuhlgang veränderte sich wieder so wie er vorher war. Mich hätte nun interessiert was das gewesen ist ? Ich habe versucht gleich zu essen aber so perfekt wie
er war wird es nicht mehr. Mein Hausarzt vermutet ein Over Growth Syndrom und würde ein spezielles Antibiotikum
für 4- 5 Tagen einsetzen. Was halten sie davon ?
Welchen Rat hätten sie noch für mich ?
Vielen Dank im Voraus !
MFG
Antwort:
Natürlich erinnere ich mich an Sie. Der Meinung Ihres Hausarztes schließe ich mich an: Wenn der Darm unter Antibiotika nicht schlechter wird (was meistens der Fall ist), sondern besser, liegt der Verdacht auf ein SBOG (Small Bowel OverGrowth Syndrom) oder Überwucherungssyndrom vor. Dabei dringen Bakterien aus dem Dickdarm in den Dünndarm vor, wo sie nicht hingehören. Eine Antibiose drängt diese Keime zurück und ist dann tatsächlich hilfreich – aber nur solange man das Antibiotikum nimmt. Wenige Tage nach Beendigung der Therapie kehrt aber der alte Zustand wieder ein.
Wir können aber die Folgen der überwuchernden Darmbakterien mildern. Diese konjugieren nämlich die Gallensäuren, die dann nicht rückrersorbiert werden können. Diese gehen dann verloren und stehen dem Körper nicht mehr zur Fettverdauung zur Verfügung. Man muss dann die Gallensäuren und die Fett im Stuhl bestimmen. Sind nur die Gallensäuren erhöht, müssen diese gebunden und neutralisiert werden. Sind auch die Fette erhöht, muss zusätzlich die Galle stimuliert werden.
Einzelheiten kann man in meinen Buch “Alarm im Darm” bei Gallensäureverlustsyndrom nachlesen. Lassen Sie den Stuhl noch einmal entsprechend untersuchen. Wenn Sie niemanden finden, der Sie begleitet, sollten Sie vielleicht doch einmal den Weg in meine Praxis in die Schweiz finden. Die Bauchspeicheldrüse sollte im Stuhl natürlich auch noch einmal gemessen werden. Ist sie schlechter geworden, dann müsste die Therapie intensiviert werden, oder hat sie sich vielleicht sogar erholt.
MfG
Dr. Volker Schmiedel