Orthomolekulare Therapie

Mit gezielter Nährstoffsupplementation Lebererkrankungen günstig beeinflussen

Der Begriff orthomolekular stammt aus dem Griechischen (orthos = richtig) und aus dem Lateinischen (molecula = kleine Masse, Baustein). Orthomolekulare Therapie bedeutet also die Behandlung mit den richtigen Bausteinen. Natürliche Nährstoffe werden eingenommen, um die Gesundheit zu erhalten oder wiederherzustellen oder um Beschwerden zu lindern. Mit der Zufuhr von hoch dosierten Nährstoffen sollen einerseits vermutete oder tatsächlich nachgewiesene Mangelzustände ausgeglichen (z. B. Magnesium bei Wadenkrämpfen) oder andererseits therapeutische Effekte erzielt werden (z. B. Magnesium bei bestimmten Herzrhythmusstörungen, selbst wenn kein Mangel nachgewiesen wurde).
Die orthomolekulare Therapie ist in der konventionellen Therapie noch immer sehr umstritten. Glühende Anhänger plädieren für die Einnahme von Nährstoffpräparaten für jedermann, um die Gesundheit zu erhalten. Entschiedene Gegner befürchten Überdosierungen und daraus resultierende Gesundheitsschäden. Die Herstellung von Nährstoffpräparaten hat sich inzwischen zu einem lukrativen Industriezweig entwickelt, allerdings auch mit negativen Auswüchsen wie reißerischen Marketingstrategien, überzogenen Versprechungen und überteuerten Präparaten.
Konventionelle Schulmediziner kritisieren diese Auswüchse zu Recht, verdammen oft aber gleich die gesamte orthomolekulare Medizin, die selbst in der etablierten Medizin seit Jahren selbstverständlich angewendet wird, ohne dass den Kritikern noch bewusst ist, dass sie damit orthomolekular therapieren.
Im Hinblick auf orthomolekulare Therapien bei Lebererkrankungen ist die Datenlage überschaubar. Doch bestimmte Leberbzw. Gallenerkrankungen gehen mit spezifischen Nährstoffmängeln einher, die sich mit einer orthomolekularen Therapie gut behandeln lassen und bei denen eine unterstützende Wirkung belegt ist.

Verbindungen vor. Manche Patienten reagieren auf bestimmte Zinkverbindungen mit Übelkeit oder Bauchschmerzen. Dann sollte ein Präparat mit einer anderen Zinkverbindung probiert werden. Einnahmehinweis: Zink wird am besten nüchtern resorbiert. Es sollte also mindestens ½ Stunde vor oder 2 Stunden nach einer Mahlzeit eingenommen werden. Günstig wäre auch die Einnahme direkt vor dem Schlafengehen (dann ist der Magen ja meistens auch schon wieder leer und evtl. auftretende leichte Übelkeit wird einfach verschlafen).

Orthomolekulare Therapie: Vitamin D – häufig im Mangel

Zusammen mit den Vitaminen A, E und K gehört Vitamin D zu den fettlöslichen Vitaminen. Bei vielen Leberkrankheiten kann die Fettverdauung eingeschränkt sein. Die Ursache ist in vielen Fällen eine Gallendysfunktion:

  • Bei Gallensteinleiden kann die Speicherfähigkeit erheblich reduziert sein.
  • Nach der Entfernung der Gallenblase fehlt die Gallenflüssigkeit bei der Fettverdauung.
  • Bei einer Gallendysfunktion wird Galle nicht mehr optimal gespeichert und in ausreichender
  • Menge bei Aufnahme fettreicher Nahrung abgegeben.

In den genannten Fällen strömt die Gallenflüssigkeit bei Zufuhr fetthaltiger Nahrung nicht mehr in ausreichender Menge in den Darm, Fette werden ungenügend aufgeschlossen und werden mit dem Stuhl ausgeschieden – damit aber leider auch die mit der Nahrung aufgenommenen fettlöslichen Vitamine – allen voran das Vitamin D.

Fettverdauungsstörung

Liegt eine Fettverdauungsstörung vor – üblicherweise wird danach kaum gefahndet – ist dies leider der Normalfall. Bei jeder Leberkrankheit mit gestörter Fettverdauung sollte der Fettgehalt im Stuhl und der Vitamin-D-Spiegel gemessen werden. Schließlich benötigt der menschliche Organismus bei allen Krankheiten, bei denen ein gut funktionierendes Immunsystem benötigt wird (z. B. Virushepatitis), genügend Vitamin D.

Orthomolekulare Therapie: Vitamin B12 – das Zellbildungsvitamin

Vitamin B12 ist (neben Eisen und Folsäure) der entscheidende Nährstoff für die Blutbildung, aber auch für jede andere Zellneubildung, z. B. für die Leberzellregeneration. Es wird hauptsächlich in der Leber gespeichert. Eine durch lange, chronische Leberkrankheit geschwächte Leber kann diese Speicherfunktion mitunter nicht mehr optimal ausüben. Eine Vitamin- B12-Bestimmung kann dann sinnvoll sein, besonders bei Vorliegen einer makrozytären Anämie. Häufige Gründe für einen Vitamin-B12-Mangel können sein:

  • fortgeschrittene Leberzirrhose
  • vegetarische/vegane Ernährung
  • Z. n. Gastrektomie
  • atrophische Gastritis
  • Erkrankungen des Dünndarms
  • Medikamente (z. B. Omeprazol, Pantoprazol)

Wird ein Vitamin-B12-Mangel nachgewiesen, ist eine großzügige Zufuhr erforderlich,
am besten in Form von Injektionen. Die Überprüfung des Laborwertes mittels Holo-TC ist genauer als die Bestimmung des Vitamin B12 im Serum.

Dosierung:

1–3 mg Vitamin B12 (z. B. Vitamin B12-loges Injektionslösung, Vitamin B12 Depot Hevert
Injektionslösung), alle 1–3 Monate i.m. oder i.v. Eine gelegentliche Kontrolle von Vitamin B12 und Blutbild zeigt an, ob die Injektionsintervalle und die Dosis nach unten oder nach oben angepasst werden sollten.

Orthomolekulare Therapie: Karotinoide – Schutz vor freien Radikalen

Es sin etwa 600 verschiedene Karotinoide bekannt. Einige der vitaminähnlichen Pflanzenfarbstoffe bilden die Vorstufe von Vitamin A, das bei einer gestörten Fettverdauung beeinträchtigt ist. Andere haben antioxidative Wirkung, schützen den Organismus vor den Angriffen freier Radikale, die sowohl bei Infektionen als auch bei Entzündungen vermehrt auftreten. Karotinoide schützen Lebensmittel und Körperstrukturen wie Zellmembranen oder Fette im Blut vor dem Ranzigwerden. Es empfiehlt sich, Karotinoide reichlich mit der Nahrung aufzunehmen: Alles, was bunt ist, ist reich an Karotinoiden – rote Tomaten, gelbe Paprika, orange Möhren oder grüner Brokkoli.

Orthomolekulare Therapie: Vitamin C und E bei Infektionen und Entzündungen

Die Zufuhr von Vitamin C ist bei allen Infektionen (z. B. Hepatitis), entzündlichen Erkrankungen (z. B. Fettleber, Leberzirrhose, Autoimmunerkrankungen) und Erkrankungen, bei denen das Bindegewebe beteiligt ist (z. B. Fettleber, Leberzirrhose) wichtig. Bei Infektionen und Entzündungen empfiehlt sich die tägliche Einnahme von 3 × 1 g Vitamin C mit Wasser oder Fruchtsaft. Bei akuten Entzündungen können auch 5–10 g eingenommen werden. Am preiswertesten ist das Vitamin-C-Pulver aus der 100 g-Dose (Apotheke), ¼ TL entspricht ca. 1 g. Zusammen mit Vitamin E für den fettlöslichen Bereich bildet Vitamin C das wichtigste antioxidative Vitamin- Duo. Vitamin C und E ergänzen, verstärken und regenerieren sich gegenseitig auch teilweise. Vitamin E ist ein starkes Antioxidans und schützt körpereigene Strukturen vor Angriffen oxidativer Substanzen. Es hemmt die Thrombozytenagglutination und wirkt so der Gerinnselbildung entgegen. Zusammen mit Selen stimuliert es die Antikörperbildung. Vitamin E und Vitamin C verhindern die Bildung krebserregender Nitrosamine im Magen-Darm-Trakt. Die Bezeichnung Vitamin E umfasst sehr ähnlich aufgebaute Verbindungen, die Tocopherole genannt werden. Sie sind nicht alle gleich wirksam; am wirksamsten ist α-Tocopherol (z. B. owivit 600 Kps., Vitazell E Kps., Vitamin E STADA Kps.).

Dosierung:

400–600 IE oral bei Bedarf
Diese Dosierungen lassen sich über die Nahrung leider nicht erzielen, sie entsprächen 1 l Pflanzenöl – und zwar täglich. Natürlichen Vitamin-E-Präparaten sollte der Vorzug gegeben werden.

Orthomolekulare Therapie: Selen – bei allen Lebererkrankungen empfehlenswert

Deutschland ist ein Selenmangelland. Die Ärzte für unsere vierbeinigen Freunde haben daher vor einigen Jahren durchgesetzt, dass Tiernahrung mit Selen angereichert werden muss. Auch für den Menschen ist es sinnvoll, dem Selenmangel durch entsprechende Präparate entgegenzuwirken. Eine optimale Selenzufuhr ist bei zahlreichen Lebererkrankungen sehr empfehlenswert. Besteht eine Leberzirrhose, ist sie unverzichtbar, da das Leberkrebsrisiko erhöht ist. Eine Studie in einer Population mit hohem Leberkrebsrisiko konnte eine verminderte Leberkrebsrate unter Selen nachweisen [1]. Bei einer chronischen Hepatitis ist Selen mindestens ebenso wichtig, da Selen die Abwehr gegenüber Viren stärkt. Autoimmunerkrankungen wie PBC und PSC sollten auch optimal mit Selen behandelt werden, da das überschießende Immunsystem mit Selen moduliert werden kann. In der Nahrung kommt Selen v. a. in Seefischen, Kokos- und Paranüssen vor. Vollkornprodukte haben doppelt so viel Selen wie Weißmehlprodukte, sind aber trotzdem relativ selenarm. Will man optimale Werte erzielen, so kommt man in der Regel um eine Substitution nicht herum.
Am besten wird der Selenspiegel vor einer Einnahme bestimmt. Drei Monate nach Beginn einer Selentherapie sollte der Wert erneut bestimmt werden und ggf. die Dosis nach oben oder unten angepasst werden, sodass ein Wert leicht oberhalb der oberen Normgrenze erzielt wird. Der Normwert von Selen beträgt 107–145 μg/l im Vollblut.

Dosierung:

50–300 μg täglich
Selenpräparate sind in verschiedenen Dosierungen auf dem Markt erhältlich, z. B. Selen-loges, Cefasel oder Selenase.
Zink für das Immunsystem
Zink ist der wichtigste Nährstoff für unser Immunsystem. Besonders die Infektabwehr gegenüber Viren wird deutlich gestärkt. Das zinkreichste Lebensmittel ist die Auster. Da es nicht jedermanns Sache ist, jeden Tag eine Auster zu schlürfen, empfehle ich Zinktabletten (z. B. Zinkorot 25 mg, Zinkotase 25 mg, Cefazink 10 oder 20 mg, Zinkamin 15 mg. Zinkpräparate liegen in unterschiedlichen chemischen Verbindungen vor. Manche Patienten reagieren auf bestimmte Zinkverbindungen mit Übelkeit oder Bauchschmerzen. Dann sollte ein Präparat mit einer anderen Zinkverbindung probiert werden. Einnahmehinweis: Zink wird am besten nüchtern resorbiert. Es sollte also mindestens ½ Stunde vor oder 2 Stunden nach einer Mahlzeit eingenommen werden. Günstig wäre auch die Einnahme direkt vor dem Schlafengehen (dann ist der Magen ja meistens auch schon wieder leer und evtl. auftretende leichte Übelkeit wird einfach verschlafen).