In der Dezember Ausgabe von ‘Naturarzt’ las ich den Artikel “Mit Omega-3 gegen Krebs” und kann dieser Aussage nur von ganzem Herzen zustimmen. Absolut unakzeptabel ist fuer mich allerdings die Behauptung, dass nur Omega-3 aus Fischoel wirksam sei, waehrend er Omega-3 aus Leinsamenoel als unwirksam erklaert. Auch wenn der Autor behauptet sich intensive ueber die Wirkung beider Oele informiert zu haben, so kann ich das nicht akzeptieren. Mir draengt sich also die Frage auf ‘cui bono?’ von diesem Artikel.

 

Als, im Januar 2015, bei mir bei, PSA 339, Prostatakrebs diagnostiziert wurde, habe ich mich sofort ueber alternative Therapien informiert, da ich die ueblichen drei Standardtherapien total ablehnte, zur grossen Ueberraeschung meines Urologen. Von den vielen Alternativen waehlte ich die ‘Budwig Diaet’, da diese Therapie mich ueberzeugte und die Behandlung einfach, Kosten guenstig und ohne jegliche Nebenwirkungen ist. Die Grundlage der ‘Budwig Diaet’ sind Quark und Leinsamenoel. Ich habe das noch ergaenzt mit etwas ZEOFIT (clinoptilolite) Curcumin, Selen und Vit. D3.

Mein Tumor hatte die Groesse von ueber 70ccm und war bereits leicht metastasiert. Nach 18 Monaten war der Tumor komplett verschwunden. Dies Ergebnis wurde im Dezember 2017 von Prof. Ulf Tunn, Offenbach, per Sonographie wieder bestaetigt. Einzelheiten meines Falles koennen Sie der beigefuegten Praesentation entnehmen.

Wenn Ihr Autor behauptet sich intensiv auch ueber Leinsamenoel gegen Krebs informiert zu haben, so kann ich mich nur wundern, um es milde zu sagen, dass er nichts ueber das Werk von Frau Dr. Johanna Budwig gefunden hat. Sie hat mit ihrer Diaet hunderte von Endstation Krebspatienten geheilt und war 7 Mal fuer den Nobelpreis vorgeschlagen. ‘Big Pharma’, mit seinem Prinzip “Profit before People”, hat es wohl verstanden die verdiente Verleihung zu verhindern.

Wenn Sie Krebspatienten wirklich helfen wollen, koennen Sie meinen Fall gerne publizieren. Dies ganz besonders, um richtig zu stellen, dass die Wissenschaft “vehement gegen die irrsinnige Auffassung” von der Wirksamkeit von Leinsamenoel sei. Einzelheiten dieser wissenschaftlichen Auffassung, die Ihr Autor gefunden hat, wuerden mich sehr interessieren.

Mit den besten Wuenschen und freundlichen Gruessen

Liebe Grüße

Antwort:

Vielen Dank für Ihren kritischen Leserbrief, der es mir ermöglicht, einiges noch einmal ganz klar zu stellen. Zunächst einmal: Ich liebe Leinöl und halte es für ein sehr wertvolles Öl. Ich schätze Frau Budwig sehr als geniale Vorreiterin für die Sache der Omega-3-Fettsäuren. Inzwischen ist aber ein halbes Jahrhundert vergangen und ich wundere mich sehr, dass viele Budwig-Anhänger immer noch nicht die modernen Fakten zu Omega-3-Fettsäuren zur Kenntnis nehmen wollen.
Es sind seit den ersten Empfehlungen von Frau Budwig über 3000 Studien zu Omega-3-Fettsäuren veröffentlicht worden, davon viele zu Krebs. Eine Übersicht über einige wichtige Studien finden Sie auf meiner Homepage:
Sehr gerne hätte ich auch positive Studien zu Leinöl und Krebs dort dargestellt, aber ich habe beim besten Willen keine gefunden – und ich weiß wirklich, wie ich danach suchen muss. Die einzige Studie zu ALA und Krebs, die mir bekannt ist, war diese:
Chavarro JE, Stampfer MJ, Li H, Campos H, Kurth T, Ma J. A prospective study of polyunsaturated fatty acid levels in blood and prostate cancer risk. Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 2007; 16(7): 1364–70
Hier wurden Blutproben von 14.196 Männern gesammelt. Innerhalb von 13 Jahren sind 476 Prostatakrebsfälle aufgetreten. Deren Blutproben wurden mit denen von gesunden Kontrollpersonen verglichen. Dabei konnte errechnet werden, dass sich das Risiko für einen Prostatakrebs um 43 % reduziert (also nahrzu halbiert), wenn eine gute Versorgung mit der Omega-3-Fettsäure EPA aus Fischen vorlag. Hier wurde auch die Omega-3-Fettsäure ALA aus Leinöl in die Berechnung einbezogen, die aber leider keinerlei Schutz vor Prostatakrebs bot.
So, nun ich habe ich Ihrer Aufforderung zum wissenschaftlichen Nachweis genüge getan. Nun fordere ich alle Anhänger von ALA aus Leinöl oder zum Nutzen der Budwig-Diät bei Krebs freundlich auf, doch auch wissenschaftliches Erkenntnismaterial zur Verfügung zu stellen – oder stille zu schweigen.
Ich bin überhaupt kein Gegner der Budwig-Diät. Ich würde sie allerdings nur dann empfehlen, wenn sich im Blut TKTL-1 nachweisen lässt. Dann könnte sie vielleicht wirklich sinnvoll sein. Die Empfehlung der Budwig-Diät, Fisch zu meiden, halte ich allerdings hierbei für äußerst bedenklich. Von einer solchen Budwig-Diät rate ich strikt ab.
Im Leserbrief nehme ich eine gewisse Emotionalität, ja sogar eine latente Aggressivität, wahr. Deshalb sei es mir erlaubt, auch etwas emotionaler zu werden. Daran, dass ich ein überzeugter ganzheitlich arbeitender Naturheilarzt bin, dürfte wohl kein Zweifel bestehen. Aber ich würde mir wünschen, dass überzeugte Naturhelkundler doch endlich mal aus der Big-Pharma-Verschwörungstheorie-Schmoll-Ecke herauskommen. Wissenschaftliche Erkenntnisse können auf Dauer nicht unterdrückt werden. Leider wissen auch nur wenige naturheilkundlich Interessierte, dass allein die letzten drei Nobelpreise für Medizin für naturheilkundliche Forschung verliehen wurden: 2015 für den Nutzen der Pflanze Artemisia bei Malaria, 2016 für den Nachweis der Entschlackung von Zellen (es wurde allerdings Autophagolyse genannt) durch Fasten und 2017 für die Entdeckung von molekularen Mechanismen der biologischen, inneren Uhr. Warum hat Big-Pharma das nicht verhindern können?
Zum Abschluss möchte ich noch betonen, dass ich jedem, der einem Krebspatienten Leinöl empfiehlt, von Herzen zustimme. Wird aber nur Leinöl empfohlen, ohne gleichzeitig die maritimen Omega-3-Fettsäuren aus Fisch- oder Algenöl in einer Menge von mindestens 2 g (entspricht einem Esslöffel Fischöl oder einem Teelöffel Algenöl) in guter Qualität zu geben, so wird diesem Krebspatienten nach den oben dargestellten Erkenntnis Schaden zugefügt – und das halte ich schlichtweg für unverantwortlich.
Ich gratuliere Ihnen zu Ihrem persönlichen Behandlungserfolg und würde mich freuen, wenn Sie die vielen positiven Erkenntnisse zu den maritimen Omega-3-Fettsäuren vorurteilsfrei prüfen könnten,
Dr. Volker Schmiedel