Reizdarm: Diagnose oft schwierig

In meinem Artikel „Reizdarm: Diagnose oft schwierig“, der in der Fachzeitschrift „UGBforum spezial“ erschien, geht es um mögliche Diagnose- und Therapiemethoden bei Reizdarmpatienten.

Häufig wird bei Patienten mit ungeklärten Bauchschmerzen ein Reizdarm diagnostiziert. Meist ist dies jedoch eine Fehldiagnose, da eine eindeutige Diagnose schwierig ist, aber unbedingt notwendig für eine erfolgreiche Therapie.

Unspezifische Symptome

Beim Reizdarmsyndrom treten vor allem Blähungen und Bauchschmerzen auf. Allerdings sind dies die gleichen Beschwerden, die auch bei einer Bauchspeicheldrüsen-Schwäche oder Laktoseintoleranz auftreten können.

Eine genauere Abgrenzung ist jedoch möglich. Wenn fette Nahrung verzehrt wird, führt dies in der Regel zu Durchfall bei einer Schwäche der Bauchspeicheldrüse. Ebenfalls, wenn eine laktoseintolerante Person Milchprodukte zu sich nimmt.

Schwankt der Stuhlgang jedoch zwischen Durchfall und Verstopfung, so ist dies ein Indiz für einen Reizdarm. Aber auch psychische Einflussfaktoren spielen eine Rolle, z.B. wenn sich alles nur noch um den Darm und das Essen dreht, das eventuell schädlich sein könnte.

Im Gegensatz zu einer Tumoridentifikation, hilft eine Darmspiegelung, um einen Reizdarm zu diagnostizieren, nicht weiter.

Ein Reizdarm reagiert vor allem auch auf Stress. Sollten die Beschwerden also im Urlaub oder am Wochenende geringer werden, könnte dies ein Zeichen für einen Reizdarm sein.

Komplexe Ursachen

Auslöser eines Reizdarms ist wahrscheinlich eine Überempfindlichkeit der Eingeweide (viszerale Hypersensibilität). Patienten, die einen Reizdarm haben, sind deutlich empfindlicher gegenüber einem störenden Reiz im Darm im Vergleich zu gesunden Menschen.

Sensibles Nervensystem

Das vegetative Nervensystem ist unter anderem für die Steuerung der Darmtätig zuständig. Reizdarmpatienten haben meist ein viel sensibleres und somit gestörtes vegetatives Nervensystem. Wenn ein Serotoninmangel vorliegt, können die Reizdarmsymptome hervorgerufen oder verstärkt werden. Die Darmnerven produzieren normalerweise mehr Serotonin als das Gehirn. Wenn die Darmflora aus dem Gleichgewicht geraten ist, kann dies ebenfalls einen Reizdarm begünstigen.

Folge anderer Erkrankungen

Der Reizdarm kann unter Umständen auch die Folge bzw. ein Symptom einer anderen Erkrankung sein. Auslöser können beispielsweise Neurosen, Depressionen, Psychosen, Leberzirrhosen, entzündliche Darmerkrankungen oder Darmverschlüsse sein. Wenn diese Krankheiten richtig behandelt werden, beeinflusst dies meist auch den Reizdarm positiv.

Aufschluss durch Stuhldiagnostik

Eine simple und wichtige Untersuchung ist die Untersuchung auf Verdauungsrückstände. Wenn Bakterien im Dickdarm Fette, Fettsäuren oder Stärke abbauen müssen, da sie zuvor nicht abgebaut wurden, führt dies meist zu starken Blähungen. Sollten keine Verdauungsrückstände vorhanden sein, ist die Wahrscheinlichkeit für einen Reizdarm höher.

Erhöhte Fett-Werte im Stuhl weisen auf eine Gallen- oder Bauchspeicheldrüsen-Störung hin. Wenn zusätzlich erhöhte Fettsäuren-Werte enthalten sind, zeigt dies möglicherweise eine Entzündung oder Nahrungsmittelunverträglichkeit auf.

Ursachen und nicht Symptome bekämpfen

Auch wenn die Darmflora Einfluss haben kann, führt eine Therapie dieser meist nicht zum gewünschten Erflog. Eine Fehlverteilung der Darmbakterien ist meist Folge einer ökologischen Störung, wenn beispielsweise bestimmte Bakterien im Dickdarm vorhanden sind, die dort eigentlich nicht hingehören. Es entsteht also ein Ungleichgewicht, das nicht allein durch Symbioselenkung und Gabe der richtigen Bakterien korrigiert werden kann, da die eigentliche Ursache nicht behoben ist.

Was hilft wirklich?

Sollte wirklich ein Reizdarm diagnostiziert worden sein, muss die Ursache für diesen therapiert werden. Im weitesten Sinne also die Störung des vegetativen Nervensystems bzw. der psychosomatischen Erkrankung.

Psychopharmaka können erfolgsversprechend sein, bringen aber viele Nebenwirkungen mit sich, sollten demnach die letzte Therapiewahl sein. Johanniskraut stellt eine naturheilkundliche Alternative dar.

Magnesium ist der wichtigste Mineralstoff für das vegetative Nervensystem, kann also ebenfalls zum Therapieerflog beitragen. Außerdem wirkt Magnesium krampflösend, kann aber auch die Verdauung beschleunigen.

Auch Pfefferminze wirkt krampflösend, reduziert Blähungen, regt den Gallenfluss sowie die Magensaftsekretion an und erhöht die Beweglichkeit der Darmmuskeln. Es sollte allerdings ein Präparat eingenommen werden, denn der alleinige Konsum von Pfefferminztee reicht hierbei nicht aus. Studien zeigen, dass so Bauchbeschwerden gemindert werden können.

Zu einer Stabilisierung des Nervensystems tragen außerdem (Ausdauer-) Sport, entspannende Übungen, Zeit mit Freunden, entspannender Kräutertee und ein wohltuendes Vollbad bei.

In besonders schweren Fällen ist unter Umständen auch eine ambulante oder stationäre Psychotherapie sinnvoll.

Quelle: UGBforum spezial