Patienten mit chronischer Hepatitis C wird eine sehr teure und aufwändige Therapie mit Interferon und Virustatika angeboten. Es kommt dabei sehr häufig zu heftigen Nebenwirkungen (z. B. Blutarmut, starke Schwäche und vor allem die gefürchtete interferoninduzierte Depression). Viele Patienten sprechen auch gar nicht darauf an (Non-Responder). Was man komplementär zur konventionellen Therapie tun kann, erkläre ich in diesem Artikel.

Herr Odenwald (67 Jahre, Name geändert) hat sich vermutlich vor 40 Jahren (Bluttransfusion nach schwerem Motorradunfall) mit Hepatitis C infiziert. Vor 20 Jahren wurden leicht erhöhte Leberwerte entdeckt. Weil er nicht übergewichtig ist, sehr wenig Alkohol trinkt und auch sonst keine Risikofaktoren für Leberbelastungen aufweist, wurde eine Hepatitis-Suchserologie durchgeführt, die dann zur Diagnose führte. Obwohl die Leberwerte über die Jahre ziemlich stabil blieben, schlug man ihm eine Interferontherapie vor, derer jedoch wegen der befürchteten Nebenwirkungen skeptisch gegenüberstand. Von den Fachärzten erhielt er Informationen,die ihn ängstigten und durch die er sich unter Druck gesetzt fühlte: Es werde sich unbehandelt doch einmal eine Leberzirrhose entwickeln und dann droht auch noch der Leberkrebs. Die Therapie nicht durchzuführen,sei nicht zu verantworten. Eine Hepatitis ist eine Leberentzündung, die in verschiedene Typen unterteilt wird. Die Hepatitis A verläuft nur akut und heilt meist komplett wieder aus. Hepatitis B und C aber können chronisch werden und sogar in einer Leberzirrhose enden. Wenn die Entzündung ausgeprägt ist, sind eventuell Entzündungsmarker wie das CRP oder die BSG erhöht. Die wichtigsten Werte sind die Transaminasen GOT, GPT und -GT (siehe Naturarzt 9/2014: Die Leberwerte: Kein Buch mit sieben Siegeln), die dazu noch ein Maß für die aktuelle Leberschädigung darstellen. Eine Untersuchung auf Hepatitis-C-Antikörper, die etwa sechs bis neun Wochen nach der Infektion nachweisbar sind, bringt dann die Gewissheit, ob eine Hepatitis C vorliegt. Wenn nach einer Therapie der Antikörpertest positiv ist, sich aber mit dem PCR-Test keinerlei Viren mehr nachweisen lassen (zur Sicherheit am besten 3-mal), dann kann man von einer ausgeheilten Hepatitis C ausgehen. Ist der PCR-Test weiter positiv, so gibt es immer noch Viren und man kann sogar die Anzahl der Viren (Viruslast) bestimmen. Erst wenn eine Hepatitis C festgestellt wird,erfolgen Untersuchungen des Genotyps, da manche Hepatitis-C-Medikamente nur bei bestimmten Genotypen wirken. Die monatlichen Kosten für die konventionelle Therapie sind fünfstellig und werden problemlos von den Kassen bezahlt. Die Kosten für die komplementäre Therapie liegen bei mehreren hundert Euro und werden von den gesetzlichen Kassen praktisch nicht, von den privaten Kassen nur ausnahmsweise übernommen. Das ist leider die Realität und im Moment nicht zuändern. Tun Sie trotzdem etwas für sich selbst. Nehmen Sie Ihr Schicksal (oder Ihre Leber) in die eigene Hand!

Die Hepatitis C wird häufig chronisch

Während die Hepatitis B nur relativ selten chronifiziert, ist dies bei der Hepatitis C sehr oft (bis zu 80 %) der Fall. Die Übertragung erfolgt bei beiden über Blut- oder Sexualkontakte (parenteral),ist aber in einer stabilen heterosexuellen Partnerschaft ohne riskante Sexpraktiken eher gering. Ganz anders schaut dies bei promiskuitivem Verhalten mit riskanten Sexpraktiken aus. Ebenso wie die Hepatitis B kann die chronische Hepatitis C in eine Leberzirrhose und in ein Leberkarzinom übergehen. Im Gegensatz zur Hepatitis B existiert noch keine Impfung.

In Deutschland leiden etwa 0,5 % der Bevölkerung unter einer chronischen Hepatitis C (ca.400.000). In Asien, Afrika und Südamerika sind diese Raten umein Mehrfaches höher. Weltweit sind über 200 Millionen Menschen infiziert. Etwa jeder zweite Drogenkonsument, der sich Substanzen spritzt, hat eine Hepatitis C.

Die Standardtherapie besteht aus Peginterferon α (Spritze,einmal wöchentlich) plus Ribavirin (Tablette, täglich). Die Dauer der Therapie beträgt je nach Genotyp und Verlauf der Viruslast 24 bis 72 Wochen.

Die Wahrscheinlichkeit, das Virus zu eliminieren, liegt durchschnittlich bei über 50 %. Die Genotypen 2 und 3 sprechen allerdings deutlich besser an als der Genotyp 1. Wenn sich auch ein halbes Jahr nach der Therapie keine Viren mehr nachweisen lassen, darf man von einer Heilung ausgehen. In einer Studie hat man zur Standardtherapie noch 2000 IE Vitamin D dazu gegeben. Die Heilungsrate konnte in dieser Studie von 48% (Placebo) auf 94 % (Vitamin-D-Zugabe) angehoben werden.

Die Nebenwirkungen für den Einzelnen sind sehr unterschiedlich ausgeprägt. Die meisten Patienten geben an, dass sie sich wie bei einer Grippe fühlen,was ja nicht ungewöhnlich ist, da dabei auch körpereigene Interferone freigesetzt werden. Die Grippereaktionen kommen nämlich nicht von den Grippeviren, sondern von der Reaktion unserer Abwehr darauf. So ist es bei der Interferontherapie auch: Fieber, Schüttelfrost, Schlappheit treten regelhaft mehr oder weniger stark auf. Aber auch Haarausfall oder Fehlfunktionen der Schilddrüse sind möglich. Da die Therapie Ängste und Depressionen eventuell verstärkt, sollten Patienten informiert werden und darauf achten, damit rechtzeitig Maßnahmen ergriffen werden können. Gegebenenfalls muss man sich sogar unter Abwägung von Nutzen und Risiko gegen eine Interferontherapie entscheiden. In jedem Fall soll die Entscheidung für oder gegen eine solche antivirale Therapie nach reiflicher Abwägung und Kenntnis aller relevanten Informationen gut überlegt sein. Ein erfahrener Arzt sollte die Therapie gut überwachen, Nebenwirkungen mildern und bei zu starken Nebenwirkungen gemeinsam mit dem Patienten eventuell einen Abbruch überlegen.

Die „Nebenwirkungen“ für die Gesellschaft bestehen in den immensen Kosten der Therapie. Diese Kosten müssen gegen das Risiko abgewogen werden, weitere Menschen anzustecken, an Leberzirrhose oder an Leberkrebs zu erkranken und damit zusätzliche Kosten zu verursachen. Bei dieser aufwändigen Therapie ist die Patienten-Compliance(Bereitschaft zur aktiven Mitwirkung an therapeutischen Maßnahmen)von entscheidender Bedeutung für den Erfolg. Sollte diese nicht gewährleistet sein, muss man sich gegebenenfalls auch gegen eine solche Therapie entscheiden.

Der Infizierte hat natürlich eine besondere Verantwortung,dafür zu sorgen, „seine Viren“nicht weiter zu verbreiten. Er muss dafür nicht mit einem Schild „Hepatitis-Infizierter“ um den Hals herumlaufen, sollte aber schon darauf achten, dass von ihm benutzte Instrumente,die theoretisch mit Viren kontaminiert sein können (von der Zahnbürste bis zur Injektionsnadel) auf gar keinen Fall in Kontakt mit anderen Menschen kommen. Die nächsten Angehörigen und der Partner sollten auf jeden Fall Bescheid wissen. Es geht nicht darum, unnötige Panik zu verbreiten, sondern um sinnvolle Aufklärung. Im normalen Alltagsleben ist eine Infektion so gut wie unmöglich. Es gilt aber: Besser informiert als infiziert!

Dabei helfen einfache Regeln:

  • Keine gemeinsame Benutzung von Nagelscheren, Rasiermessern,Zahnbürsten
  • Bei unbekannten Sexualpartnern: safer sex (z. B. mit Kondom)
  • Achtung bei Piercing, Tattooing: Welche Hygienemaßnahmen werden dort eingehalten?Im Zweifel darauf verzichten.

Maßnahmen für die Lebergesundheit

Gleich vorweg: Eine Heilung soll mit den nachfolgenden Maßnahmen nicht in Aussicht gestellt werden:

Ernährung

Bevorzugen Sie bittere Lebensmittel (z. B. Endivien,Chicoree, Radicchio) und würzen Sie reichlich (z. B. Curry,Ingwer). Essen Sie möglichst vegetarisch. Bei tierischen Produkten sollten Sie wegen der entzündungshemmenden Wirkung der Omega-3-Fettsäuren fette Fische bevorzugen!

Genussmittel: 

Keine Frage – Alkohol ist weitestgehend tabu! Ein Gläschen Sekt zum Geburtstag, ein Glas Wein zum Sonntagsbraten – das war´s schon. Mehr sollte es nicht sein. Die von Viren belastete Leber hat weiß Gott anderes zu tun als mühsam Alkohol zu entgiften. Also: Ein absolutes Verbot wie bei der Zirrhose ist noch nicht angesagt, ber Sie sollten so wenig wie irgend möglich verzehren. Wenn Sie in Bayern wohnen und Sie wie ein Marsmensch betrachtet werden, wenn Sie die zweite Maß verweigern, dann schieben Sie es auf Ihren Arzt: Der hat Ihnen den Alkohol verboten.

Phytotherapie: 

Jeder Hepatitis-Patient sollte regelmäßig ein pflanzliches Heilmittel nehmen! Ich würde zuerst immer ein Artischockenpräparat (Ardeycholan® Kps., Hepar-POS® Kps., Hepar-SL® forte Kps.) bevorzugen. Wenn schon Hinweise auf Umbauvorgänge der Leber (erhöhtes Pro-Kollagen-III-Peptidim Serum) oder verminderte Synthese (erniedrigte Cholinesterase,Quick) vorliegen, sollte auch ein Mariendistelpräparat (Hepatos Mariendisteldragees, Ardeyhepan® Tabl., silymarin-Loges®) dazukommen. Trinken Sie häufig Tees mit Löwenzahn, Schafgarbe, Enzian, Wermut oder gute Leberteemischungen. Wechseln Sie immer wieder mal die Tees. Probieren Sie auch einmal das ayurvedische Ingwerwasser aus. Lernen Sie, die segensreiche Wirkung unserer„Heil“pflanzen zu nutzen.

Orthomolekulare Therapie:

Zur Unterstützung des Immunsystems sollten Sie unbedingt Vitamin D (2000 – 4000 IE) einnehmen. Am besten ist die Messung und die Einstellung auf einen Spiegel von 100 – 150 nmol/l. Die meisten benötigen für einen solch hohen Wert sogar 2000 – 8000 IE. Wegen der erhöhten oxidativen Belastungen durch die chronische Entzündung Ist auch die Einnahme eines Antioxidanzienpräparates mit Karotinoiden, Vitamin C, Vitamin E, Selen und Zink angezeigt. Selen sollte ebenfalls gemessen werden, wobei der Spiegel nicht im Normbereich, sondern sogar an der oberen Normgrenze oder leicht darüber liegen sollte. Bei Zink reicht es, wenn wir einen mittleren bis oberen Normbereich anstreben. Wenn man nicht messen kann oder will, kann man mit 10 – 20 mg Zink (z. B. ½ Tablette Zinkorot® 25 oder 2 Unizink) sowie 50 – 100 μg Selen (z. B. Selen-Loges® NE, Cefasel nutri®) das Immunsystem gut unterstützen. Wegen der chronischen Entzündung ist auch eine gute Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren sinnvoll – wenn dies über die Ernährung nicht ausreichend gelingt, dann in Form von Fischöl. Am besten ist es, eine Fettsäureanalyse durchzuführen. Der AA/EPA-Quotient (Verhältnis von aus Tieren zu entzündungshemmender Eicosapentaensäure aus Fischen oder Algen) sollte dabei unter 2,5 liegen. Die meisten benötigen dafür mindestens 15 konventionelle Fischölkapseln mit 500 mg Fischöl, 4 – 8 größere Fischölkapseln,1 EL Fischöl (z. B. Norsan Omega-3 total, Burgerstein Omega-3liquid) oder Algenöl (z. B. 1,5 TL Norsan Omega-3 vegan oder 12 Kapseln Omega3-Loges® pflanzlich). Hepatitis-C-Patienten, die gut mit Omega-3 ausgestattet sind, haben eine geringere Leberentzündung und daher auch ein geringeres Risiko für eine Zirrhose. Wird eine Interferontherapie durchgeführt, leiden die Patienten mit Omega-3 unter wesentlich weniger Depressionen.

Homöopathie: 

Die komplementäre Therapie der Hepatitis beinhaltet auch ein passendes homöopathisches Mittel. Das Einzelmittel sollte nach der Symptomatik ausgewählt werden, wobei China, Lachesis oder Mercurius dulcis häufig geeignet sind. Einfacher ist die Gabe eines Komplexmittels (z. B. Hepar-Hevert® Lebertabl., Hepar-Hevert®Lebertropfen, Hepeel® N Tabl.).

Leberwickel: 

Der gute, alte Leberwickel unterstützt die Leberregeneration und sollte regelmäßig, am besten täglich angewendet werden. Bei akuter Hepatitis ist er allerdings nicht angezeigt. Herr Odenwald war nicht von den Aussichten einer antiviralen Therapie überzeugt und suchte nach Alternativen. Beim Erstkontakt nahm er schon ein Mariendistelpräparat ein. Erwies folgende Laborwerte auf: GOT 63, GPT 70, GGT 93, AP 79 – also leicht erhöhte Transaminasen als Ausdruck der verminderten Leberzellintegrität. In der Spezialdiagnostik fand sich ein Pro-Kollagen-III-Peptid,welches ebenfalls leicht erhöht lag – es gab also bereits eine Tendenz zu einer Fibrosierung,das heißt eine bindegewebige Durchbauung der Leber. Die Viruslast lag mit 5 Mio. recht hoch, aber offensichtlich hatten Viren und Immunsystem einen Waffenstillstand geschlossen, der bisher nicht zu wesentlichen Kollateralschäden im Lebergewebe geführt hatte. Herr Odenwald hatte im Vollblut eine gute Zinkversorgung, Selen und Vitamin D waren allerdings erniedrigt. Diese beiden Nährstoffe sind für das Immunsystem sowie zur Abwehr oxidativer Schäden durch Entzündungen von großer Bedeutung. Der für Entzündungsprozesse wichtige Arachidonsäure/ EPA Quotient lag mit 13,5 deutlich über dem zur Prävention von chronischen Entzündungen optimalen Wert von < 2,5. Bei meinen Patienten, die einmal in der Woche Fisch essen, finde ich meist Quotienten von ca. 10.Herr Odenwald aß höchstens 2-bis 3-mal Fisch im Monat. Die Virenlast schwankte zuletzt zwischen 500.000 und 2 Mio. Selen und Vitamin D konnten mit entsprechenden Präparaten in einen optimalen Bereich angehoben werden. Zusätzlich erhielter neben dem Mariendistelpräparatein Artischockenpräparatsowie 1,5 EL Fischöl. Das Fischöl wird wie ein Speiseöl in Salaten,Suppen oder Soßen verwendet. Hierunter sank der Arachidonsäure/ EPA-Quotient auf sehr gute 1,9. Die Transaminasen und das Pro-Kollagen-III-Peptid haben sich völlig normalisiert. Dies spricht für eine verbesserte Leberzellintegrität und ein Stoppen der Fibrosierung. Das Risiko für die Entwicklung einer Zirrhose ist damit deutlich abgesunken. Im Ultraschall sind keine pathologischen Leberveränderungen zu erkennen. Herr Odenwald fühlt sich subjektiv sehr wohl und nimmt weiterhin Abstand von der immer noch ärztlich empfohlenen antiviralen Therapie. Auch in Kombination mit den neueren, interferonfreien Therapien (bessere Wirksamkeit, weniger Nebenwirkungen) ist ein Nutzen der orthomolekularen Therapie wahrscheinlich. Dafür kenne ich aber noch keine Studien. Da diese Medikamente aber ähnlich in die immunologischen Mechanismen eingreifen wie die Interferone, würde ich auch mit den neuen Schemata immer eine Kombination mit den erwähnten Nährstoffen anstreben.

 

Fazit:

Die Hepatitis C ist eine akute Virusinfektion, die chronifizieren und zu schweren Leberschäden führen kann. Wenn keine Gegenanzeigen bestehen, sollte eine medikamentöse Viruselimination, die nicht immer, aber häufig erfolgreich ist, auf jeden Fall erwogen werden. Mit Komplementärer Medizin kann man deren Nebenwirkungen mindern und die Wirkung verstärken. Wenn eine solche Therapie aber nicht in Frage kommt, nicht vertragen wird oder nicht wirkt, gibt es viele naturheilkundliche Ansätze, die Leber zu schützen. Vielen Menschen läuft keine Laus, sondern ein Virus über die Leber. Das ist kein Grund, die beleidigte Leberwurst zu spielen, sondern aktiv etwas für die Leber zu tun.

Quelle: Chronifizierung der Leberentzündung verhindern – Hepatitis C – was kann die Naturheilkunde? – Naturarzt 09/2019: 16-19

Weiterführende Literatur

  • V. Schmiedel: Hausputz für Leber & Galle, Trias, Stuttgart 2012
  • V. Schmiedel: Nährstofftherapie, Thieme, Stuttgart 2019