Maßnahmen gegen Akne

Anlässlich des gerade stattfindenden Akne-Online-Kongresses möchte ich heute den Fokus auf diese zwar nicht gefährliche, aber für den Betroffenen sehr belastende Krankheit lenken. Dabei gibt es nicht nur Medikamente wie Antibiotika und teilweise sehr nebenwirkungsreiche, synthetische Vitamin A-Abkömmlinge, sondern wir können die Akne auch mit Nährstoffen beeinflussen. Daher habe ich hier das Kapitel „Akne“ aus meinem neuen Nährstofftherapiebuch eingefügt:

Orthomolekulare Medizin

● Zink (50 mg täglich) hat in Studien der Tetrazyklin-Therapie vergleichbare Ergebnisse geliefert. Zink ist daher der Nährstoff der Wahl, der bei Akne unbedingt versucht werden sollte.
● Omega-3-Fettsäuren (2–3 g) vermindern die Entzündungsneigung der Haut.
● Gamma-Linolensäure (1 g) kann die Entzündungsneigung durch Veränderung des Fettsäureprofils verbessern, wenn in der Fettsäureanalyse ein Mangel nachgewiesen wurde.
● Selen (200 μg) wirkt entzündungshemmend.
● Vitamin E (800 IE) und Vitamin B6 (50 mg täglich bei prämenstrueller Verstärkung der Akne) können unterstützend hilfreich sein. Bei Ansprechen auf diese Nährstoffe reicht es, sie etwa 7–10 Tage prämenstruell einzunehmen.

 

Ernährung

Durch Einhaltung einer konsequenten Vollwertkost sind Verbesserungen der Hauterkrankung möglich. Besonders wichtig ist der Verzicht auf fettreiche Speisen (möglichst wenig gesättigte Fettsäuren!), Zucker und daraus hergestellte Nahrungsmittel, Milchprodukte, scharfe Gewürze und Alkohol. Auch Fruchtsäfte, Hefeprodukte und jodhaltige Lebens- oder Arzneimittel können eine Akne unter Umständen verstärken. Eine ballaststoffreiche Kost trägt hingegen zur Besserung bei.

Weitere Maßnahmen

● Durch Heilfasten kann man die Symptome einer Akne gut verbessern. Ein dauerhafter Erfolg ist allerdings nur durch eine anschließende konsequente Ernährungsumstellung möglich.
● Häufig liegt eine Darmdysbiose vor, die diagnostiziert und entsprechend mit einer mikrobiologischen Therapie behandelt werden sollte.
● Physikalische Maßnahmen wie Gesichtsdampfbäder, Vollbäder mit Kleie, Zinnkraut oder Schwefelzusätzen lindern die Beschwerden. Sauna, viel Bewegung an der frischen Luft und Sonne (UV-Strahlung) unterstützen die Behandlung.
● Lokale Heilerdepackungen wirken oft entzündungswidrig.

Viel Erfolg!
Ihr Dr. Volker Schmiedel

 

Studie des Monats

Akne und Omega-3-Fettsäuren

In einer offenen Studie (Rubin, Kim, Logan: Acne vulgaris, mental health and omega-3 fatty acids: a report of cases. Lipids Health Dis. 2008 Oct 13;7:36. doi: 10.1186/1476-511X-7-36) erhielten 5 Akne-Patienten Omega-3-Fettsäuren im Grammbereich sowie Antioxidantien. Die Anzahl aller Läsionen nahm innerhalb von nur 8 Wochen um etwa ein Drittel, die Anzahl der entzündlichen Läsionen sogar um zwei Drittel ab (siehe Abb.). Die Patienten erhielten keine weiteren Akne-Medikamente. Einen typischen und sehr eindrucksvollen Verlauf zeigen die Fotos.

Verbesserung Hautbild bei Akne durch Omega-3-Fettsäuren

Behandlung Akne mit Omega-3-Fettsäuren

Buchtipp des Monats

Schmiedel, Volker: Vitamine, Mineralstoffe & Spurenelemente, Thieme, 2019Buch - Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente - Dr. med. Volker Schmiedel

Neben vielen Grundlagen zur Ernährung werden alle wichtigen Nährstoffe von Vitamin A bis Zink ausführlich vorgestellt.

  • Empfohlene und therapeutische Zufuhr
  • Eigenschaften
  • Symptome eines Mangels
  • Symptom einer Überdosierung
  • Gegenanzeigen und Nebenwirkungen
  • Vorkommen
  • Labordiagnostik
  • Bewertung aus praktischer Sicht
  • Präparate (mit konkreten Handelsnamen)

Es gibt eine große Indikationsliste mit Hinweisen zu den einzelnen Krankheiten (wie bei der Akne).

Ein Muss für alle an Ernährung und Nährstoffen interessierten Gesunden, Patienten und Therapeuten!

 

aufgeschnappt und kommentiert – aufgeschnappt und kommentiert

 

Ernährungsmedizin – ein trauriges Kapitel

 

Dr. med. Quintus Querulantius merkt hierzu an: Es gibt ja wenig Einigkeit, was Ernährungsmaßnahmen zur Prävention oder Therapie bestimmter Krankheiten angeht. Aber über eines besteht ein großer Konsens: Gute Ernährung kann Krankheiten verhindern, den Verlauf verbessern oder sogar zur Heilung beitragen. Die bekanntesten ernährungsabhängigen Krankheiten sind u.a. Übergewicht, Diabetes mellitus II, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Osteoporose. Auch Nierensteine können durch Ernährungsmaßnahmen beeinflusst werden, wobei hier aber die Art des Nierensteines von entscheidender Bedeutung für die richtigen Ernährungsmaßnahmen ist.

Viele Menschen meinen, dass Ärzte deshalb auch eine hohe Kompetenz in Ernährungsfragen aufweisen. Dem kann ich nur entschieden widersprechen. In meinem zwölfsemestrigen Studium hatte ich ganze 2 (in Worten: zwei) Stunden, in denen es ausschließlich um Ernährung ging. Ärzte – Ausnahmen bestätigen die Regel – interessieren sich auch nicht besonders dafür. Man müsste viel Zeit aufwenden, um sich in die Materie einzuarbeiten, die Beratung ist sehr zeitaufwändig und die Patienten sind auch nicht immer bereit, die Empfehlungen umzusetzen, und diese Beratungen werden nicht oder schlecht bezahlt. Kein Wunder, dass Ärzte diese Leistungen gerne an geschultes Personal delegieren – wenn sie überhaupt daran denken.

Dass die Wertschätzung für diätetische Maßnahmen so gering ist, hat auch mit psychologischen Gründen zu tun. Um Erfolge mit Ernährung zu erzielen, benötigen wir viel Zeit, Geduld und aktive Mitarbeit seitens des Patienten. Und sie sind auch selten spektakulär. Ich erinnere mich daran, dass vor über 20 Jahren in der Herzklinik, in der ich damals tätig war, die Ballonaufdehnung verengter Gefäße eingeführt wurde. Das war schon sehr eindrucksvoll: In wenigen Sekunden wurde die Verengung mit dem Druck eines LKW-Reifens einfach in die Gefäßwand gedrückt. Man konnte es sofort auf dem Bildschirm sehen: Das Gefäß war wieder frei, die Durchblutung wiederhergestellt. Nichts gegen diese Maßnahme – sie kann notwendig und lebensrettend sein. Bei allem Respekt ist es aber „nur“ eine Reparatur. Die Grunderkrankung, die hierzu geführt hat, bleibt schließlich dadurch unbeeinflusst. Jetzt müsste viel getan werden, damit es nicht wieder dazu kommt, u.a. eben auch die Einhaltung einer für die Gefäße gesunden Diät. Wir hatte in der Klinik damals eine sehr gute und engagierte Ernährungsberatung mit Diätküche und allem Drum und Dran. Ich hatte jedoch den persönlichen Eindruck, dass die vorher durchaus vorhandene Wertschätzung dafür mit dem Einzug der Aufdehnung der Gefäße spürbar abnahm – von Seiten der Patienten und der Ärzte. Wozu sich noch mit dieser mühseligen Ernährung beschäftigen? Wir können doch jederzeit wieder aufdehnen.

Im Folgenden möchte ich über einen jungen Mann mit rezidivierenden Calcium-Phosphatsteinen in der Niere berichten. Die häufigsten Steine sind Calcium-Oxalatsteine. Da ist neben einer oxalatarmen Ernährung eine  Alkalisierung des Harns sinnvoll. Bei Phophatsteinen gibt es jedoch nicht viel gesichertes Wissen.

Klar zu sein scheint:

  • Viel trinken mindert die Konzentration der steinbildenden Substanzen.
  • Kochsalzarme Ernährung vermindert die Kalziumausscheidung.
  • Die Calcium-Phosphatsteine werden bei einem eher hohen pH-Wert von 6,5-7 im Urin gebildet. Der Harn sollte also eher angesäuert werden.

Und diese Empfehlungen hatte der Patient erhalten:

  • Ja, er sollte natürlich viel trinken. Das war zwar nie überprüft worden, aber in der 24h-Stunden-Urinmessung, die ich veranlasste, wies er deutlich über 3 l auf.
  • Zu Kochsalz hatte ihm niemand etwas gesagt.
  • Sein Urin wurde nicht angesäuert, sondern er wurde mit Medikamenten alkalisiert. In meiner Säure-Basen-Messung wies er dann auch hohe pH-Werte auf – und zwar genau die Werte, bei denen sich die Steine bilden.

Bei ärztlichen Ernährungsempfehlungen lohnt es sich (fast) immer, eine Zweitmeinung einzuholen oder sich selbst schlau zu machen. Wenn man auf widersprüchliche Empfehlungen stößt, sollte man weitersuchen und sich für das entscheiden, was Mehrheitsmeinung zu sein scheint (die leider auch nicht immer stimmen muss) oder das zu tun, was am plausibelsten erscheint und was einen selbst am meisten überzeugt. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser! Sapere aude – wage, selbst nachzudenken! Der Patient sollte Verantwortung für sich selbst übernehmen: Vieles anhören, alles gegeneinander abwägen und bei ganz klaren Widersprüchen zu einer eigenen Entscheidung kommen.

Alles Gute für Ihre Gesundheit!

Ihr Dr. med. Quintus Querulantius

aufgeschnappt und kommentiert – aufgeschnappt und kommentiert

 

Literatur:

  1. Marson JW, Baldwin HE: An Overview of Acne Therapy, Part 1: Topical therapy, Oral Antibiotics, Laser and Light Therapy, and Dietary Interventions. Dermatol Clin. 2019 Apr;37(2):183-193. doi: 10.1016/j.det.2018.12.001. Epub 2019 Feb 14.