Die Studie “Sind die PISA-Ergebnisse von Schülern mit dem nationalen Fischkonsum verbunden?” von Volker Schmiedel, Hans Vogt und Harald Walach wurde am 21. November 2017 im „Scandinavian Journal of Public Health“ veröffentlicht.
Einführung
Omega-3-Fettsäuren sind für die Gehirnentwicklung essenziell. Fisch stellt die Hauptquelle dieses essenziellen Nährstoffs dar. Wir fragten, ob der Fischkonsum eines Landes mit den PISA (Programme for International Student Assessment)–Ergebnissen der Schüler zusammenhängt, unabhängig vom Lebensstandard und ob gestillt wurde.
Hintergrund der Untersuchung über den Zusammenhang zwischen den PISA-Ergebnissen und dem nationalen Fischkonsum
Die schulischen Leistungen von Schülern ergeben sich aus vielen Einflüssen. Unter anderem aus den pädagogischen Fähigkeiten der Lehrer, dem sozialwirtschaftlichen Statuts von Schülern und ihren Eltern, der Klassengröße und den Investitionen, die ins Bildungswesen fließen. Frühere Einflussfaktoren, wie beispielsweise das Stillen oder die allgemeine Gesundheit, können ebenfalls wichtige Einflussgrößen darstellen.
Besonders in letzter Zeit wuchs das Interesse an den marinen Omega-3-Fettsäuren DHA und EPA, weil sie bekannterweise wichtig für die Gehirnentwicklung sind. Eine ausreichende Versorgung mit marinem Omega-3 ist besonders in der Schwangerschaft und bei stillenden Müttern essenziell für die Gehirnentwicklung des Nachwuchses.
Insbesondere das richtige Omega-6/3-Verhältnis ist von großer Bedeutung. Die Wirkung dieser beiden Fettsäuren im Körper ist genau gegensätzlich. In den meisten westlichen Ländern hat der Omega-6-Konsum im Vergleich zum Omega-3-Konsum zugenommen. Somit liegt das Verhältnis oft bei 8:1 bis hin zu 25:1, wobei es idealerweise bei etwa 2,5:1 liegen sollte. Diese hohen Verhältnisse lassen sich auf den vermehrten Verzehr von tierischen Produkten zurückführen.
Die marinen Omega-3-Fettsäuren können hauptsächlich aus dunkelgrünen Pflanzen gewonnen werden. Somit kommen sie in grasgefütterten Tieren und Fisch vor, insbesondere wenn letztere sich von Algen ernähren.
Demzufolge überrascht es nicht, dass eine aktuelle Studie herausgefunden hat, dass das Omega-3/6-Verhältnis in der Muttermilch 41 % der Varianz bei den PISA-Ergebnissen der Kinder erklärte. Die Fettzusammensetzung in der Muttermilch ergibt sich aus der Nahrung der Mutter.
Eine offensichtliche Vermutung ist, dass der landesweite Fischkonsum eine verantwortliche Variable für ein vorteilhaftes Omega-6/3-Verhältnis in der Muttermilch ist und somit auch für die kognitive Entwicklung des Kindes.
Um dies zu prüfen schauten wir, ob der nationale Fischkonsum mit den PISA-Ergebnissen der Kinder zusammenhängt. Dafür untersuchten wir den landesweiten Fischkonsum, gemeinsam mit Maßen der wirtschaftlichen Entwicklung sowie der Stillrate und dessen Zusammenhang mit den PISA-Ergebnissen in einer Querschnittsstudie.
Methodik
Wir verwendeten veröffentlichte Daten aus verschiedenen Quellen (siehe Originalstudie) und wendeten einen regressionsanalytischen Ansatz an, um zu fragen, ob der allgemeine Fischkonsum eines Landes die PISA-Ergebnisse unabhängig vorhersagen kann.
Wir fertigten Mehrfachregressionen an, die zunächst die wirtschaftliche Lage kontrollierten, dann die Stillrate berücksichtigten und zuletzt den Fischkonsum. Der Fischkonsum wurde mengenmäßig in sechs Kategorien unterteilt. Die Spanne reichte von zwei bis mehr als 60 kg Fisch jährlich pro Person. Abschließend wurde eine Sensitivitätsanalyse durchgeführt.
Ergebnisse
Es lagen uns Fischkonsum-Daten aus 64 Ländern vor, aus denen unter anderem ebenfalls die PISA-Ergebnisse und Ländergröße herangezogen wurden. Die Stillraten lagen von 53 dieser Länder vor. Die Ländergröße korrelierte mit keiner anderen Variabel signifikant, wobei alle anderen Variablen signifikant korrelierten.
Insgesamt konnte ein signifikantes Regressionsmodell 72 % der Varianz der PISA-Ergebnisse erklären. Nachdem technische Standards und/oder Lebensstandards kontrolliert wurden, blieb der landesweite Fischkonsum ein signifikanter Einflusswert, mit dem sich weitere 4 % der Varianz erklären ließ.
Die Regressionsanalyse ergab lediglich den Internetzugang sowie den Fischkonsum als signifikante Einflussgrößen. In einer Teilmengen-Regressionsanalyse ergab der geringe Fischkonsum von 5-10 kg Fisch pro Jahr pro Person eine negative signifikante Korrelation. Dies bestätigt ebenfalls die Beziehung zwischen dem Fischkonsum und den PISA-Ergebnissen.
Diskussion
Da die Studie nur einen beschränkten Umfang hatte, können wir keine Aussagen über eine mögliche Kausalität treffen. Allerdings ist es eher plausibel anzunehmen, dass ein hoher Fischkonsum die schulischen Leistungen verbessert, als andersherum.
Unsere Ergebnisse stützen das bereits bekannte Wissen über die Wichtigkeit von Omega-3-Fettsäuren für die Gehirnentwicklung.
Der Gesetzgeber könnte beschließen, das Omega-6/3-Verhältnis auf bestimmten Produkten wie beispielsweise Fetten, Käse, Fisch und einigen Gemüsesorten anzeigen zu lassen.
Fazit
Fischkonsum, der hier allgemein für die nationale Omega-3-Versorgung steht, stellte sich als ein unabhängiger und wichtiger Einflussfaktor auf die schulischen Leistungen der Schüler dar, neben dem Einfluss des nationalen Lebensstandards.
Es ist wahrscheinlich diesen Effekt dadurch zu erklären, dass Fisch eine wichtige Omega-3-Versorgung für die Mutter und somit die frühe Gehirnentwicklung des Kindes darstellt.
Quelle: Scandinavian Journal of Public Health, 21. November 2017