quizfrage antidepressiva

 

 

Wie gut (oder schlecht) wirken Antidepressiva?

„Die goldene Regel heißt: Es gibt keine goldenen Regeln.“

George Bernard Shaw

Wenn man mich nach einem Wunderheilmittel gegen Depression fragt, so muss ich einfach passen.  Wie Shaw ganz richtig erkannt hat, gibt es keine goldenen Regeln. Es gibt aber sehr wohl Tipps, die bei dem einen segensreich wirken, bei dem anderen aber möglicherweise gar nicht ansprechen. Er braucht dann etwas ganz anderes.

Es gibt auch nicht die eine Depression. Die Depression eines Menschen, der in Rente gegangen ist und sich nutzlos fühlt, unterscheidet sich von einer Depression im Rahmen einer Multiplen Sklerose. Der Baby-Blues nach der Geburt ist etwas ganz anderes als die Depression, in die jemand mit einer bipolaren Störung nach einer manischen Phase fällt.

Ich möchte an dieser Stelle die psychotherapeutischen Maßnahmen ganz außen vor lassen. Es gibt hunderte unterschiedlicher Schulen. Wenn nichts davon hier erwähnt werden soll, heißt dies keineswegs, dass ich diese nicht als hilfreich ansehe. Ganz im Gegenteil: Eine gute Psychotherapie – egal ob mehr psychoanalytisch oder mehr verhaltenstherapeutisch oder sonst wie ausgerichtet – kann sehr hilfreich sein, wenn Therapeut und Patient in einer guten Resonanz stehen. Was ich an der Psychosomatik und Psychiatrie aber kritisiere, ist, dass viele (nicht alle) fast ausschließlich auf die Macht des Wortes, der Gedanken und Gefühle vertrauen, ohne ganzheitliche Aspekte ausreichend zu würdigen. Mein Spezialgebiet ist die Ernährung und hier besonders die Nährstoffe. Ich verstehe sehr wohl, dass es für jemanden, der eine jahrelange Ausbildung genossen hat und nun weiß, mit welchen psychologischen Tools und mit welchen Psychopharmaka er welche Krankheiten wie behandeln kann, kaum nachvollziehbar ist, dass er nur mit einigen Nährstoffen durchaus auch erfolgreich sein kann. Ich erwarte auch überhaupt nicht, dass alle Psychotherapeuten und Psychiater ihren Lehren abschwören, obwohl ein etwas kritischerer Umgang mit den relativ wenig wirksamen Anti-Depressiva (siehe letzter Newsletter) vielleicht angebracht wäre. Aber warum sollen wir denn das eine tun, ohne das andere zu lassen? Beispielsweise mit einer guten Dosis des Sonnenhormons Vitamin D ein wenig Licht ins Leben des Patienten zu bringen, kann niemals schaden!

An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich auf drei Dinge hinweisen (die ersten beiden Punkte habe ich schon im letzten Newsletter erwähnt und wiederhole mich hier ganz bewusst):

  • Es gibt Situationen, wo Psychopharmaka ein wahrer Segen sind, z.B. akute psychotische Schübe oder schwere Depressionen, die anders nicht in den Griff zu bekommen sind.
  • Niemand sollte nach dem Lesen dieses Psychopharmaka-kritischen Newsletters sein Medikament leichtfertig absetzen! Ich warne an dieser Stelle ganz ausdrücklich davor. Wenn er Zweifel an der Richtigkeit seiner Therapie bekommen hat, sollte er dies offen mit seinem Therapeuten besprechen.
  • Ich habe hier nach bestem Wissen und Gewissen durch Studien gesicherte Fakten und meine eigenen Erfahrungen zusammengetragen. Es sollen Anregungen sein, sie sollen Hoffnung geben, es sollen keine Versprechungen sein. Vitamin D und Omega-3 kann jeder selbst messen lassen und einnehmen. Für eine naturheilkundliche Hormontherapie braucht man jemanden, der sich damit auskennt. Und eine Kombination von Tryptophan/5HTP mit Psychopharmaka kann sogar gefährlich sein und sollte unterlassen werden.

Machen Eisen-, Q10- oder Schilddrüsenhormonmangel depressiv?

Wenn jemand hieran leidet, dann hat er strenggenommen natürlich keine Depression. Aber ob Müdigkeit, Energiemangel und Antriebslosigkeit von einer „echten“ Depression oder „nur“ von einem Nährstoffmangelzustand kommen, ist für den Betroffenen völlig unerheblich. Diese Mangelzustände können daher eine solche Depression vortäuschen oder eine tatsächlich vorhanden enorm verstärken.

Bei jeder vermeintlich oder tatsächlich depressiven Verstimmung oder bei Energiemangel messe ich also

  • Ferritin: Dieser Wert gibt den Eisenspeicher an. Vorsicht: Die Normwerte sind an einer Population erhoben worden, in der Eisenmangel weit verbreitet ist. Sie geben daher die statistische Norm, aber nicht das gesundheitliche Optimum wieder. Ich strebe einen Wert von mindestens 50, an besser 75, optimal sind wohl über 100 µg/l. Viele Menschen vertragen leider Eisenpräparate nicht sehr gut, weil die Eisenionen die Magen/Darmschleimhaut reizen können. Es gibt inzwischen sehr viel bessere Präparate, die in einer Chelatbindung vorliegen und daher besser verträglich sind. Präparate s.u.
  • Q10: Ohne den auch als Ubinchinon oder Ubiquinon bekannten Nährstoff können unsere Mitochondrien keine Energie aus der Sauerstoffverbrennung gewinnen. Der Wert sollte im Normbereich liegen (0,8-1,4 mg/l). Bei einem Mangel sollte Q10 daher substituiert werden, um einen guten Energielevel zu erzielen. Präparate s.u.
  • Schilddrüse: Hier will ich gar nicht viel sagen, sondern auf einen älteren Newsletter verweisen: https://www.dr-schmiedel.de/hashimoto/ Nur so viel an dieser Stelle: Die so genannten „Normwerte“ sind keine „Optimalwerte“: https://www.dr-schmiedel.de/was-ist-eigentlich-normal/ Ich strebe einen Schilddrüsenwert TSH von 1-2 an und nicht die üblichen 0,4 -4,0 mU/l. Wenn ein mindestens latenter Mangel festgestellt wurde, sollten die Schilddrüsen-Antikörper gemessen und ggf. ein Schilddrüsenhormon gegeben werden. Sind keine Antikörper messbar, sollte versucht werden, mit Jod (Nahrungsmittel oder Tabletten) eine Verbesserung zu erreichen.

Machen Eisen-, Q10- oder Schilddrüsenhormonmangel depressiv?

Hormone sind unsere Botenstoffe. Wenn die Nerven die Telefonleitungen unseres Körpers darstellen, die in Sekundenschnelle Botschaften zu den Organen und Zellen bringen, dann sind Hormone quasi unsere Rohrpost, die wichtige Briefe über unsere Arterien zu den Geweben bringen. Die wichtigsten für unsere Energie und unsere Stimmung sind:
  • Melatonin: Dies ist unser Schlafhormon. Es wird bei Dunkelheit in unserer Zirbeldrüse gebildet. Wenn wir nicht genügend davon, dann können wir nicht gut schlafen, sind morgens nicht erholt, wenig leistungsfähig und die Stimmung ist gedrückt. Alles Weitere zu Diagnostik und Therapie: https://www.dr-schmiedel.de/melatonin-das-schlafhormon/
  • Cortisol: Das ist eines unserer Stresshormone. Wenn wir zu viel davon haben, dann drehen wir „zu schnell am Rad“ und müssen eher einen Gang zurückschalten. Sind wir nach einer längeren Phase des Zuviel an Stress und in Folge einer übermäßigen Ausschüttung Cortisol jedoch in eine Nebennierenerschöpfung gekommen, kann diese sehr leicht mit einer Erschöpfungsdepression verwechselt werden. Die Diagnostik erfolgt mit einem Cortisol-Tagesprofil von Speichelmessungen. Oft findet sich genau zu den Zeiten ein Mangel, wenn es dem Patienten energetisch auch schlecht geht. Die Therapie erfolgt mit adaptogenen Heilpflanzen wie Rosenwurz, Taigawurzel oder Ginseng, nebennierenunterstützenden Nährstoffen wie Vitamin C und Pantothensäure und ggf. auch mit dem Hormon selbst, wenn alles andere nicht hilft.
  • DHEA: Aus der „Mutter der Hormone“ werden viele andere Hormone hergestellt, die für Energie, Wohlbefinden und vieles mehr zuständig sind. Dieses kann im Speichel oder im Blut gemessen werden. Es kann oral oder als Creme eingenommen werden, wenn ein Mangel vorliegt.
  • Testosteron: Würden Sie es als bedenklich ansehen, wenn eine Frau zehnmal so viel Testosteron wie Estradiol aufweist? Dabei ist das völlig normal. Auch die Frau braucht Testosteron. Wenn ein Mangel besteht, gebe ich bei Frauen allerdings kein Testosteron, sondern versuche, den Spiegel mit anderen Maßnahmen und ggf. mit Testosteronvorstufen anzuheben (z.B. DHEA). Bei Männern im Mangel kann man mit einer kleinen Menge Testosteron als Creme viel Gutes bewirken. Es geht dann meist rasch wieder aufwärts – in jeder Beziehung.
  • Progesteron: Dieses „Schwangerschaftshormon“ ist keineswegs nur ein Frauenhormon. Männer brauchen es genauso für einen gesunden Schlaf, gute Stimmung und subjektives Wohlbefinden. Ganz wichtig: Aus Progesteron wird Cortisol gebildet. Manchmal muss man Progesteron (als Creme) zuführen, um die Nebenniere wieder zum Laufen zu bringen.
  • Adrenalin/Noradrenalin: Auch diese sind Stresshormone aus der Nebenniere, aber aus dem Mark und nicht aus der Rinde wie das Cortisol. Einen Mangel kann man im Urin nachweisen. Als Therapie gibt man dann die Vorstufe L-Tyrosin, eine Aminosäure. Präparate siehe unten.
  • Dopamin: Dies ist unser „Kickhormon“. Wenn wir es nicht erwarten können, auf unser Handy zu schauen, weil wir gerade eine Nachricht erhalten haben, dann wollen wir uns einen kleinen Überraschungs-Dopamin-Kick abholen. Wenn wir mit einem Menschen eine abenteuerliche Situation gemeinsam überstanden haben, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns in diesen verlieben, nicht schlecht. Mitverantwortlich dafür ist das Dopamin. Wer zu wenig Dopamin hat, erlebt wenige „Highs“ im Leben. Einen Mangel kann man im Urin nachweisen. Als Therapie gibt man dann die Vorstufe L-Tyrosin, eine Aminosäure. Präparate siehe unten.
  • Serotonin: Über unser „Glückshormon“ habe ich an anderer Stelle schon ausführlich geschrieben: https://www.dr-schmiedel.de/serotonin/ Man kann es auch im Blut oder im Urin messen. Mit den Laborwerten bin ich aber nicht so ganz zufrieden. Ich habe niedrige Werte gesehen, aber keine Symptome eines Mangels erfragen können. Und anamnestisch gab es auch schon ganz klare Hinweise auf einen massiven Mangel – und die Laborwerte waren völlig normal. Hier therapiere ich dann lieber nach Symptomatik als nach Labor. Nur eines habe ich festgestellt: Die meisten Antidepressiva wirken über eine Serotoninerhöhung im synaptischen Spalt unserer Nervenzellen. Und die niedrigsten Serotoninwerte habe ich bei solchen Patienten unter Antidepressiva gemessen. Ich habe den Eindruck, die kurzfristige, symptomatische Erhöhung im Nerven wird mit einer Verstärkung des ohnehin vorhandenen Mangels erkauft. Wäre es da nicht geschickter, dem Körper die nötigen Vorstufen zu geben, damit er wieder selbst genügend Serotonin bilden kann? Dafür benötigen wir die Aminosäure L-Tryptophan. Noch effektiver wirkt 5HTP (= 5-Hydroxytryptophan) als Zwischenstufe zwischen L-Tryptophan und Serotonin. In der Regel benötigen Patienten mit einem Mangel etwa 2000 mg L-Tryptophan oder 200 mg 5HTP – hier sind aber starke individuelle Unterschiede möglich. Bei einer chronischen Entzündung wird L-Tryptophan eher in andere Substanzen als in Serotonin umgebaut. Achtung: Auf keinen Fall Serotonin-Vorstufen zusammen mit Antidepressiva nehmen, die das Serotonin beeinflussen – es besteht wegen gegenseitiger Wirkungsverstärkung die Gefahr eines bedenklichen Serotonin-Syndroms! Präparate siehe unten.
Die Diagnostik und Therapie solcher Hormonmangelzustände ist nicht einfach und darf nicht ungezielt von Laien vorgenommen werden. Vielmehr sollten Therapeuten aufgesucht werden, die sich mit einer solchen ganzheitlichen Hormontherapie gut auskennen. Weitere Basis-Informationen gibt es unter: https://www.dr-schmiedel.de/hormone-hormonmangel/
 

Vitamin D – das Sonnenhormon

Über Vitamin D habe ich ja nun in vielen Newsletters ausführlich berichtet. Und ich muss sagen, dass es mittlerweile mein Lieblingsvitamin geworden – und das, obwohl es ja gar kein Vitamin, sondern auch ein Hormon ist. Ohne Vitamin D geht einfach fast gar keine Funktion in unserem Körper. Praktisch alle Zellen haben Vitamin D-Rezeptoren auf ihrer Oberfläche. Haben wir zu wenig Vitamin D (in unseren Breiten haben fast alle zumindest suboptimale Werte, nicht wenige sind sogar in einem katastrophalen Mangel), dann bekommen wir leichter Autoimmunkrankheiten, Krebs und die Stimmung ist auch nicht gut. Viele Menschen leiden unter einem „Winter-Blues“. Da steckt fast immer ein Vitamin D- und/oder Serotonin-Mangel dahinter. Zwischen Oktober und April reicht die Stärke der Sonne – selbst wenn sie scheint – nicht aus, um Vitamin D zu bilden. Und wir brauchen helles Licht, um Serotonin zu bilden. Bei Winterblues auf jeden Fall das Vitamin D messen und so viel geben, dass ein Spiegel von 150-200 nmol/l erreicht wird. Bei anderen Erkrankungen wie Rheuma oder Asthma bin ich bei 100-150 schon zufrieden. Beim Vitamin D gibt es aber Hinweise darauf, dass ein wenig mehr hier noch besser wirkt. Die meisten benötigen dafür 5000-10.000 IE am Tag (auf keinen Fall wöchentliche oder gar monatliche Bolus-Therapie – das ist zwar bequem, funktioniert aber nicht). Achtung: 3 Monate nach Therapiebeginn unbedingt noch einmal messen! Dosen bis zu 4000 IE sind beim Erwachsenen sicher, aber bei höheren Dosen sollte gemessen werden, um eine Überdosierung zu vermeiden. Viele Fälle zeigen, dass der Wert dann immer noch zu niedrig ist und sogar noch eine Schippe draufgelegt werden muss. Viele sprudeln bei einem optimalen Wert vor Energie und die Stimmung ist meist auch besser. Präparate siehe unten.
 

Omega-3 – mit Fischen gegen Depression anschwimmen?

Aus der Grundlagenforschung wissen wir heute, dass eine Depression nicht nur, aber auch eine Entzündungskrankheit ist. Da Omega-3-Fettsäuren antientzündlich wirken, mindern sie Depressionen. Omega-3-Fettsäuren unterstützen aber auch die Bildung von Serotonin. Und unser Körper stellt selbst so genannte Endocannabinoide her – jeder Ausdauersportler kennt das vom „runners high“. Unter Anwesenheit von Omega-3 wird mehr vom Endocannabinoid Anandamid gebildet. Und hier beweisen Forscher, dass sie sehr kreativ und künstlerisch sein können. Ananda war ein Gefährte von Buddha und sein Name bedeutet Glückseligkeit. Ist das nicht schön? Und es kommt noch besser: Wir können unsere eigenen Glückseligkeitshormone selbst herstellen. Ausdauersport fördert das, Omega-3 fördert das. Was glauben Sie, was die Kombination erst zu leisten vermag?Um eine optimale Wirkung zu erzielen, muss man aber auch eine optimale Dosis wählen. Die haben wir dann erreicht, wenn der AA/EPA-Quotient (Arachidonsäure aus tierischen Fetten im Verhältnis zu Eicosapentaensäure aus maritimen Fetten) bei etwa 2,5 liegt. Japanische Wissenschaftler fordern sogar einen Quotienten von 2,0. Die American Pychiatric Association fordert, dass jeder Erwachsene zwei Portionen Fisch pro Woche verzehren sollte, bei Neigung zu psychischen Störungen sollte zusätzlich 1 g Omega-3 eingenommen werden. Bei bereits vorhandener psychischer Erkrankung wird eine Einnahme von bis zu 9 g (!) gefordert (Hamazaki K: Role of Omega-3 Polyunsaturated Fatty Acids in Mental Health-Studies from Japan. J Oleo Sci. 2019 May 16. doi: 10.5650/jos.ess19008.). Das sind offizielle Postulate einer amerikanischen Ärzteorganisation. Und es geht um EPA/DHA aus maritimen Quellen (Fisch- oder Algenöl). ALA aus Leinöl hilft leider nicht. Ich habe in Deutschland oder in der Schweiz noch nie erlebt, dass ein Psychiater oder Psychologe seinem Patienten Omega-3 empfohlen hätte. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Präparate siehe unten.

 

Cannibidiol – Depression einfach wegrauchen?

THC (Tetrahydrocannabidiol) und CBD (Cannabidiol) sind die beiden wichtigsten Wirkstoffe im Hanf (Cannabis sativa). Wir wissen, dass es noch mehr als 100 andere Cannabidoide gibt, die möglicherweise ebenfalls wichtig sind. Vollspektrum-Cannabisextrakte enthalten außerdem Terpene, also weitere sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, die selbst Wirkungen haben und Wirkungen der Hauptbestandteile THC und CBD noch verstärken können. Diese Terpene machen den rauchigen und erdigen Geruch von Cannabis aus. Wir kennen den Geruch, wenn wir durch einen stark nach Holz riechenden Wald gehen.Nun muss der Depressive nicht jeden Tag einen Joint rauchen. Ich bin überhaupt kein Freund der THC-haltigen Cannabispräparate, die sehr teuer sind und nur mit einem hohen bürokratischem Aufwand mit BTM-Rezepten (es handelt sich schließlich um BeTäubungsMittel) verordnet werden können. Nicht jeder mag auch die psychischen Wirkungen von THC (für die manche viel Geld ausgeben). Ich selbst habe vor einiger Zeit ein CBD-Öl probiert, welches mit immerhin 1 % eine nicht geringe Menge von THC enthielt. Ich habe mich ein paar Stunden alles andere als wohl gefühlt und würde selbst nur noch Präparate mit weniger als 0,1 % THC nehmen wollen. Ich empfehle seit kurzem sehr vielen meiner Patienten mit neurologischen oder psychischen Problemen ein anti-depressives, anti-entzündliches und neuro-vegetativ ausgleichendes CBD-Präparat und habe damit gute Erfolge bei den großen drei S gefunden: Schlaf, Schmerz und Stimmung gefunden. Diese sind ja nicht selten gemeinsam gestört. Hier lohnt immer ein Versuch mit CBD. Präparate siehe unten.

 

Zusammenfassung

Es gibt viele Nährstoffe, die in der Lage sind, Stimmung und Energie zu beeinflussen. Und ich habe die B-Vitamine, Zink und Magnesium aus Zeit- und Platzgründen noch nicht einmal würdigen können. Zu zahlreichen Nährstoffen gibt es mittlerweile Studien. Unten führe ich nur eine Studie zu Omega-3 an, die überraschend positiv ausfiel. Ja, nach diesen überzeugenden Ergebnissen dürfte man eine antidepressive Medikation überhaupt nicht mehr ohne Omega-3 anwenden (meine persönliche Meinung). Wir wissen nicht, wie Omega-3 allein gegen ein Antidepressivum abgeschnitten hätte. Es gibt bisher auch keine Studie, in der eine optimale Versorgung mit den oben erwähnten Nährstoffen gegen ein Antidepressivum getestet worden wäre. Wir können jedoch von synergistischen Effekten ausgehen. Ob mit oder ohne Antidepressiva – sicher macht niemand einen Fehler, optimal mit Stoffen versorgt zu sein, die bei einer Depression hilfreich sein können.Mein Vorgehen bei einer Depression: Ich messe die Werte der oben angegebenen Nährstoffe. Die Hormonuntersuchungen (außer Schilddrüse, die immer sinnvoll ist) führe ich nur bei begründetem Verdacht auf einen Mangel durch. Nach drei Monaten werden die pathologischen Werte unter Therapie noch einmal kontrolliert und die Dosis ggf. angepasst.

Sollte eine antidepressive Medikation vorliegen, behalte ich diese bei. Erst bei optimalen Werten und subjektivem Wohlbefinden, sollte der Patient eine Dosisreduktion oder gar ein Absetzen in Kooperation mit dem Psychotherapeuten/Psychiater in Erwägung ziehen. Immer sollte eine enge Anbindung (persönlich, mindestens aber per Telefon oder Mail gewährleistet sein) gewährleistet sein, um rechtzeitig auf mögliche Verschlechterungen reagieren zu können. Der Patient sollte eigenmächtige Alleingänge der Änderung seiner Medikation mit Antidepressiva tunlichst unterlassen!

Um auf den Titel „Alternativen zu Antidepressiva?“ zurückzukommen. Ja, es gibt Alternativen. Aber zunächst sollte immer komplementär gearbeitet werden. Wenn die Situation dann so stabil geworden ist, dass eine Dosisreduktion oder gar ein Absetzen tolerierbar erscheint, dann wird aus dem komplementär ein alternativ. Beim Absetzen sollte der Patient sich und seine Gefühle genau beobachten, auch die Angehörigen sollten für Verschlechterungen sensibilisiert werden (sie merken diese mitunter eher als der Patient selbst) und es sollte eine enge Anbindung an den Therapeuten garantiert sein, damit bei einer Verschlechterung rechtzeitig gegengesteuert werden kann.

Mit diesem Procedere habe ich schon oft ein Absetzen von Psychopharmaka erreicht, was nicht selten vorher für unmöglich gehalten wurde. Ganz am Ende finden Sie einige der erwähnten Substanzen als fertige Präparate, mit denen ich gern arbeite. Schauen Sie bei Interesse einfach nach. Sie finden dort auch die Bezugsquellen. Mitunter wehren sich Ärzte gegen Laboruntersuchungen, die sie nicht für notwendig halten, selbst wenn der Patient sie selbst bezahlen will. Mitunter traut sich der Patient auch nicht, beim Arzt danach zu fragen, weil er fürchtet, dass dies abgelehnt wird. Mittlerweile gibt es aber die Möglichkeit, eine Reihe von Untersuchungen auch selbst zuhause durchzuführen (siehe Empfehlungen am Ende des Newsletters).

Mit herzlichen, antidepressiven Wünschen
Ihr Dr. Volker Schmiedel

Buchtipp des Monats

irre wir behandeln die falschen

 

Passend zum Thema „Psyche“ heute zwei heitere Bücher zum Thema, was überhaupt kein Widerspruch sein muss. Kann man überhaupt lustige Bücher über schwere psychische Erkrankungen schreiben? Man kann es nicht nur, man muss es sogar. Die Grenze zur Geschmacklosigkeit kann hierbei natürlich leicht überschritten werden. Der Autor ist aber bar jeden Verdachtes, sich über psychisch Kranke lustig zu machen. Er ist selbst Chefarzt einer psychiatrischen Abteilung, ausgebildeter Theologe und ein Mensch mit einem unbändigen Humor, der seinen Lesern mit ungewöhnlichen Perspektiven zu neuen Einsichten verhilft.

Beide Bücher seien Patienten, Angehörige und Therapeuten unbedingt ans Herz und ans Hirn gelegt!

Irre! – Wir behandeln die Falschen: Unser Problem sind die Normalen – Eine heitere Seelenkunde – Mit einem Vorwort von Eckart von Hirschhausen

Autor: Manfred Lütz

Zum Buch

 

Wie Sie unvermeidlich glücklich werden: Eine Psychologie des Gelingens

Autor: Manfred Lütz

Zum Buch

 

 

Studie des Monats

Der Einfluss von Omega-3-Fettsäuren auf Depression, Angst und Schlaf

Jahangard L, Sadeghi A, Ahmadpanah M, Holsboer-Trachsler E, Sadeghi Bahmani D, Haghighi M, Brand S: Influence of adjuvant omega-3-polyunsaturated fatty acids on depression, sleep, and emotion regulation among outpatients with major depressive disorders – Results from a double-blind, randomized and placebo-controlled clinical trial. J Psychiatr Res. 2018 Dec;107:48-56. doi: 10.1016/j.jpsychires.2018.09.016. Epub 2018 Oct 1.

50 ambulante Patienten im Alter von 18-65 Jahren mit einer major Depression erhielten in dieser Studie von Schweizer und iranischen Wissenschaftlern zusätzlich zu ihrem Antidepressivum (Sertralin) Omega-3 oder Placebo. Nach 6 und 12 Wochen wurden Fragebögen ausgefüllt. In beiden Gruppen kam es zu deutlichen Besserungen bei Depression, Schlaf und Angst. Unter Omega-3 konnten aber signifikant bessere Verbesserungen erzielt werden.

Leider gibt es nur beim Schlaf eine anschauliche Graphik. Von den anderen Parametern gibt es folgende Daten (hohe Zahlen sind ungünstig):

Becks Depression Inventory (Depression)

Basis         nach 6 Wochen       nach 12 Wochen
Omega-3         36,36         11,44                         7,16
Placebo           35,44         20,08                       15,14
Insomnia Severity Index (Schlafstörung)
Omega-3         20,32           7,52                         3,48
Placebo           17,60         12,32                       10,36
Sensitivity to Anxiety (Ängstlichkeit)
Omega-3         57,84         21,44                       12,84
Placebo           54,96         39,96                       31,24

Bei allen Parametern lag die Omega-3-Gruppe deutlich günstiger. Die Patienten unter Omega-3 kamen viel schneller aus ihrer Depression heraus, der Schlaf verbesserte sich rascher und sie verloren schneller ihre Ängste. Leider gab es nur eine Graphik zu den Schlafstörungen, nicht aber zum Rückgang der Depression, in der Originalarbeit.

Abb. 1: Bei schlechterem Ausgangszustand kam es unter Omega-3 zu einer deutlicheren Besserung der Schlafstörungen im Vergleich zu Placebo

 

 aufgeschnappt und kommentiert

Antidepressiva haben praktisch keine Nebenwirkungen!

Dr. med. Quintus Querulantius merkt hierzu an: Viele meiner Patienten nehmen Psychopharmaka. Im letzten Newsletter wurde die geringe Wirksamkeit von Antidepressiva im Vergleich zu Placebo ausführlich thematisiert. Heute möchte ich einmal über die Nebenwirkungen dieser Mittel schreiben. Ich habe Ihnen hier nur die sehr häufigen (> 10 % bei allen Anwendern) und häufigen (1-10 %) Nebenwirkungen aufgeführt. Das ist alles gut erforscht und unwidersprochen.Quelle:
https://compendium.ch/product/11635/MPub

Sehr häufig (bei mehr als 10% der Patienten und Patientinnen):
Gewichtszunahme, Kopfschmerzen, Schwindel, Zittern, Schläfrigkeit, Störungen der Fähigkeit des Auges zur Scharfeinstellung (Akkommodationsstörung), Herzklopfen, beschleunigter Herzschlag, Blutdruckabfall beim Aufstehen, Mundtrockenheit, Verstopfung, Übelkeit, vermehrtes Schwitzen.

Häufig (bei 1-10% der Patienten und Patientinnen):
Verwirrtheit, sexuelle Störungen (Erektionsstörungen, verminderter sexueller Trieb), Aufmerksamkeitsstörungen, anormale Körperempfindung (z.B. Kribbeln, Einschlafen der Glieder), Bewegungsstörungen, Veränderungen des Geschmacksempfindens, erweiterte Pupillen, Veränderungen im EKG, Müdigkeit.

Nebenbei: > 10 % können auch 30, 50 oder 70 % sein. Ich möchte nur drei Nebenwirkungen anführen, nämlich Gewichtszunahme, Minderung der Libido und Mundtrockenheit. Bei Patienten unter Antidepressiva sehe ich immer wieder genau diese drei Nebenwirkungen. Und ich sehe hier nicht Nebenwirkungsraten von 11 oder 15 %, sondern solche von 30 oder 50 %! Sexuelle Störungen sind oben nur mit 1-10 %
angegeben. Das deckt sich überhaupt nicht mit meiner Erfahrung. Auch hier finde ich regelhaft Störungen im zweistelligen Bereich.

Ich frage den Patienten (apropos Gender-Diskussion: Ich als zynischer Glossenschreiber kann es mir natürlich erlauben, politisch unkorrekt zu sein und die männliche Form zu bevorzugen. Spaß beiseite: Gar nicht so lustig, aber Frauen sind stärker betroffen als Männer. Wenn ich also die männliche Form wähle, soll das keine Diskriminierung darstellen, sondern dient einfach meiner Bequemlichkeit.) dann vorsichtig, ob er denn wisse, dass seine angegebenen Beschwerden (Gewichtszunahme von mehreren Kilogramm, völliger Verlust der Libido und so starke Mundtrockenheit, dass das Essen kaum noch Spaß macht) von den Psychopharmaka kämen. Dann bekomme ich nicht selten die Antwort: „Nein, das kommt nicht von den Medikamenten. Der Psychologe/Psychiater hat mir gesagt, dass das auf gar keinen Fall davon kommen könne.“ Und nun schwillt mir wirklich der Hals! Ja, es gibt Therapeuten, die ihre Patienten, ehrlich und seriös über Medikamentenwirkungen und -nebenwirkungen aufklären. Wenn man dann nach Risiko/Nutzen-Abwägung zur Entscheidung für die medikamentöse Therapie kommt, dann ist das völlig ok. Wenn man nach drei Monaten überprüft, welche Wirkungen und welche Nebenwirkungen tatsächlich eingetreten sind und ob die weitere Therapie noch einen Sinn macht, dann ist das auch völlig in Ordnung. Ich erlebe aber immer wieder, dass die Wirkungen auf die Krankheit marginal sind, die Nebenwirkungen tatsächlich erheblich. Und dann frage ich mich schon, warum eine solche Therapie fortgeführt wird.

Wenn dann aber das Vorhandensein von Nebenwirkungen, die in Studien eruiert wurden, die in zeitlichem Zusammenhang mit Beginn der Einnahme begannen und die die Lebensqualität des Patienten teilweise mehr beeinträchtigen als die Krankheit selbst, nicht mit dem Antidepressivum in Zusammenhang gebracht werden, dann kann ich diese Art der Medizin nicht mehr nachvollziehen.

Wenn ein Kriminalbeamter eine solche Indizienkette hätte und nicht das Antidepressivum als Täter verdächtigen würde, dann würde er wohl vom Dienst suspendiert werden. Und die nächsten ziemlich schlimmen Fragen, die ich mir stelle: Wissen solche Therapeuten denn gar nichts von diesen Nebenwirkungen? Oder wissen sie vielleicht davon und leugnen sie diese, damit die Patienten bei der Stange bleiben? Ich weiß gar nicht, welche Antwort hier die schlimmere wären.

Der Patient hat heute viele Rechte. Er hat beispielsweise das Recht, umfassend aufgeklärt zu werden. Eine Behandlung – sei es eine OP oder eine medikamentöse Behandlung – ohne richtige Aufklärung stellt juristisch eine strafbare Körperverletzung dar. Er hat aber vor allem das Recht, seine Therapeuten zu fragen und darauf zu bestehen, Medikamente nur einzunehmen, wenn er die Sinnhaftigkeit verstanden hat. Und er hat das Recht, wenn dieses Medikament nicht wirkt oder mehr Nebenwirkungen als Nutzen hat, die weitere Behandlung in Frage zu stellen, eine Alternative zu fordern oder das Mittel im Ernstfall sogar abzusetzen – natürlich in Absprache mit dem Therapeuten, der vorher unbedingt gehört werden sollte.

Herzliche Grüße
Ihr Dr. med. Quintus Querulantius

aufgeschnappt und kommentiert

 

 

Achtung! Ich gehe jetzt unter die Youtube-Influencer! Ich möchte zukünftig mehrere Videos zu verschiedenen Gesundheitsthemen einstellen. Ab Januar 2020 wird dies regelmäßig geschehen.

Das Willkommensvideo können Sie hier einsehen: https://www.youtube.com/watch?v=x98JHEpDFs0

 

quiz auflösung depression

 

In eigener Sache – soll der Newsletter Produktempfehlungen enthalten?

Nach fast jedem meiner Newsletter erhalte ich immer wieder Mails, welches Vitamin D oder Omega-3 ich denn nun empfehle. Das war besonders nach dem Newsletter der Fall, in dem ich die eindeutig lebensverlängernde und lebensqualitätssteigernde Wirkung von Selen/Q10 dargestellt habe. Ich habe schlichtweg nicht mehr die Zeit, die vielen Anfragen einzeln per Hand zu beantworten. Eigentlich wollte ich im Newsletter bewusst keine „Werbung“ für einzelne Firmen oder Produkte machen. Wegen der ansonsten drohenden Überlastung möchte ich zukünftig davon in Einzelfällen abweichen.

Ich hoffe, dass die geneigten Leser des Newsletters dies nicht als aufdringliche Werbung, sondern als Angebot ansehen. Jedem steht es frei, sich das auch nicht durchzulesen. Keiner muss diese Präparate nehmen. Aber das sind die Präparate, die ich aufgrund eines guten Preis-Leistungs-Qualitätsverhältnisses und eigener guter Erfahrungen meinen Lesern empfehle.

Wie bekomme ich diese Präparate? Sie können Sie in Apotheken/Internet suchen und kaufen. Auf meiner Homepage www.dr-schmiedel.de/meine-empfehlungen gibt es Links zu den angesprochenen Firmen. Unter Angabe des dort hinterlegten Gutscheincodes gibt es bei einigen Firmen sogar Rabatte für die Erstbestellung. 

  • Eisen: Eisen vegan Kapseln (Natugena), MoFerrin Kapseln (Biogena)
  • Q10: Zellenergie (Natugena), Coenzym Q10 bioident (Biogena)
  • L-Tryptophan: Ardeydorm, Ardeytropin
  • 5HTP: Griffonia serolution (Biogena)
  • Vitamin D: Lipovitamine kids mit 1000 IE, Lipovitamine forte mit 5000 IE (Natugena), Vitamin D Hevert 1000, 2000 oder 4000
  • Omega-3: Norsan Total Fischöl, Norsan Vegan Algenöl (Norsan), für die Schweiz: Swissmedicalplus, Omega 3 forte 700, Omega 3 DHA vegan (Biogena)
  • CBD: CBD Gold 10 % Vollspektrumöl (Natugena)

Laboruntersuchungen für zuhause: Omega-3, Vitamin D, Eisen, Jod, Mineralien Magnesium, Zink, Selen, Serotonin, Q10, Cortisol, Östrogen (da ist auch Progesteron dabei), Melatonin (CeraScreen), Fettsäureanalyse (Norsan), für die Schweiz: Swissmedicalplus – Links auf www.dr-schmiedel.de/meine-empfehlungen