Autoimmun-
krankheiten und Allergien – ganzheitliche Diagnostik
und Therapie

DR. MED. VOLKER SCHMIEDEL

Die Grundlage für eine erfolgreiche Therapie von Autoimmunkrankheiten ist die Messung einiger Laborwerte und deren anschließende Optimierung. Die Basis stellen Vitamin D, Fettsäuren (Omega-6, Omega-3 etc.), Selen, Zink, Eisen (Serumeisen, Ferritin) sowie Entzündungsmarker (z. B. BSG, CRP) dar. Die Therapie einer komplexen Erkrankung, wie sie eine chronische Entzündung darstellt, sollte auch komplex erfolgen. Die Basis besteht dabei – wie bei vielen anderen Krankheiten auch – aus Ernährung, Bewegung und Entspannung. Praktisch immer liegen aber trotz ausgewogener Ernährung bei Entzündungen Mangelzustände vor, die es mit den richtigen Nährstoffen in einer adäquaten Dosis zu behandeln gilt. Weitere optionale Verfahren werden ebenfalls kurz dargestellt.

Was sind eigentlich Autoimmunkrankheiten?

Unter Autoimmunkrankheiten verstehen wir all jene, deren Ursachen Reaktionen des Immunsystems gegen körpereigen Strukturen sind. Dies bedeutet, dass die Toleranz des Immunsystems versagt hat. Bei Allergien werden auch Immunreaktionen
gegen eigentlich harmlose Substanzen in Gang gesetzt. Es ist letztlich nahezu dasselbe, wenn unser Immunsystem die eigenen Gelenke, eine Erdbeere in der Nahrung oder harmlose Birkenpollen aus der Luft angreift. Daher diagnostiziere ich alle Autoimmunkrankheiten/Allergien ganz ähnlich – und ich behandle sie auch so: Rheuma, Asthma oder Heuschnupfen sind prinzipiell ein und dieselbe Störung und bedürfen daher auch derselben Behandlung, nämlich der Herunterregulation des überschießenden Immunsystems.

In ▶Tab. 1 sehen wir, wie häufig Autoimmunkrankheiten und Allergien vorkommen. Wir sprechen hier also von einer Epidemie. Mehr als die Hälfte der gesamten Bevölkerung leidet unter irgendeiner Autoimmunkrankheit oder Allergie – wir haben also mehr als gesunde Menschen! Diese Immunreaktionen gehen immer mit Entzündungen einher.

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Welche Nährstoffe sind wichtig bei Autoimmunkrankheiten und Allergien?

Vitamin D

Ein optimaler Vitamin-D-Spiegel liegt bei Entzündungskrankheiten für mich bei 40–60 ng/ml bzw. 100– 150 nmol/l. Das sind die Werte, die Menschen haben, die sich artgerecht verhalten. Artgerechte Menschenhaltung ist eben keine „Käfighaltung“, wie wir sie seit der industriellen Revolution eingeführt haben, sondern eine „freilaufende Bodenhaltung“ – von der Steinzeit bis zu bäuerlichen Gesellschaften vor 200 Jahren lebten Menschen fast den ganzen Tag und fast das ganze Jahr über draußen. Menschen, die auch heute noch so leben (z. B. Gärtner, Straßenbauarbeiter), haben exakt die angegebenen für Menschen physiologischen Spiegel.

Omega-3-Fettsäuren

Hier sind es die Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaen und Docosahexaen (EPA und DHA), die entzündungshemmend
wirken. Sie senken entzündungsfördernde Leukotriene, Prostaglandine und TNF-α und erhöhen entzündungshemmende Prostaglandine, Resolvine und Protectine. Das trifft leider nicht für die pflanzliche Omega-3-Fettsäure Alpha- Linolensäure (ALA) zu, die erst in EPA umgewandelt werden muss. Dies ist prinzipiell möglich, aber erfolgt in viel zu geringer Menge, um entzündungshemmend zu wirken. Optimal zur Dosisfindung ist eine Fettsäureanalyse vor der Therapie. Bei Entzündungen sollte ein AA/EPA-Quotient von unter 2,5 erreicht werden.

Selen

Als Bestandteil der Glutathionperoxidase wirkt Selen radikalentgiftend, antioxidativ und antiinflammatorisch.
Rheumatiker haben häufig niedrige Werte, und eine Therapie mit Selen verbessert die klinische Symptomatik. Für andere Autoimmunkrankheiten gilt vermutlich Ähnliches.

Zink

Als Bestandteil der Superoxiddismutase wirkt Zink radikalentgiftend und antioxidativ. Es ist das wichtigste Mineral für das Immunsystem überhaupt.

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Nährstoffe – Power für das Immunsystem

Wir kennen ca. 50 essenzielle Nährstoffe. Bei einigen von ihnen gilt es als gesichert, dass sie zur Funktion des Immunsystems enorm beitragen.

Autoimmun-krankheiten und Allergien

Vermutlich das Hormon Östrogen, welches über seine pro-entzündliche Wirkung für die Entstehung und das Ausmaß von Autoimmunkrankheiten mit verantwortlich ist.

Nährstoffe

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