vitamin d und omega 3

Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren – gemeinsam gegen Entzündungen

DR. MED. VOLKER SCHMIEDEL

Vitamin D – das Antientzündungshormon

In einem Review werden die Wirkungen von Vitamin D auf die Leukozyten und die TH1-, TH2-, TH17-Balance beschrieben. Der Autor bezeichnet Vitamin D folgerichtig als Immunmodulator, das heißt, sowohl Infektanfälligkeit als auch Autoimmunität werden vermindert. Bei jeder Infektgefahr (z. B. in „coronaren Zeiten“), aber auch bei jeder Autoimmunkrankheit sollte daher der Vitamin-D- Status optimiert werden.

Ein anderes Review beschreibt klare epidemiologische Zusammenhänge zwischen Vitamin-D-Mangel und Entzündungen. Die Datenlage bei den interventionellen Studien ist hier nicht so eindeutig, was möglicherweise auch der Heterogenität der Studien geschuldet ist. So wurden in vielen Studien viel zu geringe Dosen eingesetzt oder die Applikation erfolgte nicht täglich, sondern wöchentlich, monatlich oder sogar als einmaliger Bolus.

Schaut man sich die Strukturformeln von Cortisol und Vitamin D an (▶Abb.1, ▶Abb. 2), so stellt man große Ähnlich-
keit fest. Beide weisen antiinflammatorische Wirkungen auf, wobei die cortisoltypischen Nebenwirkungen beim Vitamin D auch bei hohen Dosen nicht beobachtet werden.

strukturfromel cortisol

Abb. 1 Strukturformel von Cortisol.

strukturformel cholecalciferol

Abb. 2 Strukturformel von Cholecalciferol.

In einer Metaanalyse zeigten 15 Studien mit über 2000 Patienten und Kontrollpersonen signifikant geringere Vitamin-D-Spiegel bei den Rheumatikern. Die Effektstärke lag bei einem recht hohen Wert von 0,608 (p=0,017). 13 Studien mit fast 1000 Patienten fanden eine negative Korrelation zwischen Vitamin-D-Spiegel und dem Symptomen- Score DAS18 (r = –0,278, p = 0,00018).

Von der Metaanalyse zur klinischen Einzelstudie: Rheumatiker mit erhöhter Entzündungsaktivität (DAS CRP-Score) und Vitamin-D-Mangel (< 20 ng/ml) erhielten Vitamin D. Nach 12 Wochen sank der Schmerz auf der VAS-Skala von 3,77 auf 2,79 und der DAS CRP wurde von 3,68 auf 3,08 reduziert. Beides war statistisch signifikant. Ähnliches konnte für die Psoriasis gefunden werden. In einer Metaanalyse mit 10 Studien an über 1000 Patienten und Kontrollen fanden sich signifikant geringere Vitamin-D-Spiegel bei den Psoriatikern. Innerhalb der Patienten fand sich eine signifikante Korrelation zwischen Vitamin D und dem PASI-Sore, der die Krankheitsaktivität widerspiegelt – je höher der Vitamin-D-Spiegel war, desto geringer war die Krankheitsaktivität.

Warum wirkt Omega-3 antientzündlich?

In einem Review werden die Auswirkungen von Omega-3-Fettsäuren auf das Immunsystem dargestellt. Danach sind die maritimen Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) Vorläufersubstanzen von Leukotrienen, Prostaglandinen (Gruppe 3), Maresinen, Protectinen und Resolvinen. Die Forscher beweisen dabei große Kreativität, wenn sie etwa Hormonen den Namen Protectine (Schutzhormone) oder Resolvine (Rücklöser) verleihen. Dabei wird auf die Fähigkeit dieser Hormone hingewiesen, Entzündungsprozesse, die ja zur Infektabwehr und zur Wundheilung essenziell sind, auch wieder auflösen zu können.

Es muss immer wieder darauf hingewiesen werden, dass diese Botenstoffe nur aus EPA und DHA gebildet werden können, nicht jedoch aus der pflanzlichen Omega-3-Fettsäure Alpha-Linolensäure (ALA). Während aus EPA die antientzündlichen Prostaglandine der Gruppe 3 gebildet werden, ist die Omega-6-Fettsäure Arachidonsäure (AA) der Vorläufer der proentzündlichen Prostaglandine der Gruppe 2.Daraus resultiert die Empfehlung, maritime Omega-3-Fettsäuren zu bevorzugen und tierische Omega-6-Fettsäuren zu meiden.

Rheuma – Omega-3 klar überlegen

Eine Metaanalyse mit Studien zeigte in der Gesamtheit deutlich weniger Schmerzen unter Omega-3. In einer Subgruppenanalyse wurden EPA-lastige mit DHA-lastigen Prä- paraten verglichen: Studien mit einem hohen DHA-Anteil zeigten eine geringe Effektstärke von 0,12, Studien mit einem hohen EPA-Anteil wiesen mit 0,38 eine deutlich bessere Effektstärke auf. EPA wirkt nach dieser Metaanalyse also deutlich stärker antientzündlich als DHA.

Eine kleine Studie untersuchte 60 Rheumatiker, die trotz Prednisolon 10 mg, Indomethacin 75 mg, Hydroxychloroquin 200 mg und MTX 0,2 mg/kg KG pro Woche eine hohe Aktivität aufwiesen. Sie erhielten 3,9 g Omega-3 (eine recht hohe Dosis, entspricht etwa 2 EL Fischöl). Dann wurde der ACR70 bestimmt. Dieser gibt an, wie viele Menschen eine Reduktion der Schmerzen um mindestens 70%, evtl. auch 90 oder sogar 100% aufweisen. Dies erreichten nur knapp 5% der Placebo-, aber 77% der Verum-Patienten. Das ist ein sensationelles Ergebnis bei diesen schulmedizinisch praktisch maximal ausbehandelten und trotzdem noch symptomatischen Patienten.

Was bringt die Kombination?

In einem Experiment erhielten 53 MS-Patienten 2g Omega-3 und 3500 IE Vitamin D täglich. Bezüglich Geschlecht, Alter, Medikation und Behinderungsgrad wurden matched-pairs gebildet, die Placebos erhielten. Nach 12 Wochen wurden signifikante Unterschiede gefunden: Der Behinderungs-Score EDSS (–0,18), CRP (–1,7mg/l), antioxidative Kapazität (+ 55,4 mmol/l) und der Marker für nitrosativen Stress Malondialdehyd (–0,86 μmol/l) waren in der Verum-Gruppe gegenüber Placebo signifikant besser.

Weitere Beiträge

Es folgen weitere Beiträge zum Thema Nährstoffe und Immunsystem. 

 

Nährstoffe – Power für das Immunsystem

Wir kennen ca. 50 essenzielle Nährstoffe. Bei einigen von ihnen gilt es als gesichert, dass sie zur Funktion des Immunsystems enorm beitragen.

Vitamin D: Das„Sonnen-vitamin“ unter Beschuss?

Die vielfältigen Wirkungen haben dazu geführt, dass immer mehr Ärzte ihren Patienten Vitamin D empfehlen.

Nährstoffe

Nährstoffe sind verschiedene organische und anorganische Stoffe. Diese werden vom Organismus bzw. allen Lebewesen zur Lebenserhaltung aufgenommen und mit dem Stoffwechsel verarbeitet.