Corona

Mit Nährstoffen
Corona vorbeugen?

– Vitamine, Mineralien, Fettsäuren

DR. MED. VOLKER SCHMIEDEL

Die einen empfehlen Nährstoffe als Heilsbringer bei Infektionen, die anderen unterstellen ihnen völlige Wirkungslosigkeit. Aus diesem Grund erfolgt hier ein Faktencheck: Welche Nährstoffe können tatsächlich zur Vorbeugung von Infektionen sinnvoll sein? Und ganz wichtig: Welche Dosen benötigen wir dafür? Wie sinnvoll sind dabei Labortestes? Naturarzt-Autor Dr. med. Volker Schmiedel nimmt sich dieser Fragen aus wissenschaftlicher Sicht an und schildert seine persönlichen Erfahrungen.

Die wichtigsten Nährstoffe für das Immunsystem

1. Vitamin D – das Sonnenhormon

Das RKI hat selbst vor einigen Jahren erforscht, wie gut (oder schlecht) wir mit Vitamin D versorgt sind. Danach befi nden
sich ständig etwa zwei Drittel aller Menschen im Vitamin-D-Mangel (und hier wurde ein niedriger unterer Grenzwert von 50 nmol/l zugrunde gelegt). Ein Drittel hat aber sogar einen schweren Vitamin-D-Mangel (unter 30 nmol/l). Im Winter schaut es noch schlimmer aus: Da befinden sich über 80 Prozent der Menschen im Vitamin-D-Mangel und die Hälfte davon in einem schweren. Das RKI kennt diese Zahlen. Man fi ndet sie nach langem Suchen im Internet, aber eine weit verbreitete Warnung des RKI vor diesen katastrophalen Zuständen habe ich noch nicht vernommen.

Wir haben bisher noch keine klinische Studie zu Vitamin D als Vorbeugung von Corona. Wenn Vitamin D aber bei Influenza-,
Rhino-, Adeno- und vielen weiteren Viren hilft, warum sollte es das ausgerechnet bei Corona nicht tun? Vitamin D richtet sich ja gar nicht gegen das Virus, sondern stärkt „nur“ das Immunsystem. Um auf einen zur Immunabwehr vernünftigen Spiegel zu kommen, reichen aber die üblicherweise empfohlenen 800 IE bei weitem nicht aus. Dazu bedarf es bei einem Erwachsennen etwa 4.000 IE täglich. Die Angst vor einer Überdosierung ist hier unberechtigt, da diese Dosis von der EFSA (Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde) als völlig unbedenklich angesehen wird. Ich überprüfe bei meinen Patienten den Spiegel immer vor und drei Monate nach Beginn einer Therapie und passe die Dosis dann optimal an. Dabei ist man dann sowohl vor einer Unterversorgung als auch vor einer Überdosierung sicher.

2. Vitamin A – das „Barrierevitamin“

Die Haut und die Schleimhaut stellen unsere erste Abwehrbarriere gegen Eindringlinge dar. Hier ist eine gute Vitamin-A-Versorgung von entscheidender Bedeutung.

Mit 3.000-10.000 IE Vitamin A machen NATURHEILWISSEN 10 7/2020 wir nichts verkehrt. Es wird häufig vor Überdosierungen bei Vitamin A gewarnt – besonders in der Schwangerschaft wegen fruchtschädigender Wirkung. Das ist prinzipiell richtig, aber bis 10.000 IE besteht keine Gefahr. So viel brauchen wir aber gar nicht. Wenn wir Vitamin D nehmen, sollten wir gleichzeitig etwa die halbe bis die gleiche Dosis an Vitamin A nehmen. Ich habe während der Corona- Krise selbst jeden Tag 5.000 IE Vitamin D und 3.000 IE Vitamin A genommen

3. Vitamin C – das „Erkältungsvitamin“

Es gibt Studien, die belegen, dass es bei einer täglichen Einnahme von Vitamin C im Grammbereich weniger Infekte gibt und diese auch mit weniger schweren Symptomen verlaufen. Bei einem akuten Infekt kann man die Dosis sogar auf 5 – 10 g täglich steigern.

Wenn ein Patient mit einem beginnenden Infekt zu mir in die Praxis kommt, gebe ich ihm sogar eine Vitamin-CInfusion (mit Zink) und kann damit manchen Infekt noch verhindern oder zumindest abschwächen. Während der Corona-Krise wurden auf den chinesischen Intensivstationen mit guten Erfolgen Vitamin-C-Infusionen eingesetzt, wovon wir von unseren Virologen oder vom RKI leider nichts erfahren haben.

4. Zink – das „Immunmineral“

Kein Spurenelement ist so wichtig für das Immunsystem wie Zink. Es beeinfl usst ganz viele Bestandteile unserer Immunabwehr: Sowohl das zelluläre (z. B. B-Lymphozyten, T-Lymphozyten, natürliche Killerzellen) als auch das humorale Immunsystem (z. B. die Immunglobuline IgA, IgG, IgM). Ohne Zink können wir weder Viren und Bakterien noch Krebszellen abwehren!

Die Dosis sollte bei 10 – 30 mg am Tag liegen. Für diese Dosen sind vorbeugende Effekte klar bewiesen. Sogar bei bereits eingetretenem Infekt kann Zink noch helfen. Nämlich dann, wenn man früh genug mehrfach täglich eine Zinktablette nimmt (am besten sogar lutscht, damit die entzündete Halsschleimhaut mit dem Zink in Kontakt kommt, um auch die lokale Wirkung von Zink auszunutzen). Ich habe noch gelernt, dass ein Schnupfen ohne Behandlung eine Woche und mit sieben Tage dauert. Das ist mittlerweile überholt. Die Krankheitsdauer kann mit Zink von etwa 7 auf 4 Tage verkürzt werden – wissenschaftlich bewiesen.

5. Selen – das „Anti-Oxidationsmineral“

Selen ist Bestandteil des anti-oxidativen Enzyms Glutathionperoxidase. Bei jeder Entzündung und bei jedem Infekt entstehen
mehr freie Radikale, die entgiftet werden müssen, um keinen Schaden anzurichten. Genau dafür ist Selen mitverantwortlich. Selen reguliert aber auch noch das Immunsystem. Ein überschießendes Immunsystem (wie bei Autoimmunkrankheiten) lässt sich herunterregulieren, ein schwaches aber wird unterstützt. Hierzu gibt es gute wissenschaftliche Übersichtsarbeiten, z. B. im renommierten Journal „Nutrients“.

Der „Normwert“ liegt beim Selen bei 107– 145 μg/l (Vollblut), der Optimalwert jedoch bei etwa 150-200 μg/l. Erst dann ist von einer optimalen Funktion der Glutathionperoxidase auszugehen. Die meisten benötigen hierfür 50 – 200 μg zusätzlich. Am besten kontrolliert man Selen vor und drei Monate nach Beginn der Einnahme im Vollblut.

6. Omega-3 – der „Anti-Entzündungsnährstoff“

Omega-3-Fettsäuren aus maritimen Quellen wie Fisch- oder Algenöl enthalten EPA, die stärkste entzündungshemmende Fettsäure bei Autoimmunkrankheiten wie Rheuma, Asthma oder Neurodermitis. Omega-3 hemmt also Entzündungen. Gerade die benötige ich aber, um Infekte zu bekämpfen. Müsste da Omega-3 nicht sogar schädlich sein? Ich habe das wissenschaftliche
Datenmaterial gesichtet und Studien an Tieren gefunden, die zeigen, dass die Viren sich mit Omega-3 schlechter vermehren
können. Die Tiere starben auch viel seltener an den Viren, wenn sie mit Fischöl (im Vergleich zu einem PlaceboÖl) behandelt wurden. Verantwortlich dafür sind Schutzhormone, sogenannte Protectine, die aus EPA und DHA gebildet werden (nicht aber aus ALA, welches in Leinöl vorhanden ist). DHA ermöglicht auch die Bildung sogenannter Resolvine (Rücklöser). Mit ihrer Hilfe kann eine vom Immunsystem eingeleitete Entzündung auf natürlichem Weg wieder aufgelöst und beendet werden. Die Menschen sterben an einer Corona-Infektion ja nicht bei den Viren selbst, sondern am sogenannten Zytokinsturm, der vom eigenen Immunsystem ausgelöst wird. Sowohl Vitamin C als auch Omega-3 können die Heftigkeit dieses tödlichen Zytokinsturms mindern.

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