Quizfrage:

 LDL ist das „böse“ Cholesterin? Die Ärzte wollen diesen Killer-Stoff so niedrig wie möglich halten. Aber welcher Wert ist derjenige, der nach einer großen Studie mit der geringsten Gesamtsterblichkeit verbunden ist?

a. < 55 mg/dl
b. < 70 mg/dl
c. < 100 mg/dl
d. Ca. 130 mg/dl

Wann soll ein erhöhtes Cholesterin medikamentös behandelt werden?

Frau Cornelia Kullmann (Name geändert) kam vor einiger Zeit in meine Praxis, weil ihr der Arzt eine medikamentöse Therapie ihrer schlechten Cholesterin-Werte nicht nur nahegelegt, sondern sie praktisch zur Therapie genötigt habe. Wenn sie diese katastrophalen Werte nicht mit Statinen senke, werde sie in den nächsten Jahren mit großer Wahrscheinlichkeit einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleiden. Frau Kullmann war natürlich von dieser Drohung massiv eingeschüchtert und hatte Angst vor den Folgen Ihrer Skepsis gegenüber den Statinen. Gleichzeitig hatte sie aber auch Furcht vor den Nebenwirkungen dieser Präparate. In Ihrer Bekanntschaft kannte sie mehrere Menschen, die danach in eine starke Erschöpfung gefallen waren oder wegen Muskelschmerzen kaum noch laufen konnten.
Ich ließ mir natürlich sofort ihre Laborwerte zeigen, um das Risiko wissenschaftlich basiert abschätzen zu können:
Sie ist 48 Jahre alt. Kein Diabetes, Nichtraucherin, in der Familiengeschichte sind keine Gefäßerkrankungen bekannt. Das hat mich doch einigermaßen beruhigt, denn das sind alles bedeutsame Risikofaktoren.
Ihr Blutdruck war mit 110/70 mmHg sogar ausgesprochen niedrig, was das Risiko für die Gefäße senkt. Aber in der Tat waren ihre Cholesterinwerte nicht gerade das, was sich der Kardiologe erträumt:
mg/dl                   mmol/l
Gesamtcholesterin               264                       6,86
LDL-Cholesterin                  185                        4,81
HDL-Cholesterin                   62                        1,61
Triglyceride                          150                       1,70

Da zückt der Arzt schon mal den Statin-Rezeptblock. Doch eine Arteriosklerose ist eine komplexe Erkrankung, bei der viele Faktoren eine Rolle spielen. Ich berechne gern das statistische Risiko mit zwei bekannten Risiko-Rechnern.
Der PROCAM-Rechner der Assmann-Stiftung beruht auf einer großen epidemiologischen Studie https://www.assmann-stiftung.de/procam-tests/.
Der ARRIBA-Rechner beruht auf Daten der bekannten Framingham-Studie und steht nur Ärzten zur Verfügung. Er wurde von Wissenschaftlern der Universitäten Marburg, Rostock und Düsseldorf entwickelt. Beide Modelle beruhen also keineswegs auf den pharmafeindlichen Meinungen esoterischer Naturheilkundler, sondern sind wissenschaftlich valide.
Ich habe mal die Daten in beide Rechner eingegeben und das Ergebnis war mehr als erstaunlich. Trotz des vermeintlich sehr ungünstigen Cholesterins ergaben sich folgende 10-Jahres-Risiken für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall:
PROCAM                            0,8 %
ARRIBA                               1,0 %
Die Abweichung darf als nicht nennenswert angesehen werden. Beide Rechner kommen zu einem verschwindend geringen Risiko, welches aufgrund der Gesamtkonstellation der Risikofaktoren weit niedriger als jenes bei Durchschnittsfrauen in diesem Alter ausfällt. Die Leitlinien besagen, dass bei einem Risiko über 20 % unbedingt behandelt werden sollte, bei 10-20 % kann man es noch von anderen Faktoren abhängig machen, man kann, muss aber nicht behandeln. Mit einem Wert im Prozentbereich braucht man aber nicht nur nicht behandeln, man darf nicht therapieren! Es würde sich um einen glatten Kunstfehler handeln. Ergänzend muss ich dazu sagen, dass es hier um die primäre Prävention geht, also wenn noch keine schwerwiegende Gefäßerkrankung vorliegt.
Unter einer sinnvollen Nutzen-Risiko-Abwägung darf hier nicht behandelt werden. Einem kaum vorhandenen Risiko stehen folgende Nebenwirkungen der Statine gegenüber:

  • Die häufigste Nebenwirkung wird gar nicht erwähnt. Statine führen sehr häufig (nach meiner Schätzung zu mehr als 50 %) zu einem Q10-Mangel. Q10 ist aber ein wichtiges Vitaminoid. Ein Mangel kann zur Erschöpfung führen, eine gute Versorgung kann das Leben verlängern, siehe https://youtu.be/Zvtry4Xse0I
  • Statine können zu Muskelschädigungen und erhöhten Leberwerten führen. Deshalb sollte der Muskelwert CK und die Leberwerte ca. 6 Wochen nach Beginn einer Statintherapie kontrolliert werden. Im Lipobay-Skandal hatte es riesige Schadensersatzansprüche gegen die Firma Bayer gegeben https://www.spiegel.de/wirtschaft/lipobay-skandal-bittere-pille-fuer-bayer-a-222457.html. Viele Menschen waren an einer Muskelauflösung durch das Statin von Bayer gestorben. In diesem Skandal nahm übrigens ein namhafter Gesundheitspolitiker eine unrühmliche Rolle ein https://news-stadt.de/prof-dr-karl-lauterbach-und-seine-skandaloese-vergangenheit/.
  • Statine erhöhen das Diabetes-Risiko massiv. Und Diabetes ist nun eine Stoffwechselstörung, die von Arteriosklerose Betroffene oder Gefährdete nun überhaupt nicht gebrauchen können, weil das Risiko für die Gefäße darunter enorm ansteigt.
  • Die Mehrheit der Ärzte würden Frau Kullmann sicher ein Statin verordnen, weil sie meist nur in Grenzwerten, nicht aber in ganzheitlichen Zusammenhängen zu denken gelernt haben. Viele Ärzte scheinen nach meiner Meinung auch nicht zwischen primärer und sekundärer Prävention zu unterscheiden (der Laborzettel tut es ja auch nicht). Nach meiner Erfahrung könnte bei der überwiegenden Mehrheit der Patienten (in der primären Prävention!) das Statin sofort abgesetzt werden – und man wäre damit schulmedizinisch leitlinienkonform. Leider halten sich viele Mediziner nicht an ihre eigenen Leitlinien!

Eine Alternative zu den synthetischen Statinen sind Präparate aus Rotem Reis. Siehe hierzu auch
https://youtu.be/2qPzroTkZqM
https://youtu.be/WWx4-4JIpmg
Am Ende des Newsletters finden Sie ein Beispiel für ein Präparat aus Rotem Reis, welches ich gern einsetze.

Mit herzlichen Grüßen,
Dr. Volker Schmiedel

Studie des Monats

 

https://nutrition.bmj.com/content/bmjnph/early/2022/06/30/bmjnph-2022-000462.full.pdf

Zwischen 1999 und 2014 wurden 19.034 Menschen des National Health and Nutrition Examination Survay (NHANES) auf einen Zusammenhang zwischen LDL-Cholesterin-Spiegel und Gesamt-Mortalität hin untersucht. Das LDL ist das so genannte „böse“ Cholesterin, welches für Gefäßerkrankungen und Todesfälle durch Herzinfarkte und Schlaganfälle verantwortlich gemacht wird.
1619 Todesfälle wurden im Untersuchungszeitraum registriert. Die Gruppe mit dem niedrigsten LDL-Spiegel wies die höchste Sterblichkeit auf! Das Risiko war in dieser Gruppe im Vergleich zur Gruppe mit dem niedrigsten Spiegel um mehr als 70 % erhöht – bitte nochmals lesen: erhöht, nicht erniedrigt!
Statistisch wurden die Daten um Confounder (mögliche Störfaktoren) wie Alter, Geschlecht, Rauchen etc. adjustiert, damit die Ergebnisse wirklich durch das LDL und nicht vielleicht durch diese Faktoren zu erklären wären.
                          
Abb. 1: Zusammenhang zwischen LDL-Cholesterin und Gesamtsterblichkeit

Die Forscher können die Ergebnisse, die allen kardiologischen Empfehlungen widersprechen, auch nicht erklären, diskutieren aber über mögliche Gründe. So könnte LDL etwa vor Virusinfekten und Krebs schützen.

Anmerkungen von mir:

  • Die niedrigste Gesamtsterblichkeit lag bei etwa 130 mg/dl – ein Wert, bei der nahezu jeder Kardiologe sofort zum Statin-Rezeptblock greift. Nun könnte man ja denken, dass sehr niedrige LDL-Werte vielleicht doch das Krebsrisiko begünstigen könnte. Aber die Herz-Kreislauf-Sterblichkeit sollte doch bei niedrigerem LDL als 130 mg/dl stark absinken. Weit gefehlt. 
  • Ich muss an dieser Stelle betonen, dass es sich um eine Studie der primären Prävention handelt. Die Ergebnisse sind nicht auf die sekundäre Prävention übertragbar, also wenn schon ein Herzinfarkt, ein Stent oder ein Schlaganfall vorliegt. Hier schaut das Nutzen-Risiko-Verhältnis anders aus. Umgekehrt dürfen die positiven Ergebnisse der sekundären Präventionsstudien nicht ungeprüft auf Gesunde angewendet werden! Einen Cholesterin-Grenzwert auf einem Laborzettel festzulegen, ist daher grundsätzlich äußerst problematisch. Handelt es sich um primäre oder sekundäre Prävention? Ist das jemand, der zwar ein relativ hohes LDL aufweist, sich aber gesund ernährt, Sport treibt und generell um eine gesunde Lebensweise bemüht ist? Oder handelt es sich um einen übergewichtigen Diabetiker mit mehreren Herzinfarkten in der Familie? Dies wird alles gar nicht in die Risikobewertung einbezogen – jedenfalls nicht sehr oft. Ich habe den Eindruck, dass Ärzte allen Patienten mit einem LDL von 130 mg/dl oder mehr sofort ein Statin verpassen, wenn diese nicht bei „drei“ auf den Bäumen sind. Diese Praxis ist nicht wissenschaftlich gerechtfertigt und möglicherweise sogar schädlich.
  • Betrachten wir uns doch einmal die Abb. 1 genauer an. Gehen wir doch von einem Wert von 130 mg/dl mal nach rechts. Wir sehen, dass bei höheren Werten das Risiko für den Herz-Tod ansteigt, aber nur ganz langsam. Selbst bei einem LDL von 300 mg/dl – da empfehlen Ärzte schon mal, das Testament zu schreiben, wenn man keine Statine nehmen will (ich übertreibe natürlich satirisch) – ist das Sterberisiko nur minimal (weniger als 20 %) höher als bei 130 mg/dl. Gehen wir jetzt einmal von 130 mg/dl nach links, also zu niedrigeren Werten. Hier steigt das Risiko langsam, unter 90 mg/dl aber dramatisch an. Bei einem LDL von 70 mg/dl – dahin sollen die Patienten heute geradezu gepeitscht werden – ist das Risko deutlich höher als bei 300 mg/dl. Diesen Wert sollen alle Menschen haben?
  • Wir sehen hier eine grundsätzliche Problematik. Die konventionelle Medizin tendiert zu einem einfachen Ursache-Wirkungs-Denken. Einer Krankheit liegt eine Ursache zugrunde. Wenn diese beseitigt ist, dann ist alles gut. Was bei akuten Krankheiten (Beinbruch -> Operation, Herzinfarkt -> Gefäßaufdehnung, Lungenentzündung -> Antibiotika) in der Regel gut funktioniert, versagt bei komplexen Krankheiten meist. Ein einfaches monokausales Denken und Handeln (Krebs -> Chemotherapie, Epidemie -> Isolation und Impfung, Prävention der koronaren Herzkrankheit -> Cholesterinsenkung) versagt hier nicht nur häufig, sondern kann unter Umständen mehr Schaden als Nutzen anrichten. Wir müssen differenziert denken und den gesamten Nutzen einer Maßnahme mit deren Risiken gegenrechnen. An möglichen Risiken einer Statin-Therapie (z.B. möglicherweise mehr Krebs oder Virus-Tote, wie dies von den Forschern der Studie diskutiert wird) haben die Pharma-Firmen aber überhaupt kein Interesse. Kann das daran liegen, dass der Jahresumsatz alles Statine weltweit bei 40.000.000.000 $ liegt (ich habe nur mehrere Jahre alte Zahlen, das dürfte heute noch weit mehr sein)?
  • Komplexe Thematiken wie Arteriosklerose/Cholesterin oder Infekte/Immunsystem gehören endlich einmal ganzheitlich betrachtet, auch wenn dies anstrengender ist. Anderenfalls werden wir ein immer teureres und gleichzeitig immer ineffektiveres Gesundheitssystem bekommen – und in diesem Prozess sind wir schon mitten drin.

Zur Studie

Buchtipp des Monats

Cholesterin zu Recht verteufelt oder lebensnotwendig?

Erhöhte Cholesterinwerte – mit dieser Diagnose wird die Hälfte der Erwachsenen über 50 einfach krankgeschrieben. Ist das medizinisch wirklich notwendig? Dr. med. Volker Schmiedel hat Antworten darauf:

  • Wie lese ich Laborwerte richtig?
  • Welche Fette sind gut und welche böse?
  • Welche pflanzlichen und sonstigen Cholesterinsenker gibt es?

Anhand von Checklisten stellen Sie fest, ob Cholesterin wirklich ein Risiko für Sie darstellt und welche Faktoren Ihr Risiko für Arteriosklerose und Herzinfarkt beeinflussen. Und für den Arztbesuch hält das Buch einen Spickzettel mit allen wichtigen Punkten parat.

COVID-19 und Long-COVID – können wir uns wirklich allein mit der Impfung davor schützen?
aufgeschnappt und kommentiert
 
Nimmt der Irrsinn denn doch kein Ende?

Dr. med. Quintus Querulantius merkt hierzu an: Deutschland ist in Europa, ja wahrscheinlich sogar in der ganzen Welt das einzige Land, welches immer noch an rigiden, wissenschaftlich nicht begründeten Corona-Maßnahmen sowie an Impfempfehlungen festhält, die weit über das Maß in anderen Ländern hinausgeht. Ich möchte darauf nicht im Einzelnen eingehen, sondern hier nur ein paar Corona-Splitter bringen.
Wissen Sie noch, warum sich auch völlig gesunde Menschen ohne Risiken für schwere Covid-Verläufe gegen Corona impfen lassen sollten? Warum man auch Kinder und Jugendliche geradezu zur Impfung genötigt hat? Richtig: Wir sollen damit die Risikogruppen schützen. Eine wichtige Pfizer-Managerin wurde vor der EU-Kommission zum Schutz vor Übertragbarkeit des Virus durch die Impfung befragt. Hier ist die furchtbare Antwort: https://youtu.be/mnxlxzxoZx0

Pfizer hat den Impfstoff niemals daraufhin überprüft! Die Impfung junger Menschen ohne besondere Risiken wurde mit einer kompletten Lüge erzwungen. Haben Sie mitbekommen, dass wir derzeit eine massive Übersterblichkeit aufweisen? Und das in ganz Europa? Eigentlich hatte man mit einer Untersterblichkeit gerechnet, da ja durch Covid viele alte und kranke Menschen ein paar Monate bis Jahre früher gestorben sind und dadurch jetzt nicht mehr sterben können. Hier die Quelle und eine Graphik vom Juli 2022 dazu: https://ec.europa.eu/eurostat/web/products-eurostat-news/-/ddn-20220916-1

Wie ist das zu erklären? Impfkritiker verdächtigen natürlich die Corona-Impfung. Da wir kaum andere Hypothesen haben, sollte dies dringend überprüft werden. Welche Altersgruppen sterben da gerade vermehrt? Wie ist der Impfstatus der Verstorbenen? Das ließe sich mit epidemiologischen Studien alles leicht herausbekommen. In den Medien habe ich bisher nur eine Erklärung dazu gehört: Die Übersterblichkeit liege an der Klimakatastrophe. In der Juli-Hitze würden halt so viele sterben. Ich habe herzhaft gelacht. Schauen Sie sich auf der Karte mal Island an. Hohe Übersterblichkeit. Wahrscheinlich sind da bei 35° C in Island sehr viele Menschen gestorben. Für wie dumm halten uns eigentlich unsere Experten?

Zum Schluss noch der Hammer: Prof. Bergholz ist als Mitglied einer Expertenkommission der Regierung zu den Corona-Maßnahmen sicher kein Schwurbler. Er hat sich einige Zahlen statistisch angeschaut, z.B. der Zusammenhang der Booster-Impfrate mit den Inzidenzen. Der sollte ja invers sein, also viele Impfungen, geringe Inzidenz. Er hat sich auch die Lebendgeburtenraten angeschaut. Das Video ist zwar über 30 Minuten lang, aber die Zahlen lassen einem die Haar zu Berge stehen: https://youtu.be/vZBZL5CXQJ4

Und das Schlimmste: Haben Sie von all dem in den Medien mal etwas gehört? Haben Sie mal eine Stellungnahme von unserem immer noch beliebten Killer-Karle (ich warte immer noch auf seine versprochene herbstliche Killer-Variante!) vernommen? Die Zahlen sind da. Sie müssen jetzt diskutiert werden. Und wir müssen Konsequenzen daraus ziehen. Wenn wir dies schon nicht als Gesellschaft, so kann dies aber jeder Einzelne für sich tun!

Ihr Dr. med. Quintus Querulantius

aufgeschnappt und kommentiert
 

 

 

Auflösung der Quizfrage

Welcher LDL-Wert ist derjenige, der nach einer großen Studie mit der geringsten Gesamtsterblichkeit verbunden ist?

  1. < 55 mg/dl – das ist der Wert, den viele Kardiologen für die Patienten fordern

  2. < 70 mg/dl – den Wert hatten wir mal vor ein paar Jahren

  3. < 100 mg/dl – dieser Zielwert ist noch älter, hatte aber wohl noch zu wenige Menschen in eine Statin-Therapie getrieben

  4. Ca. 130 mg/dl – tatsächlich weist die epidemiologische Studie bei diesem Wert das niedrigste Risiko auf. Bei höheren Werten stieg das statistische Risiko leicht, bei niedrigeren Werten aber massiv an.

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