Quizfrage:
- Verdoppelt
- Verdreifacht
- Verfünffacht
- Verzehnfacht
Zitat des Monats
„No sports.“
Winston Churchill
Das soll der englisch Premierminister auf die Frage geantwortet haben, warum er so alt geworden ist (er starb trotz hohen Whiskey- und Tabakkonsums im zarten Alter von über 90 Jahren). Dabei war er in seiner Jugend durchaus sehr sportaffin gewesen. Er betätigte sich u.a. als Fechter, Reiter und Polo-Spieler (https://de.wikipedia.org/
Wir schreiben den Juni 2021 und vor wenigen Tagen wurden all diejenigen, die das Fußball-EM-Spiel zwischen Dänemark und Finnland gesehen haben, Augenzeugen eines medizinischen Notfalls. Der dänische Spieler Christian Eriksen kollabierte vor aller Augen im Stadion und an den Bildschirmen und wurde vor laufenden Kameras reanimiert und defibrilliert.
Er hat das Riesenglück gehabt, dass dies während eines Spieles stattfand, wo Sanitäter, Ärzte und ein Defibrillator zugegen waren. Im Training hätte er das vermutlich nicht überlebt! Ist das nur ein Einzelfall oder kommt dies öfter vor. Nun gibt es immer wieder mal Berichte von meist jungen Männern, die zu Tode kommen – meist nach einer kleinen Erkältung, nach der zu früh wieder mit dem Sport begonnen wurde, ohne die Myokarditis (Herzmuskelentzündung) zu bemerken, die sich aus dem viralen Infekt entwickelt hat. Wenn ältere Männer betroffen sind, handelt es sich meist um ein Kammerflimmern, welches sich bei einem akuten Herzinfarkt auf der Grundlage einer bisher nicht bekannten KHK (Koronare Herzkrankheit) eingestellt hat.
Eine prospektive 21 Jahre dauernde Studie (Corrado D, Basso C, Rizzoli G, Schiavon M, Thiene G: Does sports activity enhance the risk of sudden death in adolescents and young adults? J Am Coll Cardiol. 2003 Dec 3;42(11):1959-63.) hat untersucht, wie oft es zu solchen Ereignissen kommt (SHD = sudden heart death = plötzlicher Herztod). Die Forscher haben dabei mehr als 1 Million Nicht-Sportler mit mehr als 100.000 Athleten verglichen. Bei den Nicht-Sportlern gab es 0,9 Todesfälle aufgrund von SHD, bei den Sportlern hingegen 2,3 – in jedem Jahr pro 100.000. Die Differenz von 1,4 müsste man dann auf alle Sporttreibenden hochrechnen, dann kommt man schon auf erkleckliche Zahlen. Besonders wenn man bedenkt, dass ein junger Mensch vielleicht 60 Jahre seiner erwarteten Lebensspanne verliert, ein 70jähriger, der einem Kammerflimmern im Rahmen eines Herzinfarktes zum Opfer fällt, aber “nur” etwa 10 Jahre verliert. Fast 90 % aller Todesfälle traten bei den Sportlern während oder kurz nach der körperlichen Belastung auf, bei den Nicht-Sportlern waren es nur etwa 10 %.
Der Satz „Sport ist Mord!“ hat also doch seine Gültigkeit, weil bei den Sportlern ja eine Ursächlichkeit angenommen werden muss? Aus zwei Gründen kommt hier ein ganz klares Nein:
- Durch die sportliche Tätigkeit werden über eine Vermeidung oder Verringerung von Risikofaktoren ein Vielfaches der Menschenleben gerettet, die den oben beschriebenen Ereignissen zum Opfer fallen. Sportler haben bessere Lipide, niedrigeren Blutdruck, geringeres Körpergewicht, rauchen auch weniger, ernähren sich meistens gesünder und haben höhere Myokin-Spiegel. Myokine sind Muskelhormone, die u.a. Herz, Gefäße und Gehirn schützen. Moderater Ausdauersport weist mit Sicherheit ein sehr günstiges Nutzen-Risiko-Profil auf.
- Der Sport war in diesen Fällen des plötzlichen Herztodes sicher nicht die Ursache, sondern nur der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Nur wenn eine Myokarditis mit einem dadurch leichter irritierbaren elektrischen Leitungssystem im Herzen mit einer starken physischen und psychischen Belastung (vermehrte Ausschüttung von ebenfalls Herzrhythmusstörungen begünstigenden Stresshormonen wie Cortisol und Adrenalin) zusammentrifft, besteht eine deutliche erhöhte Gefahr.
Studiendaten deuten darauf hin, dass eine schlechte Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren das Risiko weiterhin massiv erhöht (siehe auch Studie des Monats). Aus anderen Untersuchungen wissen wir außerdem, dass Langläufer, deutsche Wintersportler und amerikanische Footballspieler so gut wie nie optimale Omega-3-Spiegel aufweisen, viele haben eine schlechte Versorgung und nicht wenige haben so katastrophale schlechte Werte wie diejenigen im schlechtesten Viertel in der Studie des Monats.
Es gibt keine wissenschaftliche Untersuchung an Fußballspielern (oder anderen Sportlern), die Omega-3 gemessen und dann geschaut hat, wie viele mit welchen Omega-3-Spiegeln dem plötzlichen Herztod erlegen sind. Eine solche Studie müsste sehr lange dauern, müsste viele, viele Probanden beinhalten und wäre viel zu aufwändig und teuer.
Wenn man aber die einzelnen Aspekte zusammenfügt, so gelangt man zu der Vermutung, dass eine schlechte Omega-3-Versorgung zum Risiko für den sudden heart death bei Sportlern beitragen könnte.
Es ist zugegebenermaßen spekulativ, aber zusammen mit einer leichten Myokarditis könnte auch beim Fußballer Eriksen eine schlechte Omega-3-Versorgung zu diesem beinahe fatalen Ereignis geführt haben. Die Omega-3-Spiegel hätten mich in diesem Fall sehr interessiert, aber leider messen Kardiologen diesen wichtigen Parameter nicht.
Ausführliche Einzelheiten hierzu erfahren Sie in meinem Youtube-Video „Warum sterben Sportler?“. Gute Omega-3-Produkte sowie Links zu Laboren, die Fettsäureanalysen durchführen (bitte keine Serum-Analyse durchführen lassen, siehe auch https://youtu.be/TDCeOClzm6s).
Mit herzlichen Grüßen (im wahrsten Sinne des Wortes),
Dr. Volker Schmiedel
Studien des Monats
Harris, WS: Omega-3 fetty acids and cardiovascular disease: A case for omega-3 index as a new risk factor. Pharmacologocal Research 55 (2007) 217-223
Link zur Originalarbeit: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/
Harris hat zusammen mit von Schacky (bei einem Glas Bier, persönliche Mitteilung von Prof. von Schacky) den Omega-3-Index erfunden. Er stellt die Summe der Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA aus maritimen Quellen im Verhältnis zu allen Fettsäuren dar. Er ist mittlerweile ein wichtiger Parameter in vielen wissenschaftlichen Untersuchungen zu Omega-3 geworden. In der Studie des Monats werden wichtige Omega-3-Studien zitiert.
In einer Arbeit (Siscovick DS, Raghunathan TE, King I, Weinmann S, Wicklund KG, Albright J, Bovbjerg V, Arbogast P, Smith H, Kushi LH, Cobb LA, Copass MK, Psaty BM, Lemaitre R, Retzlaff B, Childs M, Knopp RH. Dietary intake and cell membrane levels of long-chain n-3 polyunsaturated fatty acids and the risk of primary cardiac arrest. J Am Med Assoc. 1995;274:1363–7.) wurde der Omega-3-Index mit dem Auftreten des sudden heart death verglichen. Das Viertel mit dem durchschnittlichen Index von 3,9 % hatte zehnmal so viel Ereignisse wie das Viertel mit dem durchschnittlichen Omega-3-Index von 7,3 %. 10x so viel! Das sind 1000 %! Solche Zahlen kommen normalerweise in medizinischen Untersuchungen nicht vor! Die Graphik dazu finden Sie in der linken Hälfte der Abbildung.
In einer anderen Arbeit (Albert CM, Campos H, Stampfer MJ, Ridker PM, Manson JE, Willett WC, Ma J. Blood levels of long-chain n-3 fatty acids and the risk of sudden death. N Engl J Med. 2002;346:1113–8.) wurde der Omega-3-Index mit dem Auftreten von Herzstillstand verglichen (der muss noch kein Todesurteil bedeuten, ist aber nahe dran). Dabei hatten diejenigen mit einem Omega-3-Index von 3,3 % zehnmal so häufig einen Herzstillstand wie diejenigen mit einem Index von 6,3 %. Die Graphik dazu finden Sie in der rechten Hälfte der Abbildung.
Daraus ergibt sich der Schluss, dass ein Omega-3-Index von unter 4 % tunlichst zu vermeiden und ein solcher von über 8 % möglichst anzustreben ist. Leider nehmen die meisten Kardiologen diese Daten immer noch nicht zur Kenntnis!
Dr. Lown war Kardiologe und hat mit der Erfindung des Defibrillators zahlreichen Menschen das Leben gerettet. Er hat als konventioneller Kardiologe nach der Beendigung seiner Karriere interessante Einsichten gewonnen. Er wirft sich selbstkritisch sogar vor, dass er mit seiner Tätigkeit und seinen Erfolgen der Technikgläubigkeit in der Medizin Vorschub geleistet und zur Vernachlässigung des „Heilens“ beigetragen hat. Die Beschäftigung mit der „verlorenen Kunst des Heilens“ sollte eine Pflichtlektüre für jeden Medizinstudenten, Arzt, Therapeuten, Mitarbeiter der Krankenhausadministration und von Krankenkassen werden. Interessierte Laien werden dieses oftmals anekdotisch verfasste Buch auch mit Gewinn lesen.
aufgeschnappt und kommentiert |
Never whisper in the presence of wrong! Dr. med. Quintus Querulantius merkt hierzu an: Ihr Dr. med. Quintus Querulantius |
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Antwort d) Verzehnfacht also richtig.